Auch die Volksbank Backnang setzt auf Automaten
In Erbstetten, Großerlach, Spiegelberg, Allmersbach im Tal und Kaisersbach wird es ab April kein Personal mehr geben. Bei den SB-Geschäftsstellen kooperiert die Genossenschaftsbank künftig mit der Kreissparkasse Waiblingen.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Nachdem die Kreissparkasse Waiblingen bereits im vergangenen Jahr 13 kleinere Geschäftsstellen in Selbstbedienungsfilialen umgewandelt hatte, zieht nun auch die Volksbank Backnang nach. Wie der Vorstandsvorsitzende Jürgen Beerkircher gestern auf der Jahrespressekonferenz bekannt gab, wird die Genossenschaftsbank aus fünf Filialen das Personal abziehen. In Erbstetten, Großerlach, Spiegelberg, Allmersbach im Tal und Kaisersbach können Volksbank-Kunden ihre Bankgeschäfte ab April dann nur noch an Automaten erledigen. Beerkircher begründet diesen Schritt mit einem geänderten Kundenverhalten: Standardgeschäfte würden heute zunehmend online erledigt, gleichzeitig steige der Bedarf nach qualifizierten Beratungen, die man in so kleinen Filialen aber nicht anbieten könne.
„Natürlich ist das ein Einschnitt“, weiß Beerkircher, aber man biete Alternativen, auch für ältere und weniger onlineaffine Menschen. So hat die Volksbank vor einigen Jahren in Murrhardt ein sogenanntes Kundendialogcenter eingerichtet. „Dort können sie alles telefonisch erledigen, was sie auch in einer Geschäftsstelle machen können“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Für ausführlichere Beratungen kämen die Mitarbeiter auf Wunsch auch nach Hause. Außerdem will die Volksbank im Gegensatz zur Kreissparkasse an allen Standorten Briefkästen erhalten, in die man zum Beispiel Überweisungsträger einwerfen kann.
Um weiterhin auch in kleinen Orten präsent zu sein, macht die Volksbank Backnang künftig gemeinsame Sache mit ihrem größten Konkurrenten. So werden die Selbstbedienungsfilialen in Allmersbach im Tal, Großerlach, Spiegelberg, Kaisersbach sowie in Waldrems zusammen mit der Kreissparkasse Waiblingen betrieben, die Kosten für Miete und Technik werden geteilt. So sei es möglich, die wichtigsten Dienstleistungen dauerhaft flächendeckend anzubieten, erklärt Beerkircher.
Bausparverträge sind plötzlich wieder gefragt
Während einfache Bankgeschäfte also vermehrt online oder am Automaten erledigt werden, registriert die Volksbank zugleich einen wachsenden Bedarf nach Beratungsgesprächen, sowohl bei Sparern als auch bei Kreditnehmern. Grund sind die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen.
Bei einem Preisanstieg von mehr als acht Prozent droht ein realer Vermögensverlust, der sich durch festverzinsliche Anlagen nicht ausgleichen lässt. Dies sei nur mit Sachanlagen wie zum Beispiel Aktien möglich, erklärt Jürgen Beerkircher. Zwar war 2022 auch für Aktienanleger kein gutes Jahr, doch die Geschichte habe gezeigt, dass aktuelle Krisen die Kurse immer nur vorübergehend belastet hätten. Der Volksbank-Chef ist deshalb nach wie vor überzeugt: „Langfristig führt an einer Aktienanlage kein Weg vorbei.“ Andere Sorgen haben diejenigen, die Geld brauchen, um zum Beispiel eine Immobilie zu finanzieren. Für sie haben sich die Kreditzinsen innerhalb weniger Monate vervierfacht. Zwar sind vier Prozent Zinsen für einen Baukredit historisch betrachtet noch immer nicht viel, doch die Käufer waren aus den vergangenen Jahren eben anderes gewohnt.
Nachfrage nach Immobilien wird wohl nicht dauerhaft einbrechen
Trotzdem rechnet Vorstandsmitglied Jürgen Schwab nicht damit, dass die Nachfrage nach Immobilien dauerhaft einbrechen wird: „Wohnraum ist ja nach wie vor knapp.“ Und es bringe auch nichts, auf günstigere Zinsen oder fallende Immobilienpreise zu warten. „Ich glaube nicht, dass es auf absehbare Zeit billiger wird.“
Allerdings müsse der Haus- oder Wohnungskauf nun eben gründlicher geplant werden. Eine Renaissance erlebt in diesem Zusammenhang das Bausparen, weil man sich damit einen günstigeren Zins langfristig sichern kann. Die Volksbank Backnang konnte deshalb im vergangenen Jahr Bausparverträge und -darlehen mit einem Gesamtvolumen von 86 Millionen Euro an die Bausparkasse Schwäbisch Hall vermitteln – so viel wie nie zuvor. Die Volksbank selbst gehört übrigens zu den Profiteuren der Zinswende, denn steigende Zinsen bedeuten auch wachsende Margen für die Bank. Das spiegelt sich in einem deutlich verbesserten Betriebsergebnis wider: So stieg der Gewinn 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Millionen Euro, wobei dazu laut Jürgen Schwab auch noch ein Sonderertrag von vier Millionen aus Zinssicherungsgeschäften beigetragen hat. Die rund 45000 Mitglieder der Bank dürfen daher auf eine steigende Dividende hoffen. Die genaue Höhe muss der Aufsichtsrat noch festlegen.
Auch die übrigen Bilanzzahlen sorgen beim Vorstand für zufriedene Gesichter. Sowohl die Kundeneinlagen als auch das Kreditgeschäft sind um mehr als vier Prozent gewachsen, die Bilanzsumme erhöhte sich um knapp drei Prozent. Weitere Fusionen mit anderen Genossenschaftsbanken sind für Jürgen Beerkircher und seine Vorstandskollegen deshalb momentan kein Thema: „Wir sehen uns gut aufgestellt und glauben, dass wir als Schnellboot besser reagieren können als ein großer Tanker“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Backnang Das Projekt Kronenhöfe in der Backnanger Innenstadt, das die Volksbank zusammen mit dem Bauträger Aspa umgesetzt hat, ist fast abgeschlossen. Insgesamt 44 Wohnungen sowie sechs Gewerbeeinheiten sind dort entstanden. Laut Vorstandsmitglied Wolfgang Matt wurden bislang rund 65 Prozent der Flächen verkauft.
Murrhardt Das Gebäude in der Nägelestraße, in dem sich die Regionaldirektion der Volksbank befindet, soll ab Herbst umgebaut und erweitert werden. Im Erdgeschoss soll neben der Bank auch ein Laden mit regionalen Produkten einziehen. Darüber entstehen 16 neue Wohnungen. Während der Bauzeit wird die Volksbank ein Ausweichquartier in der Hörschbachstraße beziehen.
Aspach Das Beratungszentrum in der Hauptstraße wird abgerissen und durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt. Über der Bankfiliale sind fünf Wohnungen geplant. Die Volksbank hat das alte Gebäude bereits im November 2022 geräumt. Bis zur Fertigstellung des Neubaus empfängt sie ihre Kunden in der Backnanger Straße 6.
Oberstenfeld Das größte Bauprojekt in der Geschichte der Volksbank Backnang ist auf dem ehemaligen Werzalit-Gelände in Oberstenfeld geplant. Auf elf Hektar Fläche soll dort Wohnraum für bis zu 1400 Menschen entstehen. Allerdings wird das Projekt schrittweise realisiert, zunächst muss die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen.