Auf der Suche nach Dosen am Zwiebelberg
Sommerreportage: Geocaching ist als Hobby an der freien Luft auch in Coronazeiten möglich. Für die interaktive Schatzsuche gibt es im Rems-Murr-Kreis zahlreiche Routen. Eine von ihnen ist in Auenwald zu finden.

© Alexander Becher
Beim Geocaching machen sich Schatzsucher ausgestattet mit den Koordinaten auf den Weg, um die Verstecke der Dosen ausfindig zu machen. Fotos: A. Becher
Von Lorena Greppo
Auenwald. Der Hinweis lautet „drinnen“. Bei der Ankunft an den angegebenen Koordinaten des Geocaches fällt direkt ein Rohr im Graben auf. Das muss es doch sein! Nichts da, so leicht wird es den Suchenden nicht gemacht. Also gilt es, weiter zu schauen. Vielleicht in einem Loch im Baum? Fehlanzeige, außer Spinnweben ist hier nichts zu holen. Aber Moment mal, im Gestrüpp rund um den besagten Baum findet sich ein weiteres Rohr, gut versteckt zwischen Brombeerranken und Brennnesseln. Und siehe da, ein Blick hinein und die Dose ist gefunden, der Schatz wird gesichert. Wobei Schatz für den einen oder anderen übertrieben klingen mag, schließlich entpuppt sich der Inhalt als überschaubar. Neben dem obligatorischen Logbuch, in das sich die glücklichen Finder eintragen dürfen, finden sich ein Hustenbonbon, ein paar Wachsmalstifte und ein Flyer. Aber darum soll es beim Geocaching ja auch gar nicht gehen – der Weg ist das Ziel und die erfolgreiche Suche genug der Belohnung.

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Wer den Cache gefunden hat, darf sich ins Logbuch eintragen.
Aufgekommen ist diese Freizeitbeschäftigung in Deutschland nach der Jahrtausendwende. Seitdem nimmt die Zahl der versteckten Döschen immer weiter zu. Einen erneuten Aufschwung hat Geocaching durch die Coronapandemie erhalten. Der Grund liegt auf der Hand: Das Hobby wird an der frischen Luft betrieben, der Abstand kann gewahrt werden und durch das Rätseln und Suchen wird jeder Spaziergang aufgepeppt. Die Voraussetzungen für die interaktive Schatzsuche sind denkbar einfach: Eine Registrierung auf dem Geocaching-Portal, ein GPS-fähiges Gerät (ein Smartphone reicht für gewöhnlich aus) in Verbindung mit der zugehörigen App und ein Stift sind nötig – schon kann es losgehen.
Recht schnell wird der Geocaching -Neuling feststellen: Nicht jeder Cache ist gleich. Bei den sogenannten Rätsel-Caches muss beispielsweise erst eine Aufgabe gelöst werden, bevor man überhaupt die richtigen Koordinaten erhält. Bei den Multi-Caches gilt es, verschiedene Stationen zu absolvieren, bevor man am Ende zur Dose gelangt. Die am weitesten verbreitete und beliebteste Variante ist jedoch der traditionelle Cache. Hierbei werden die Koordinaten des Verstecks direkt veröffentlicht, der Cacher geht also nur noch dorthin und sucht die Dose. Das mag einfach klingen, allerdings sind die Verstecke oft sehr gut gewählt und die Behältnisse selbst zum Teil winzig klein. Die Voraussetzungen für ein Versteck sind denkbar einfach: Es muss öffentlich zugänglich sein und sich nicht weniger als 150 Meter von einem bestehenden Cache befinden. Außerdem sollen die Natur sowie fremdes Eigentum durch das Versteck nicht geschädigt werden. Zwar befinden sich die meisten Dosen im Rems-Murr-Kreis in der Natur, jedoch bietet auch der urbane Raum reichlich Gelegenheiten für gute Verstecke.
Zum Teil haben Geocacher die Verstecke in Form eines Rundgangs angelegt – so auch die 13 Stationen umfassende Tour „Um den Zwiebelberg“ in Auenwald. Sie startet gemäß der Beschreibung in der Silcherstraße, führt den Heiniger Steinweg entlang durch den Wald und dann am Zwiebelberg vorbei zurück. Wobei man sich nicht strikt an die Reihenfolge halten mus – ein Einstieg ist an jeder Station möglich.
Berührungsängste mit der Flora am Wegesrand sollte man nicht haben
Im Vorfeld sei gesagt: Eine gewisse Naturverbundenheit sollte gegeben sein. Denn auf der Suche nach den Dosen am Zwiebelberg ist oftmals Gekraxel im wadenhohen Gras und im Unterholz von Haselsträuchern angesagt. Dafür wird der Suchende allerdings auch mit einer wohldurchdachten Auswahl an Verstecken verwöhnt. Da ist das erwähnte Rohr, ein anderes Mal hängt die kleine Dose von einem Ast herunter – gut getarnt durch die vielen Blätter. An einer Station befindet sich das Logbuch in einer magnetischen Dose, die einer Schraube nachempfunden ist und so ungeübten Cacheraugen schnell entgehen kann. Meistens gibt es in der Beschreibung des Caches Hinweise für die Suchenden. „Hängend“ und „klein“ lautet beispielsweise der Tipp bei der ersten Station in der Silcherstraße. Etwas genauer wird es bei der abschließenden Station: Am ersten Haselnussstrauch rechts vom Weg solle man Ausschau halten, dort finde sich ein etwa zwölf Zentimeter langes Aststück mit etwa drei Zentimetern Durchmesser. Braucht es noch mehr Hinweise? Dann lohnt ein Blick auf die Kommentare anderer Nutzer im Logbuch. Ist das Versteck besonders trickreich, wird es hier sicherlich angemerkt.

