Auf der Suche nach der Ortsmitte
Zukunftswerkstatt „Lebendige Ortsmitte Lippoldsweiler“ bindet Einwohner aktiv ein
Auftakt zur Schaffung einer lebendigen Ortsmitte mit ganz intensiver und direkter Beteiligung der Bürger löst bei einigen Besuchern in der Mehrzweckhalle Hohnweiler Irritationen aus. Viele Ideen entstehen im Workshop dennoch. Die Umsetzung der Maßnahmen wird zunächst geprüft und dann dem Gemeinderat vorgestellt.

© Pressefotografie Alexander Beche
An Lippoldsweiler schätzen die Einwohner das viele Grün drum herum und die familiäre Atmosphäre.
Von Andreas Ziegele
AUENWALD. Mehr als 80 Einwohner hatten sich eingefunden und wohl eine Frontal-Präsentation durch den Bürgermeister Karl Ostfalk erwartet. Es kam dann anders und für viele war es Neuland in einer Workshop-Atmosphäre an der Zukunft der Ortsmitte von Lippoldsweiler mitzuarbeiten. Ganz offensichtlich zeigte sich das in der Äußerung einer Bürgerin: „Mir hat keiner gesagt, dass ich hier was arbeiten muss.“ Kaum gesagt, hatte sie auch wieder den Ort des Geschehens verlassen. Viele ließen sich dann aber doch auf das ungewohnte Format der Informationsveranstaltung ein und beteiligten sich rege. Junge und erfahrene sowie weibliche und männliche Einwohner stellten schon eher einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung dar als die vorausgegangen Umfrage. Diese hatte im Februar und März dieses Jahres alle knapp 3000 Einwohner aufgefordert, Stärken und Schwächen von Lippoldsweiler zu benennen. Mit 71 Rückläufern fiel das Ergebnis dann aber doch etwas enttäuschend aus.
„Aber wo ist diese Ortsmitte überhaupt?“ war die erste Frage, die Jochen Roos, Geschäftsführer des beauftragten Stadt- und Landschaftsplanungsunternehmens Roosplan aus Backnang den Einwohnern stellte. Aktiv konnte dann mit Nadeln an aufgestellten Plänen der Auenwälder Teilgemeinde der individuelle Ortskern markiert werden. Schon hier zeigte sich eine breite Streuung, letztendlich jedoch mit einem Schwerpunkt im Kreuzungsbereich der Badstraße und des Ringwegs mit der Hauptstraße.
Die Kartenabfrage nach den Stärken und Schwächen ihres Ortsteils führte zu den ersten intensiven Diskussionen an den acht Tischen, die in der Mehrzweckhalle Hohnweiler verteilt aufgestellt waren. Im Wesentlichen wiederholten sich hier die Ergebnisse, die bereits durch die Umfrage ermittelt wurden. Bei den Stärken wurde der öffentliche Personennahverkehr gelobt und das soziale, kulturelle und gesundheitliche Angebot hervorgehoben. Auch die landschaftliche Lage und die Grünflächen wurden hier erwähnt. Positiv sehen die Einwohner die familiäre und traditionelle Atmosphäre, die das Leben in der Gemeinde bietet.
Noch Potenzial nach oben
Deutlich mehr Karten an der Pinnwand fanden sich bei den Schwächen oder „den Potenzialen“, wie es Jochen Roos bezeichnet. Hier wurde die Verkehrssituation als ungünstig bezeichnet. Zu viel Verkehr, zu unsichere Schulwege und das Parkplatzproblem insbesondere an den Durchgangsstraßen sind nach Ansicht der Einwohner Themen, an denen angesetzt werden kann. Ein Punkt, der sowohl in der Umfrage als auch beim Workshop festgestellt wurde, sind die zahlreichen Leerstände in der Auenwälder Teilgemeinde. Hier kam es dann zu einem wütenden Zwischenruf eines Bürgers: „Das ist doch Quatsch. Wir brauchen die Gebäude zur Unterbringung unserer landwirtschaftlichen Geräte. Sie können hier nicht von Leerständen reden, wenn das nicht stimmt“, machte er seinem Ärger Luft. Karl Ostfalk rief den Zwischenrufer dann aber deutlich zur Ordnung: „Lassen Sie uns hier weitermachen. Das ist Ihre private Meinung und die können wir dann später diskutieren!“
Ein konkreter Verbesserungsvorschlag, offensichtlich von einem jüngeren Gemeindemitglied abgegeben, war die Idee „den ehemaligen Tresorraum der Volksbank als Location zu nutzen“. Viele wünschen sich wieder einen Geldautomaten in Lippoldsweiler. Aber da machte Karl Ostfalk keine großen Hoffnungen: „Kein Geldinstitut wird einen Automaten aufstellen, nur damit es der Schultes nicht so weit zum Geldabheben hat.“ Gemeint war vom Bürgermeister, dass die Umsätze an den Geldautomaten nicht ausreichen, um die Banken für eine Installation zu motivieren.
Der Auenwälder Bürgermeister versprach den Einwohnern, dass man sich nun in einem nächsten Schritt die Maßnahmen überlegen werde, um die genannten Punkte umsetzen zu können. „Dazu bedarf es aber auch eines Auftrags durch den Gemeinderat“, ergänzte Ostfalk und nahm damit gleichzeitig die zahlreich anwesenden Mitglieder des Gremiums in die Pflicht.
Eine gewisse Skepsis an der Veranstaltung ist aber bei dem einen oder anderen doch geblieben: „Wir haben schon mal im Jahr 2010 ein ähnliches Projekt gestartet. Die Ergebnisse sind in Schubladen verschwunden“, äußerte sich ein älterer Herr, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.