Neugeborene in Baden-Württemberg

Babyklappen werden seltener genutzt

Für verzweifelte Mütter können Babyklappen die letzte Rettung sein. 2001 eröffnete die erste Babyklappe im Südwesten in Karlsruhe. Manche der Klappen bleiben dennoch leer.

31 Kinder wurden seit dem Jahr 2001 in die Babyklappe in Karlsruhe gelegt.

© dpa/Uli Deck

31 Kinder wurden seit dem Jahr 2001 in die Babyklappe in Karlsruhe gelegt.

Von red/dpa/lsw

Sie sind eine Notlösung für Mütter in verzweifelter Lage: In Baden-Württemberg werden immer wieder Neugeborene anonym in Babyklappen abgegeben – im März etwa ein Junge in einer Babyklappe in Singen (Kreis Konstanz). Doch einige bleiben auch über Jahre leer. Machen andere Angebote Babyklappen überflüssig?

Im Weraheim, einem Mutter-Kind-Haus in der Landeshauptstadt Stuttgart, wurde weder 2023 noch 2024 ein Baby abgegeben. Die Zahl sei sehr schwankend, sagte eine Sprecherin. Eine Tendenz lasse sich schwer ableiten. Die Babyklappe dort gibt es seit mehr als 20 Jahren. Seitdem wurden mehr als 45 Jungen und Mädchen abgelegt. 

Ein bis zwei Kinder pro Jahr werden abgegeben

Die erste Babyklappe Baden-Württembergs wurde vom Diakonischen Werk in Karlsruhe gemeinsam mit der Hardtstiftung 2001 ins Leben gerufen. Laut einer Sprecherin wurden seither 31 Kinder abgegeben. 2024 sei ein Junge aufgenommen worden. Die Zahl der anonymen Übergaben sei in den vergangenen Jahren sehr konstant geblieben, bei einem bis zwei Kindern pro Jahr.

„Die Kinder befinden sich nur eine sehr kurze Zeit bei uns“, sagte Schwangerschafts- und Familienberaterin Ursula Kunz. „Unmittelbar nach der Übergabe werden sie in die Kinderklinik gebracht und das Jugendamt, das sofort über die Übergabe informiert wird, nimmt das Kind in Obhut und kümmert sich um einen Amtsvormund.“ In Karlsruhe wird das Neugeborene in ein Wärmebett gelegt, was einen Alarm auslöst. 

Zwischen 2016 und 2020 habe es keine Übergaben gegeben, so Kunz weiter. „Wir haben vermutet, dass das Verfahren der vertraulichen Geburt etabliert war und Übergaben deswegen nicht mehr erfolgten. Unsere Beratungsstelle hat in diesem Zeitraum drei Frauen im Kontext vertrauliche Geburt begleitet.“ Aktuell gebe es im Stadtgebiet Karlsruhe neben der anonymen Übergabe in die Babyklappe eine vertrauliche Geburt pro Jahr.

Die Klappen sind umstritten

Deutschlands erste Babyklappe öffnete in Hamburg. Mittlerweile gibt es Schätzungen nach bundesweit rund 100 solcher Hilfsangebote. Im Südwesten neben Stuttgart und Karlsruhe auch in kleineren Städten wie Villingen-Schwenningen, Singen und Lörrach. Die Einrichtungen sind nicht unumstritten. Kritiker befürchten, dass Babyklappen erst einen Bedarf schaffen und es Frauen erleichtern, sich von ihren ungewollten Kindern zu trennen.

In der 2012 eröffneten Babyklappe am Medizin-Campus-Bodensee in Friedrichshafen gehen die Zahlen zurück, wie eine Sprecherin erklärte. 2024 und 2023 seien keine Babys abgegeben worden. Auch dort liefere die anonyme Geburt eventuell die Erklärung, erklärte eine Sprecherin. 

„Dabei muss die Frau keine Angaben zu ihrer Person machen und in der Patientenakte wird ein Pseudonym eingetragen.“ Die anonyme Geburt sei ein Angebot an schwangere Frauen, ihnen in ihrer scheinbar ausweglosen Situation zu helfen und das Leben von Findelkindern zu retten. „In den Jahren 2023 und 2024 hat eine Frau diese Option im Klinikum Friedrichshafen genutzt.“ 

Das Klinikum habe sich im Sommer 2012 ganz bewusst für die Babyklappe entschieden, als Möglichkeit, junges Leben zu retten.

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Erstellt:
1. April 2025, 07:36 Uhr

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