Backnang: Zweites B14-Viadukt wächst in kleinen Schritten

Die Bohrpfähle auf der südlichen Talseite des zweiten B-14-Viadukts sind bereits vollständig hergestellt. Auch die Arbeiten für das erste Widerlager sind schon angelaufen. Die Fertigstellung des Brückenbauwerks verschiebt sich aber wegen kleinerer Umplanungen auf Juli 2025.

Bohrpfahl für Bohrpfahl wird in den Untergrund getrieben und mit Beton gefüllt. Foto: Dietmar van der Linden

© Dietmar van der Linden

Bohrpfahl für Bohrpfahl wird in den Untergrund getrieben und mit Beton gefüllt. Foto: Dietmar van der Linden

Von Matthias Nothstein

Backnang. Ende April dieses Jahres ist der Startschuss für den Bau des zweiten Backnanger Murrtalviadukts der B14 gefallen. Nachdem sich danach wochenlang erst einmal nichts rührte auf der Baustelle, wird seit einigen Wochen fleißig gearbeitet, allerdings nur von einem kleinen Team. Mit der Konsequenz, dass der Betrachter nicht wirklich viel sieht. Wobei zu beachten ist, dass die ersten Arbeiten überwiegend im Untergrund stattfinden und daher für das Auge des Betrachters nicht unbedingt sichtbar sind.

Beim Startschuss jedenfalls waren die Erwartungen groß, dass das Viadukt recht schnell Gestalt annehmen könnte. Schließlich waren zahlreiche Prominente vor Ort, um den Baustart für das für Backnang so wichtige Projekt mitfeiern zu können. Aus Stuttgart waren Regierungspräsidentin Susanne Bay und Verkehrsminister Winfried Hermann angereist und vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr kam der parlamentarische Staatssekretär Michael Theurer in die Backnanger Etzwiesen gefahren. Dort konnte Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich zahlreiche Abgeordnete, Umlandbürgermeister und Planungsexperten begrüßen.

Und wie lautet der aktuelle Stand der Arbeiten heute? Das Regierungspräsidium Stuttgart teilt mit, dass die Tiefbauarbeiten im Bereich der Brücke seit Juni ausgeführt werden. Davor hatte das Unternehmen Wolff und Müller, das sich den Auftrag gesichert hatte, die Ausführungsplanung erarbeitet. Die Bohrpfähle des südlichen Brückenwiderlagers sind bereits vollständig hergestellt. In den nächsten Schritten folgen nun die Bohrpfähle und die hierfür notwendigen vorbereitenden Arbeiten an den anschließenden Brückengründungen. Auch wurde mit der Herstellung des südlichen Brückenwiderlagers bereits begonnen.

Eine temporäre Behelfsbrücke verbindet bereits die beiden Baufelder

Da die Murr quer durch die Baustelle fließt, wurde zwischen den beiden Baufeldern rechts und links des Flusses eine temporäre Behelfsbrücke aufgebaut. Sie konnte schon für den Baustellenverkehr in Betrieb genommen werden. Zu Beginn der Bauarbeiten mussten laut Regierungspräsidium Stuttgart im Rahmen der Ausführungsplanung noch Fragen zum Baugrund beziehungsweise zur Bauwerksgründung geklärt werden. Außerdem musste geprüft werden, dass keine Kampfmittel im Baufeld sind. Schließlich war das Viadukt im Zweiten Weltkrieg mehrfach das Ziel alliierter Bomber, bevor es letztendlich am 20. April 1945 völlig sinnfrei von der abrückenden Wehrmacht selbst gesprengt worden ist. Und dabei war es erst 1938 fertiggestellt worden.

Blindgänger oder sonstige Kampfmittel im Untergrund wurden nicht entdeckt. Dafür bereiteten die im Boden vorhandenen Fundamente des früheren Viadukts, das 2012 abgerissen wurde, kleinere Probleme. So mussten laut Regierungspräsidium bei der Herstellung der Bohrpfähle sowie bei der Baugrubenumschließung – anders als zunächst angenommen – kleinere Umplanungen und Anpassungen bei der Durchführung vorgenommen werden. Das RP schreibt daher in Bezug auf den Zeitplan: „Durch diese baubedingten leichten Verzögerungen ist gemäß aktuellem Terminplan mit einem Ende der Bauarbeiten des Brückenbauwerks sowie mit der Fertigstellung der Lärmschutzwand im Juli 2025 zu rechnen.“

Parallel soll auch der Abschnitt zwischen den beiden Viadukten und der B-14-Anschlussstelle Backnang-West gebaut werden. Die Arbeiten hierfür wurden europaweit ausgeschrieben, das ist bei solchen Auftragssummen vorgeschrieben. Die eingegangenen Angebote wurden umfassend geprüft, zudem wurde ein Vergabevorschlag erstellt. Dieser Vergabevorschlag wurde bereits dem Bund vorgelegt. Nun heißt es beim RP warten. Stimmt der Bund dem Vergabevorschlag zu und ist kein förmliches Nachprüfungsverfahren bei der Vergabekammer notwendig, dann könnte der Auftrag noch in diesem Oktober vergeben werden. Auf jeden Fall werden die vorbereitenden Rodungsarbeiten sicherheitshalber in diesem Oktober erledigt.