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Manchmal ist ein beherzter Griff ins mögliche Versteck gefragt.
Dass die Route großen Anklang findet, zeigt sich ebenfalls beim Blick in das virtuelle Logbuch, in dem die Besucher noch Kommentare hinterlassen können: „Sehr empfehlenswert“, heißt es an der einen Stelle, „vielen Dank für den tollen Nachmittag“, schreibt ein anderer Nutzer. Gelobt wird auch die malerische Landschaft, die Umgebung wird als „ursprünglich und abwechslungsreich“ beschrieben. Denn nicht nur die Döschen belohnen den aufmerksamen Cacher in Auenwald, auch die Tierwelt bietet lohnende Anblicke: beispielsweise die Heupferde entlang des Weges oder Rotmilane in der Luft.
Und obwohl die Runde in der Nähe des viel besuchten Spielplatzes verläuft, ist es doch meistens möglich, die Schätze zu heben, ohne von Unbeteiligten beobachtet zu werden. Denn das ist beim Geocaching ausdrücklich nicht erwünscht – da wartet man lieber gemütlich auf dem Bänkchen, bis die Luft rein ist. Ebenso wenig sollen Privatgrundstücke betreten werden (außer der Eigentümer des Caches hat dies im Vorfeld abgeklärt und weist darauf hin).
Wer nach der Runde um den Zwiebelberg auf den Geschmack gekommen ist, dem stehen im nördlichen Rems-Murr-Kreis noch diverse andere Routen zur Verfügung. Beliebte Rundgänge sind in Backnang „im Plattenwald“ sowie das „Gertrudenbänkle“ an den Hepp-Seen oder in Murrhardt die Mountainbike-Tour „MTB 2“.
Plattform Eine Anmeldung erfolgt online unter www.geocaching.com. Weil die zugehörige App nur in der Basisversion kostenfrei ist, gibt es inzwischen verschiedene Alternativen, die kostenfrei im App-Store oder GooglePlay Store zur Verfügung stehen.

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Viel Ausrüstung ist nicht nötig, das Smartphone reicht aus, um die Verstecke zu finden.
Cache Eine Dose, die es zu finden gilt. Sie kann in Größe und Ausführung sehr unterschiedlich ausfallen. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Versteck oder geheimes Lager.
Logbuch Das Herzstück eines Caches. In dieses kleine Büchlein tragen sich die Finder mit ihrem Nutzernamen und dem Datum des Funds ein. Zusätzlich trägt man sich im virtuellen Logbuch ein, dieser Vorgang nennt sich loggen.
Muggel Passanten und all jene Menschen, die kein Geocaching betreiben. Sie sollen von der Suche nach den Caches nach Möglichkeit nichts mitbekommen. Kommt im Moment der Suche ein Muggel vorbei, so verhält sich der Cacher unauffällig, bis dieser außer Sichtweite ist. Der Begriff ist der Buchreihe „Harry Potter“ entnommen, wo er Nichtmagier bezeichnet.
Owner Der Eigentümer eines Caches. Er versteckt die Dose, hinterlegt die Koordinaten und pflegt den Cache. Beispielsweise tauscht er das Logbuch aus, wenn es voll ist.