CDU-Politiker Wilfried Klenk tritt aus dem Rampenlicht
Nach 43 Jahren in der Kommunal- und Landespolitik verabschiedet sich Wilfried Klenk in den Ruhestand. Neue Ämter will der langjährige Abgeordnete im Wahlkreis Backnang nicht mehr übernehmen.

© Alexander Becher
Wilfried Klenk an seinem Lieblingsplatz am Hahnbühl bei Oppenweiler. Ganz in der Nähe in Ellenweiler wurde er geboren und lebt dort bis heute. Foto: Alexander Becher
Von Kornelius Fritz
Oppenweiler. Vor zwei Jahren ging Wilfried Klenks politische Karriere überraschend in die Verlängerung. Nachdem er bei der Landtagswahl im März 2021 nicht mehr angetreten war, kündigte der CDU-Politiker zwei Monate später an, dass er als Staatssekretär im Innenministerium doch noch weitermacht. Nun ist aber auch damit Schluss: Im Alter von 64 Jahren hat sich Klenk Ende Juni endgültig in den Ruhestand verabschiedet.
Beim Abschiedsbesuch in der Zeitungsredaktion wirkt der langjährige Abgeordnete im Wahlkreis Backnang gelöst. „Ich bin total zufrieden mit meinem ganzen Berufsleben“, sagt er. Gleichzeitig freue er sich jetzt aber auch auf ein entspannteres und selbstbestimmtes Leben. „Ich falle in kein Loch und bin weiterhin voll beschäftigt“, versichert Klenk und erzählt von den anstehenden Projekten auf seinem Grundstück in Ellenweiler, wo er gerade eine alte Scheune sanieren lässt. Deshalb muss er auch alle enttäuschen, die etwa auf seine Rückkehr in den Gemeinderat von Oppenweiler gehofft hatten. „Ich werde keine Ämter mehr übernehmen“, stellt er klar.
Nachdem ihm sein Herz vor zwei Jahren unmissverständliche Warnsignale gesendet hatte, will der 64-Jährige nun andere Prioritäten setzen. Nach insgesamt 43 Jahren in der Politik darf er sich das auch erlauben. Verantwortung musste Wilfried Klenk schon sehr früh übernehmen: Gerade mal 14 Jahre alt war er, als seine Mutter starb. Während andere Jungs in seinem Alter die Nachmittage im Freibad verbrachten, musste der einzige Sohn dem Vater im landwirtschaftlichen Betrieb helfen. „Das prägt einen schon“, erzählt Klenk, der sein komplettes Leben in Oppenweiler verbracht hat. Dort hat er sich auch schon in jungen Jahren beim Roten Kreuz (DRK) und in der Feuerwehr engagiert. Mit gerade mal
21 Jahren kandidierte er erstmals für den Gemeinderat und wurde prompt gewählt.
Die Politik zum Beruf zu machen, war allerdings nie sein Plan. Als er 2001 in den Landtag gewählt wurde, war Wilfried Klenk schon 42 Jahre alt und leitete den DRK-Rettungsdienst in Stuttgart. Eine Führungsaufgabe, die er etliche Jahre auch noch parallel zu seinem Mandat ausübte.
Die Arbeit im Gemeinderat hat Wilfried Klenk geerdet
Der Praxisbezug sei ihm immer wichtig gewesen, sagt der 64-Jährige: „Ich halte es für schwierig, wenn Leute, die selbst nie wirklich gearbeitet haben, anderen die Welt erklären wollen.“ Auch die Arbeit im Gemeinderat, dem er bis 2018 angehörte, habe ihn geerdet, so Klenk. In seiner Heimatgemeinde vertrat er als stellvertretender Bürgermeister sogar für längere Zeit den erkrankten Rathauschef Sascha Reber. In der Kommunalpolitik seien die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen viel unmittelbarer zu spüren: „Wenn wir in Stuttgart etwas beschließen, steht das vielleicht am nächsten Tag in der Zeitung. Aber wenn man im Gemeinderat etwas beschließt, was den Bürgern nicht gefällt, dann warten sie nach der Sitzung vor dem Rathaus und stellen einen zur Rede.“
Doch auch in der Landespolitik fühlte sich Wilfried Klenk bald zu Hause. An Verbalattacken und parteipolitischen Scharmützeln beteiligte er sich allerdings ungern: „Mit Gepolter erreicht man in der Regel gar nichts“, hat er festgestellt. Auch aus den sozialen Netzwerken, die heute für viele Politiker ein wichtiges Kommunikationsinstrument sind, hat er sich bis zuletzt rausgehalten. Stattdessen hat Klenk bei Problemen im direkten Gespräch mit den Beteiligten nach Lösungen gesucht und diese auch oft gefunden. „Ich habe lieber zum Hörer gegriffen als Pressemitteilungen zu verschicken“, sagt der CDU-Politiker.
Als Staatssekretär lernte er die Regierungsarbeit kennen
Mit seiner pragmatischen und uneitlen Art hat Wilfried Klenk auch bei Vertretern der anderen Parteien viele Sympathien gewonnen. Das Amt des Landtagspräsidenten, das er ab 2015 aber nur ein Jahr ausüben durfte, war ihm deshalb auf den Leib geschneidert. Ab 2018 lernte Wilfried Klenk als Staatssekretär an der Seite von Innenminister Thomas Strobl dann auch die Regierungsarbeit kennen.
Nicht immer waren die Themen erfreulich: Zuletzt belastete die Affäre um den Polizeiinspekteur Andreas Renner die Arbeit. „Was da passiert ist, ist schlimm“, sagt Klenk über den Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen den ranghöchsten Polizisten. Gleichzeitig bedauert er aber auch, dass das Fehlverhalten eines Einzelnen einen Schatten auf die gesamte Polizei wirft. Die Affäre wird Klenk sogar noch in den Ruhestand verfolgen: Der Untersuchungsausschuss im Landtag hat ihn nämlich noch einmal als Zeugen geladen.
Fragt man ihn nach den wichtigsten Erfolgen in seiner Abgeordnetenzeit, nennt Wilfried Klenk spontan die Verlängerung der S-Bahn-Linie 4 von Marbach am Neckar nach Backnang. Als die Finanzierung auf der Kippe stand, habe er in persönlichen Gesprächen den damaligen CDU-Fraktionschef Stefan Mappus und den Ministerpräsidenten Günther Oettinger von dem Projekt überzeugt. Klenk ist sich sicher: Ohne diese Gespräche hätten Kirchberg an der Murr und Burgstetten heute noch keinen S-Bahn-Anschluss. Mindestens genauso wichtig ist ihm aber, dass er in vier Jahrzehnten Politik seine Überzeugungen und Ideale nie verraten hat: „Ich kann noch immer jeden Tag in den Spiegel schauen.“