Mit der Fertigstellung der Anschlussstelle Backnang-West ist erst in vier Jahren zu rechnen

Autofahrer, die den vierstreifigen Ausbau bis zur Krähenbachkreuzung herbeisehnen, brauchen sich über die Verzögerung im Zeitplan beim Bau des Viadukts nicht zu ärgern. Denn die eigentliche Entlastung wäre ohnehin erst gekommen, wenn auch der Abschnitt bis zur Anschlussstelle Backnang-West fertig ist. Und damit ist erst in vier Jahren zu rechnen. Das RP beschreibt die Situation so: „Die Verkehrsteilnehmenden können beide Abschnitte nur gemeinsam nutzen. Daher ist Stand heute der geplante Termin der Verkehrsfreigabe beider Abschnitte Ende 2027 nicht beeinträchtigt.“

Der Verkehr auf dem bisherigen Viadukt fließt trotz der Arbeiten unbeeinträchtigt. Bislang wurde lediglich die Fahrbahn etwas verengt und die Geschwindigkeit reduziert. Unterhalb der Brücke gibt es dagegen in den Etzwiesen insofern leichte Einschränkungen, als dort die Parkplätze vor dem Stadion reduziert wurden. Und es könnte noch schlimmer kommen. Die Behörde erklärt, dass die aktuelle Baustelleneinrichtungsfläche ausreichend ist. Aber sie kündigt an: „Im weiteren Verlauf der Baumaßnahme wird ein erhöhter Platzbedarf innerhalb der Planfeststellungsgrenzen notwendig werden.“ Das werden die Nutzer und Besucher des Stadions nicht gerne hören.

Die genehmigten Kosten für das zweite Viadukt und den vierstreifigen Ausbau bis zur Krähenbachkreuzung belaufen sich auf rund 90 Millionen Euro.

Die anderen Bauabschnitte des B-14-Ausbaus

Genehmigung Die Unterlagen zur Genehmigung und Mittelfreigabe der Bauabschnitte Ortsumfahrung Maubach (Tunnel), Anschlussstelle Backnang-Süd (Spritnase) und die beiden Bahnbrücken wurden erstellt und dem Bund übergeben.

Bahnbrücken Die Ausschreibung der beiden Bahnbrücken wird aktuell vorbereitet. Vorbehaltlich der Genehmigung durch den Bund und der Einstellung in den Bundeshaushalt soll die Ausschreibung noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.

Backnang-Süd Mit der angepassten planfestgestellten Lösung wird laut Regierungspräsidium ein leistungsfähiger und verkehrssicherer Anschluss Backnang-Süd realisiert. Mögliche Maßnahmen der Stadt Backnang zur Verkehrsberuhigung in den Ortsdurchfahrten von Heiningen und Waldrems wurden bei der Leistungsfähigkeitsbetrachtung berücksichtigt. Eine Veranlassung des Bundes als Straßenbaulastträger der B14, die Änderungswünsche der Stadt umzusetzen, ist somit laut RP aktuell nicht gegeben. Die Behörde schreibt: „Es wäre somit an der Stadt, die Voraussetzungen für eine Änderung der Neubauplanung zu erreichen. Neben der notwendigen Zustimmung des Bundes zu einer etwaigen Planungsänderung wären dies auch die Schaffung des Baurechts sowie die Übernahme der durch die Änderung entstehenden Kosten für Planung und Bau.“ Um ein zügiges Vorankommen des Neubaus der B14 sicherzustellen, wird das Regierungspräsidium Stuttgart die modifizierte planfestgestellte Variante weiter vorantreiben.

Tunnel Waldrems/Maubach Aufgrund geologischer und hydrogeologischer Gegebenheiten sind bei den Tunneln zusätzliche Verankerungen für die Baugrubensicherung notwendig. Wegen dieser Änderungen werden aktuell die Unterlagen für ein förmliches Planänderungsverfahren erstellt und vorbereitet. Am Ende eines solchen Verfahrens könnte die Behörde bauen, auch wenn von den betroffenen Grundstückseigentümern kein Einverständnis vorliegt. Hier gibt es seit mehreren Jahren Widerstände und keine Einigung.

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Erstellt:
29. August 2023, 06:00 Uhr

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