Aspacher Brücke wird heute abgesenkt
Neue Murrbrücke erhält provisorische Rampen und kann bis zum Straßenfest wieder halbseitig für den Verkehr freigegeben werden
Heute ist der Tag der Wahrheit, heute wird die Aspacher Brücke um 1,2 Meter aufs künftige Fahrbahnniveau abgesenkt. Die Vorarbeiten an der wichtigsten Baustelle im Backnanger Stadtgebiet sind in den vergangenen Wochen reibungslos vonstattengegangen, sodass die neue Brücke voraussichtlich rechtzeitig am Montag vor dem Straßenfest für den Verkehr freigegeben werden kann.

© Pressefotografie Alexander Beche
Seltsam deplatziert erscheint die Stahlkonstruktion derzeit noch. Das ändert sich heute im Laufe des Tages, dann wird das Bauwerk auf die 1,2 Meter tiefer liegenden Widerlager abgelassen. Foto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Noch thront das stählerne Brückenbauwerk wie ein Fremdkörper über der Murr. Filigran einerseits, und doch 160 Tonnen schwer. Die Experten der Roßlauer Schiffswerft (RSW) aus Dessau planen, die Brücke bis heute Abend abgesenkt zu haben. Dies geschieht ganz langsam und immer in Zehnzentimeterabschnitten. RSW-Bauleiter Reinhard Lau weiß um die Gefährlichkeit dieses Unterfangens und betont immer wieder, wie wichtig das sorgfältige und ruhige Hantieren bei diesem letzten Arbeitsschritt ist. An dem Widerlager in Richtung Stadtmitte heben zwei 100-Tonnen-Pressen die Stahlkonstruktion an. Dann wird die Unterkonstruktion aus Eisenholz um jeweils eine Schicht abgetragen und die Brücke auf die nächste Lage abgesenkt. Und das wiederholt sich ein Dutzend Mal. Auf der anderen Seite liegt die Konstruktion bislang noch auf einem Stahlträger auf. Dieser wird heute Morgen abgebaut, dann hängt die Brücke am Haken eines 350-Tonnen-Krans, der die Last Millimeter für Millimeter ablässt. Lau betont: „Wir machen Schritt für Schritt. Die Brücke darf nie in Schieflage kommen und die Heber müssen immer gerade stehen, nichts darf schieben, sonst kann das ganz schnell gefährlich werden.“
Backnangs Bauamtsleiter Hans Bruss ist zuversichtlich, dass die Brücke bis zum Straßenfest wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Wenn das Bauwerk an der richtigen Stelle positioniert ist, wird noch eine zweilagige Asphaltschicht aufgebracht. Dann fehlen nur noch die provisorischen Rampen, die vom bisherigen Straßenniveau auf die künftige Brücke führen. Die Rampen müssen vorerst auf einer Länge von etwa acht Metern die 50 Zentimeter Höhendifferenz zwischen der alten und der neuen Brücke ausgleichen. Die Straßen selbst werden erst im Laufe der nächsten zwei Jahre neu gestaltet, saniert und angehoben. Die Ausschreibungen für diese Arbeiten laufen derzeit. Bruss geht davon aus, dass sich Anfang Juni entscheidet, welche Firma den Zuschlag erhält. Die Brücke ist für längere Zeit, eventuell sogar die nächsten zwei Jahre für den Verkehr nur halbseitig befahrbar. Geplant ist, dass der Verkehr stadtauswärts geführt werden kann. Je nach Baufortschritt und Notwendigkeit könnte die Richtung auch einmal gewechselt oder die Brücke nochmals komplett für den Verkehr gesperrt werden.
Sanierungsarbeiten im Umfeld
der Brücke dauern noch zwei Jahre
Zufrieden ist auch Rainer Böhle, stellvertretender Abteilungsleiter der Aspacher Firma Lukas Gläser. Die Arbeiten würden zwar eine Woche hinterm eigentlichen Zeitplan herhinken, dies aber nur, weil noch Zusatzarbeiten wie etwa Verankerungen an den Widerlagern angefallen sind. Inzwischen sind selbst schon die Handläufe auf den Brückengeländern montiert. Vormontiert sind auch Gas- und Wasserleitungen. Und alle Leerrohre für weitere Verbindungen sind bereits verlegt und die Hängegerüste unter der Brücke abgebaut. Im Nachhinein räumt Böhle ein, dass der Zeitplan anspruchsvoll war. „Das Wetter ist uns entgegengekommen, wir hatten Glück.“ Das günstige Wetter war vor allem bei den Schweiß- und Korrosionsschutzarbeiten wichtig. Böhle: „Bei Regen wären die Arbeiten sehr aufwendig gewesen. Wir hätten unter einem Zelt arbeiten oder die Arbeiten sogar verschieben müssen. Auch die Luftfeuchtigkeit hätte zum Problem werden können.“ Nun scheint es so, als würden am Montag, 18. Juni, die ersten Fahrzeuge die Aspacher Brücke wieder queren können.
Hochwasserschutz Info Die Brückenerneuerung ist Teil des Hochwasserschutzes. Die neue Brücke liegt höher und ist schlanker, sodass die Murr künftig einen Meter mehr Durchfluss hat. Der Hochwasserschutz in Form einer Mauer ist am linken Ufer zwischen der Bácsalmásbrücke und der Aspacher Brücke bis zum Straßenfest fertig. Ab Juli geht es dann auf der anderen Murrseite entlang der Talstraße weiter, ebenso an einer Seite des Mühlkanals. An der Stelle, an der der Mühlkanal die Talstraße quert, existiert ein Regenüberlaufbecken (500 Kubikmeter) für die Kanalisation. Das nötige Pumpwerk dazu wird derzeit geplant.