Asphalt aus Cashewschalen macht bundesweit Furore

Stuttgart als Vorbild: Unzählige Medien berichten über den umweltfreundlichen Bioasphalt in der Stresemannstraße. Das große Interesse freut die Stadt.

Zum ersten Mal wird der Bioasphalt auf einer ganzen Straße verlegt.

© Lichtgut /Julian Rettig

Zum ersten Mal wird der Bioasphalt auf einer ganzen Straße verlegt.

Von Alexander Müller

Stuttgart - „Wir können alles außer Hochdeutsch“ – der viel diskutierte Werbeslogan des Landes Baden-Württemberg könnte derzeit passender für Stuttgart kaum sein. Erweist sich die Verwaltung doch einmal mehr als äußerst innovationsfreudig. Denn die Entscheidung, als erste deutsche Kommune einen neuen umweltfreundlichen Asphalt mit Bitumen aus den Schalen von Cashewkernen zu verlegen (wir berichteten), macht bundesweit Furore.

„Ein so großes Interesse hat es noch nie gegeben“, betont Jürgen Mutz, der Leiter des städtischen Tiefbauamts. Seit dem Bekanntwerden, dass Stuttgart bundesweit zum ersten Mal eine gesamte Straße mit dem neuen Belag mit Bitumen aus den Schalen von Cashewkernen asphaltiert, steht das Telefon fast nicht mehr still. Die Fernsehsender und Kamerateams geben sich quasi die Klinke in die Hand – egal, ob öffentlich-rechtlich oder private Sender. Der „Stuttgarter Bioasphalt“ ist in aller Munde, aber nur bildlich gesprochen. Denn essbar ist er ebenso wenig wie die Schalen, und „er riecht auch nicht nach Nüssen“, lacht Mutz. Aber die Idee scheint in Zeiten des Klimawandels viele anzusprechen.

Das große Interesse macht Mutz stolz: „Es zeigt, dass wir den richtigen Schritt gewagt haben.“ Zumal die Stadt immer auf der Suche nach umweltfreundlichen Baustoffen ist. Schließlich will die Stadt bis 2035 klimaneutral werden. Um die Eigenschaften des neuartigen Asphalts genau untersuchen zu können, wird der Versuch mit der rund 2000 Quadratmeter großen Fläche an der Stresemannstraße wissenschaftlich von der Hochschule für Technik in Stuttgart begleitet. Bewusst wurde dabei die viel befahrene Kreuzung am Höhenpark ausgewählt, um die vom Anbieter bessere Standfestigkeit testen zu können.

„Bislang sieht es sehr gut aus“, betont Mutz. Um eine Aussage treffen zu können, ob der „Nuss-Asphalt“ zur Dauerlösung in Stuttgart werden könnte, sei es aber noch viel zu früh. Im Normalfall wird das für die Verlegung von Asphalt notwendige Bindemittel Bitumen aus Rohöl gewonnen. Die Firma b2 Square – Bitumen beyond oil hat nun aber ein Verfahren entwickelt, anstatt des fossilen Brennstoffes nun eben die Schalen der Cashewkerne zu nutzen. Vom großen Interesse profitiert natürlich auch das kleine Start-up aus Nordrhein-Westfalen. „Wir haben Anfragen aus der ganzen Welt“, sagt Gründer und Geschäftsführer Frank Albrecht. Vor allem Flughäfen hätten bereits Aufträge erteilt. Neben Frankfurt auch London und Manchester. Und demnächst soll auch in Japan – analog zum Stuttgarter Vorbild – eine komplette Straße asphaltiert werden.

Und was ist, wenn die Nachfrage weiter steigt und es nicht mehr genügend Cashewkern-Hülsen für die Produktion geben sollte. „Wir testen bereits die Eigenschaft anderer Rohstoffe. Wir wissen ja jetzt, nach was wir suchen müssen“, erklärt Albrecht. „Es wird aber auf jeden Fall wieder ein nachwachsender Rohstoff sein.“

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Erstellt:
25. Oktober 2024, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
25. Oktober 2024, 23:58 Uhr

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