Backnanger feiern goldene Hochzeit: Eine länderübergreifende Liebe
Am heutigen Freitag feiern Christa Annemarie und Johann Rosenfelder aus Maubach das Fest der goldenen Hochzeit. Kennengelernt haben sich die Maubacherin und der Kärntner 1971 auf der Jubiläumsfeier des Gesangvereins Waldrems.
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang. Die Rosenfelders sind Familienmenschen. Das wird sofort klar, wenn man die große helle Wohnung in Maubach betritt. Eine Wand ist für die Hochzeitsfotos der Kinder reserviert. An einer anderen Wand hängen weitere Familienfotos und auch von den Enkeln gefertigte Kunstwerke haben einen exponierten Platz gefunden.
Die Wohnung selbst ist dabei ebenfalls etwas Besonderes. Denn 44 Jahre lang befand sich hier ein Einkaufsladen. Geführt von Christa Rosenfelder, die sich bereits in jungen Jahren selbstständig gemacht hatte.
Die Frau, der immer ein vergnügtes Lächeln im Gesicht steht, ist eine alteingesessene Maubacherin: „Ich will nie weg von Maubach, das ist meine Heimat.“ Ihr Vater war Schlossermeister, in seinem Geschäft hat sie schon früh mitgeholfen. Nach ihrer Ausbildung beim Haushalts- und Eisenwarengeschäft Haug in Backnang und anschließender Beschäftigung in einem Winnender Betrieb eröffnete sich ihr Anfang der 1970er-Jahre eine große Chance. Die Firma Sauer, gegenüber dem Elternhaus in Maubach gelegen, schloss ihre Pforten. Und so kam ihr mit noch nicht einmal 21 Jahren die Idee, selbst ein Geschäft zu eröffnen.
Der junge Mann fiel ihr sofort auf
Da kannte sie ihren Zukünftigen bereits. Kennengelernt hatten sich die beiden im Juni 1971 auf der Jubiläumsfeier des Gesangvereins Waldrems. Den Flyer bewahren sie noch heute im Fotoalbum mit den Hochzeitsbildern auf. Der junge Österreicher mit den blonden Haaren und strahlend blauen Augen ist Christa Rosenfelder sofort aufgefallen. Und auch er war gleich von ihr angetan. Hier ein Blick, da ein Blick, dann hat er sie zum Tanzen aufgefordert.
Johann „Hans“ Rosenfelder war im März 1971 der Arbeit wegen aus Kärnten in die Backnanger Gegend gekommen und in Sechselberg untergekommen. Bei der Firma SAG waren bereits einige Österreicher beschäftigt. Damals, so erinnert sich der Müllersohn, habe jeder Österreicher, der einen Landsmann in die Firma gebracht habe, ein „Kopfgeld“ von 50 D-Mark erhalten.
Zu Ostern 1972 hat sich das junge Paar in Österreich verlobt. „Es hat halt gepasst“, meint Rosenfelder mit seinem weichen österreichischen Akzent, sie stimmt lachend zu. Am 24. Mai 1974 gaben sich die beiden das Jawort.
Gemeinsame Sammelleidenschaft
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Bereits nach recht kurzer Zeit wechselte Rosenfelder die Arbeit. Fast 40 Jahre lang fuhr er Lkw, ab und zu war er auch als Busfahrer unterwegs. Im Laden half er ebenfalls mit und er unterstützte auch den Schwiegervater in der Schlosserei.
Als dem Geschäft gegenüber eine Scheune abgerissen wurde, ergriffen die beiden die Gelegenheit und bauten. Im Erdgeschoss fand der Laden eine neue Heimat, im ersten Stock wohnte die Familie, im zweiten Stock kam die Angestellte unter. Eine gute Lösung für alle. Zwar verbrachte Christa Rosenfelder den ganzen Tag im Geschäft, doch für die Kinder war sie stets erreichbar.
In ihrem Laden war auch die örtliche Zahlstelle der Volksbank untergebracht, man konnte bei ihr Ein- und Auszahlungen und Überweisungen tätigen. Als das Geschäft 2016 seine Pforten schloss, wurde ein großes Abschiedsfest gefeiert. „So viele Leute kamen“, erzählt sie strahlend, selbst der damalige Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper hatte sich die Ehre gegeben und überreichte einen Blumenstrauß.
Kaum war das Geschäft leer geräumt, begann der Umbau in eine Wohnung, und nur neun Monate später konnten die Rosenfelders einziehen. Langweilig wurde dem Ehepaar aber keineswegs. Einerseits frönt sie ihrer Sammelleidenschaft. Zinngeschirr gehört dazu, aber auch Straßenfest-Krüge. Außerdem engagiert sie sich bis heute im Maubacher Musikverein. Auch Mann und Kinder waren im Verein. Zudem war sie 15 Jahre lang im Ortschaftsrat aktiv. Und ganz wichtig sind die Familienfeste. „Wir sind eine Familie, die gern feiert“, verrät sie.
Die vier Enkel leben in der Nähe, regelmäßig wird zusammen gegessen. Und natürlich wird auch gereist. Immer wieder nach Österreich zur Verwandtschaft, aber auch Busreisen haben die beiden im letzten Jahr für sich entdeckt. Jeden Tag unternimmt das Paar einen längeren Spaziergang: „Das brauchen wir.“ Rückblickend sind sich die beiden einig: „Wir sind sehr zufrieden, wie es gelaufen ist.“