Autobahnzubringer wird voll gesperrt
Die Landesstraße L1115 zwischen Backnang und der Hardtwaldkreuzung bei Kleinaspach erhält während der Sommerferien eine neue Asphaltschicht. Der Verkehr wird durch Großaspach beziehungsweise über Erbstetten, Burgstall und Kirchberg umgeleitet.
Von Matthias Nothstein
BACKNANG/ASPACH. Die Fahrbahnoberfläche des Autobahnzubringers Backnang/Mundelsheim wird in den Sommerferien saniert. Konkret geht es um den insgesamt 8,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Backnang und der Hardtwaldkreuzung bei Kleinaspach. Dazu muss die Landesstraße, die zusammen mit der B14 die wichtigste Verkehrsader im Raum Backnang darstellt, abschnittsweise in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt werden.
Los geht es am Donnerstag, 29. Juli, mit der Sperrung des 4,2 Kilometer langen Abschnitts von der L1124 bis zur Hardtwaldkreuzung bei Kleinaspach. Die L1124 ist jene Landesstraße, die auf halber Höhe der Ortsumfahrung von Großaspach in Richtung Fürstenhof abzweigt. Die Umleitung erfolgt auf besagter L1124 bis kurz vor Rielingshausen und über die K1607 zur Hardtwaldkreuzung. Die Sperrung dauert drei Wochen und soll am Mittwoch, 18. August, aufgehoben werden, so der Plan des Regierungspräsidiums Stuttgart.
Der zweite Bauabschnitt schließt sich nahtlos an, die Arbeiten dauern bis Freitag, 27. August. Der Abschnitt umfasst die etwa 1,1 Kilometer lange Passage von der Einmündung Backnanger Straße in Großaspach bis zur Einmündung der L1124. Die Umleitung erfolgt durch Großaspach.
Für den dritten, etwa 1,0 Kilometer langen Bauabschnitt wird der Zubringer von Freitag, 27. August, bis Freitag, 10. September, zwischen der Rampe B14 (Auffahrt L1115/Krähenbachkreuzung) bis zur Einmündung der Backnanger Straße in Großaspach voll gesperrt. Die notwendige Umleitung hat es in sich. Sie erfolgt über die B-14-Anschlussstelle Backnang-Mitte in Richtung Erbstetten, Burgstall und Kirchberg an der Murr. Dort geht es über die L1114 (Zwingelhäuser Straße) und die L1124 in Richtung Großaspach zurück beziehungsweise weiter in Richtung Rielingshausen auf den Zubringer bei der Hardtwaldkreuzung.
Der Schwerlastverkehr soll weiträumig umgeleitet werden.
Um während der Bauzeit für Entlastung zu sorgen, wird der Schwerlastverkehr in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Landkreis Ludwigsburg großräumig umgeleitet. Geplant ist, die schweren Lkw von der B-14-Ausfahrt Winnenden-West über Leutenbach, Affalterbach und Marbach am Neckar in Richtung Großbottwar zu leiten. Teilweise muss der Verkehr auf den Umleitungsstrecken noch zusätzlich mit Baustellenampeln geregelt werden, zum Beispiel an Engstellen und Knotenpunkten.
Aspachs Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff und ihre Burgstettener Kollegin Irmtraud Wiedersatz sehen angesichts der Umleitungsstrecken große Verkehrsprobleme auf ihre Gemeinden zukommen und sind daher nicht begeistert. Welte-Hauff erklärt: „Das wird eine Herausforderung, den Verkehr durch den Ort zu schleusen.“ Sie zeigt auf der einen Seite Verständnis, „es lässt sich nicht anders regeln“, aber sie hat auch große Befürchtungen, dass sich der Schwerlastverkehr nicht an die weiträumigen Umleitungen hält. Und ihre Burgstettener Kollegin urteilt: „Die Ortsdurchfahrten von Erbstetten und Burgstall sind gänzlich ungeeignet.“ Immerhin konnten die Beteiligten insoweit auf das Regierungspräsidium einwirken, dass die ursprüngliche Idee, die Arbeiten an einem Stück mit einer einzigen Umleitungstrasse durchzuziehen, fallen gelassen wurde. Wiedersatz: „Als wir gehört haben, die Umleitung solle über sechs Wochen dauern, hat uns fast der Schlag getroffen. Wir haben es uns ausbedungen, dass alles in drei Abschnitte aufgeteilt wird und haben an unsere Zustimmung bestimmte Bedingungen geknüpft.“ So gilt nun durchweg 30 Stundenkilometer und ein Parkverbot entlang der Strecken. Zudem wurde den betroffenen Kommunen zugesichert, dass der Schwerlastverkehr weiträumig über Nellmersbach und Leutenbach umgeleitet wird und mehrere Bedarfsampeln aufgestellt werden. In Burgstetten etwa am Bahnhof, am Rathaus Erbstetten und an der Steigungsstelle zwischen Burgstall und Kirchberg. Wiedersatz sagte: „Ich möchte mir das Chaos gar nicht vorstellen. Für uns ist das eine Katastrophe. Aber uns wurde gesagt, das ist alternativlos.“
