Ausblick von Unsicherheit geprägt
Aktuelle Konjunkturzahlen der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr: Gute Wirtschaftslage, aber die Dynamik lässt nach

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Die Wirtschaftslage wird zwar gegenwärtig als gut bewertet, aber die Aussichten sind etwas gedämpfter als noch zu Jahresbeginn. Symbolfoto: Tatjana Balzer - Fotolia
WAIBLINGEN (pm). Nach wie vor zeigt sich die Mehrzahl der Unternehmen im Rems-Murr-Kreis mit der aktuellen Wirtschaftslage zufrieden. Erste Anzeichen weisen jedoch auf eine nachlassende Dynamik in vielen Unternehmen hin. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage, welche die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr dreimal jährlich bei ihren Mitgliedsunternehmen durchführt.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der als Stimmungsbarometer sowohl die derzeitige als auch die erwartete Geschäftslage abbildet, spiegelt nach wie vor die gute gegenwärtige Verfassung der hiesigen Wirtschaft wider. Der Wert hat sich zwar um 21 Punkte auf derzeit 125 Punkte verringert, bleibt damit aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Gleichzeitig sind die Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate gedämpfter als noch bei der vorangegangenen Umfrage Anfang des Jahres. Der Anteil der Optimisten ist von 39 Prozent auf 25 Prozent gefallen. Statt zuvor 8 Prozent der Betriebe erwarten derzeit fast 17 Prozent schlechtere Geschäfte. Die meisten Unternehmen (59 Prozent, Jahresbeginn: 53 Prozent) rechnen damit, ihre Geschäfte auf dem bisherigen Niveau zu halten. Die nachlassenden Erwartungen lassen auf eine konjunkturelle Abkühlung oder zunehmende Unsicherheiten hinsichtlich des weiteren Verlaufs in den Unternehmen schließen.
„Im Frühsommer 2019 befindet sich die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis noch immer auf hohem Niveau. Die Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Wirtschaftslage erneut positiv, reduzieren aber deutlich ihre Erwartungen zur Geschäftsentwicklung“, kommentiert Claus Paal, Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr, das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage.
Im aktuellen Stimmungsbild für den Rems-Murr-Kreis bewerten fast 52 Prozent der Betriebe ihre Lage gut (Jahresanfang: 66 Prozent), 41 Prozent befriedigend (30 Prozent) und 7 Prozent schlecht (4 Prozent). Insgesamt sind fast 93 Prozent der Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden.
Trotz erheblicher Probleme im internationalen Handel rechnen dennoch 67 Prozent aller exportorientierten Unternehmen im Rems-Murr-Kreis mit steigenden oder gleichbleibenden Exportgeschäften. 33 Prozent erwarten weniger Ausfuhren (Jahresbeginn: 13 Prozent). Schwelende Handelskonflikte, die unklare Situation beim Brexit und die Abkühlung der Weltkonjunktur führen zu Verunsicherung und tragen dazu bei, dass sich die Exportaussichten der Wirtschaft nun eintrüben. In der besonders exportorientierten Industrie haben sich die Aussichten der Exporteure gleichfalls verschlechtert. Nach 80 Prozent am Jahresanfang sind es jetzt 63 Prozent, die mit einer eher günstigen Entwicklung rechnen. 29 Prozent rechnen mit weniger Exporten (Jahresanfang: 12 Prozent). Die Sorgen um die Nachfrage aus dem In- und Ausland nehmen spürbar zu. Die abnehmenden Auftragseingänge der hiesigen Wirtschaft zeigen bereits, dass sich die externen Risiken inzwischen auf die heimische Wirtschaft auszuwirken beginnen.
Zahlreiche Risikofaktoren mahnen darüber hinaus zur Vorsicht. Das größte Problem für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bleibt der Fachkräftemangel. Allerdings ist die Bedeutung dieses Risikos im Vergleich zur Vorumfrage gesunken. Der Fachkräftemangel beeinflusst zugleich zunehmend die Entwicklung der Arbeitskosten. Als weitere Geschäftsrisiken konkret benannt werden von den befragten Unternehmen insbesondere die nachlassende Inlands- und Auslandsnachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.
Fokus Industrie: Auftragseingänge gesunken
Von den Industrieunternehmen im Rems-Murr-Kreis sind 91 Prozent mit ihrer momentanen Geschäftslage zufrieden. Rückläufige Erwartungen lassen allerdings auch hier auf eine konjunkturelle Abkühlung schließen. Nach 91 Prozent am Jahresanfang rechnen jetzt knapp 85 Prozent der Unternehmen mit einer besseren oder gleichbleibenden Geschäftsentwicklung. Die Auftragseingänge der Industrie sind mittlerweile gesunken, was Produktionsrückgänge nach sich ziehen könnte. Inzwischen gehen 32 Prozent der Industrieunternehmen davon aus, dass das Auftragsvolumen aus dem Inland abnehmen wird (Jahresanfang; 14 Prozent). Künftig weniger Bestellungen aus dem Ausland sehen 45 Prozent (Jahresanfang: 15 Prozent). Der Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten ist von 90 Prozent am Jahresbeginn auf 87 Prozent gesunken. Mit ihrer Ertragslage sind derzeit 90 Prozent der Industrieunternehmen zufrieden.
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hält an, wenn auch nicht mehr im selben Tempo wie bisher. 24 Prozent der Betriebe planen, die Beschäftigung in den kommenden Monaten auszuweiten (Jahresanfang: 30 Prozent). 17 Prozent erwarten geringere Beschäftigtenzahlen (Jahresbeginn: 4 Prozent). Die Dynamik beim Aufbau der Belegschaft könnte sich durch den Engpass bei Fachkräften und die zurückgehende Konjunktur etwas abschwächen. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Inland bleibt weiterhin hoch. So möchte fast ein Drittel der Unternehmen noch einmal mehr investieren als zuvor, aber zugleich 18 Prozent weniger. Am Jahresanfang gaben 42 Prozent zunehmende und 11 Prozent abnehmende Inlandsinvestitionen an.
Für die aktuelle Konjunkturumfrage wurden zwischen 5. April und 3. Mai 2019 rund 340 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung im Rems-Murr-Kreis befragt.