Kirchbergs Rathauschef Frank Hornek befürchtet ebenfalls Schlimmes: „Diese Umleitungsstrecken sind gänzlich ungeeignet. Einerseits. Aber andererseits, wenn wir auf die Karte schauen, gibt es keine Alternative.“ Seine Befürchtung ist, dass die Leute nach dem Navi fahren, „da wird noch einiges auf uns zukommen“. Hornek erklärt jedoch auch, dass die Gemeinde nicht nach dem St.-Florians-Prinzip reagieren kann: „Wenn Straßen saniert werden, ist das grundsätzlich gut und wir sind auch bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen.“
Angesichts der Befürchtungen ist es umso wichtiger, dass die Arbeiten zügig vorangehen. Geplant ist laut Regierungspräsidium, an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr zu arbeiten, um die Dauer der Verkehrsbeeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. In einer Presseerklärung heißt es jedoch auch: „Die Organisation und Disposition der Baustelle kann das beauftragte Bauunternehmen jedoch in eigener Verantwortung ausüben. Je nach Gewerk werden die Arbeiten unter angepasster Personalstärke im Schichtbetrieb, nachts oder an Wochenenden durchgeführt. Entsprechend ist nicht zwingend in jeder Nacht oder an jedem Wochenende ein Personaleinsatz erforderlich.“ Entscheidend sei nur, „dass das Bauunternehmen die vertraglich festgelegte Bauzeit einhält“.
Das Land Baden-Württemberg investiert mit dieser Baumaßnahme 3,1 Millionen Euro in den Erhalt der Infrastruktur. Auf der insgesamt 8,5 Kilometer langen Strecke werden 6,3 Kilometer auf der gesamten Fahrbahnbreite eine neue Asphaltdecke bekommen. Die Arbeiten wurden bereits ausgeschrieben, die Angebote liegen vor. Die Vergabe wird derzeit vorbereitet.
Derzeit wird für den ÖPNV noch ein Ersatzfahrplan erstellt. Der ÖPNV Richtung Kleinaspach wird aufrechterhalten. Der Busverkehr erfolgt über einen Wirtschaftsweg entlang der L1115.
Neben der Fahrbahndeckenerneuerung wird die Bushaltestelle beim Karlshof in Fahrtrichtung Backnang barrierefrei umgebaut. Auch der Parkplatz gegenüber dem Karlshof bekommt einen neuen Asphaltbelag ebenso wie der Radweg zwischen Großaspach und Backnang und die L1118 zwischen Kleinaspach und der L1115.
Die Sanierung der L1115 hängt auch damit zusammen, dass die Landesstraße zur Bundesstraße hochgestuft werden soll. Bislang scheiterte dies, weil dann im gleichen Atemzug auch eine Bundesstraße irgendwo anders im Land zur Landesstraße zurückgestuft werden muss. Nun gibt es zwei Vorschläge dazu. Es handelt sich um die beiden Strecken B312 von Stuttgart-Plieningen nach Filderstadt-Bonlanden sowie B297 von Kirchheim/Teck nach Nürtingen.
Die Übernahme der L1115 zwischen Backnang und Mundelsheim auf einer Länge von 15 Kilometern durch den Bund war eigentlich schon Anfang des Jahres 2019 geplant. Selbst ein Name war bereits im Spiel, der Autobahnzubringer sollte zur B313 werden. Um keine Verwirrung mit gleichnamigen Bundesstraßen zu schaffen, soll die künftige Bundesstraße den Namen B328 erhalten. Dies bestätigte Steffen Bilger dieser Tage in einem Redaktionsgespräch. Der Ludwigsburger CDU-Bundestagsabgeordnete ist auch Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Der sogenannte Autobahnzubringer wird täglich von 33000 Fahrzeugen befahren und verbindet den Rems-Murr-Kreis mit der Autobahn A81 bei Mundelsheim. Geprüft wird seit Jahren, ob ein dreistreifiger Ausbau, bei dem Verkehrsteilnehmern immer im Wechsel zwei Spuren in einer Fahrtrichtung zur Verfügung stehen, die Verkehrsmenge bewältigen kann, oder ob die Straße gar vierspurig ausgebaut werden muss. Dann jedoch würde die Straße als entfernter Nord-Ost-Ring von Stuttgart fungieren. Ein Umstand, über den nicht alle betroffenen Anrainer glücklich wären.