Backnanger ist Experte bei Bares für Rares
Als Kunst- und Antiquitätenhändler begutachtet Fabian Benöhr Exponate in der ZDF-Trödelsendung mit Horst Lichter
Er ist der Neue bei den Experten der ZDF-Sendung Bares für Rares: Fabian Benöhr, Backnanger, 36 Jahre jung, verheiratet, ein Sohn. Der Auktionator leitet das Auktionshaus Wirttemberg in Backnang und verstärkt nun das Team der Trödelsendung mit Horst Lichter.
Von Yvonne Weirauch
BACKNANG. „Was Neues hat sich eingeschlichen, ein neuer Experte: Fabian“, so kündigt Horst Lichter den 36-Jährigen in dieser Woche an. Der Backnanger lächelt in die Kamera und winkt. Mit Schiebermütze, weißem Hemd und schwarzem Pulli zeigte sich Fabian Benöhr zum ersten Mal den Zuschauern der ZDF-Sendung, die nachmittags ausgestrahlt wird. Zu Sven Deutschmanek, Albert Maier und Co. gesellt sich nun also der 36-Jährige als neuer Experte.
Die Aufregung, die sich vor den ersten Sendungsaufnahmen in Köln breitmachte, habe ihm das rund 30-köpfige Team schnell genommen, erzählt der Vater eines kleinen Sohnes. Horst Lichter sei „ein super Typ, geht direkt auf die Menschen zu und nimmt einem die Hemmung – so wie meine erfahrenen Expertenkollegen auch.“ Kamerascheu sei er nicht, sagt Benöhr, ist er doch gelernter Mediengestalter in Bild und Ton und habe als Produktionsleiter unter anderem für die Sendung „Welt der Wunder“ gearbeitet. Dennoch – es sei was ganz anderes, wenn man nun anstatt hinter der Kamera vor der Kamera agieren müsste.
Keine hohlen Phrasen in der Show
Wie Fabian Benöhr Experte in der Show wurde? „Ganz einfach“, sagt der Backnanger, „ich habe mich im vergangenen Jahr beworben und im Frühjahr diesen Jahres die Zusage erhalten.“ Die Sendung Bares für Rares habe ihn seit Ausstrahlungsbeginn – das war 2013 – in ihren Bann gezogen: „Ich bin von Anfang an begeisterter Fan von diesem Format und habe vieles als Wissensquelle genutzt.“ Jetzt, vor Ort, habe er festgestellt, dass „es wirklich eine bemerkenswerte Atmosphäre ist und es da keine hohlen Phrasen gibt“.
Einige Produktionen mit Benöhr sind im Kasten und werden in den kommenden Tagen ausgestrahlt. Weitere Aufnahmen sind mit dem Backnanger geplant, wie das ZDF wissen lässt. Nun ist der 36-Jährige also jüngstes Mitglied im Expertenteam. Bevor in der Sendung die ausgewählten Bewerber mit ihren Kuriositäten, Raritäten oder Antiquitäten vor die Händler treten, die dann den Preis für das jeweilige Stück in die Höhe treiben, um es zu erhalten, wirft einer der Experten an seinem Tisch einen geschulten Blick auf die Exponate. So auch Fachmann Fabian Benöhr.
Als erste Objekte bekommt er drei alte Kinderspielzeuge zur Begutachtung. Diese gehören Ursula Noll (63), Buchhalterin aus Montabaur. Benöhr schaut sich die Dampfmaschine aus den 1930er-Jahren genauer an, ebenso die zwei Kerlchen Pat und Patachon sowie ein kleines Stampfwerk aus den 1920er-/1930er-Jahren. Das geschulte Auge erkennt sofort zweifelsfreie Markierungen an dem Stampfwerk: „D.R.G.M. – das steht für Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster“, sagt Benöhr. Und weiter: „Hier ist auch der Name Wilhelm Kraus zu lesen.“ – Ein weiterer Hinweis, dass dieses Stück aus den 30er-Jahren stammen muss. „Pat und Patachon hatten es mir wirklich angetan, so was hat auch eine Familiengeschichte“, erzählt der Auktionator im Nachhinein.
Funktionsfähig sei alles, „auch wenn der Lack ein bisschen ab ist“, so das Fazit in der Show. Seinen Schätzungen zufolge könnte Ursula Noll zwischen 300 und 350 Euro für ihr Kinderspielzeug erhalten. Das übersteigt ihre Erwartungen, sie hatte mit 150 Euro gerechnet. Ihr erzieltes Ergebnis am Ende: 220 Euro.
Dass Fabian Benöhr ein Faible für antike Dinge, Messinstrumente und nautische Geräte hat, daraus macht er keinen Hehl. Schon von Kindesbeinen an sei er sehr geschichtsorientiert gewesen, obwohl die Eltern rein gar nichts mit Antiquitäten oder Sammlungen am Hut gehabt hätten. Auch wenn ihn der Berufsweg erst zum Fernsehen führte, die Leidenschaft für die Kunst hat ihn nie wirklich losgelassen: „Deshalb habe ich dann auch entschieden, mich in diese Richtung selbstständig zu machen“, sagt Benöhr, der sein Büro in der Stuttgarter Straße in Backnang führt. „Backnang fehlt ein bisschen die Kunst“, kritisiert der 36-Jährige mit einem Schmunzeln.
Für das kommende Jahr hat er die erste Auktion in Backnang geplant, die Versteigerungserlaubnis von der Stadt liegt ihm schon vor. Weitere Ideen hat er im Kopf: „Ich würde auch gerne Schätztage veranstalten.“ Fabian Benhör beschäftigt sich allerdings nicht nur mit Schmuck, Münzen, Gemälden und Designerstücken, auch in puncto Haushaltsauflösungen zeigt er sich als erfahrener Ansprechpartner. Da gebe es immer was zu finden, gibt der Fachmann zu: „„Ich bin wie so ein schnüffelnder Hund, ich schnüffle in jeder Ecke gerne mal herum, und bin mir für nichts zu schade.“ Deshalb seien es nicht nur Antiquitäten für die er sich interessiert. Auch Kuriositäten haben es ihm angetan.
Hinter jedem Objekt steckt ein Mensch und seine Geschichte
Das fällt bei seiner zweiten Expertise im ZDF auf: eine Tischlampe, die ihm Christian Fauth (58), Kaufmann aus Gronau, auf den Tisch stellt. Als Benöhr hört, dass diese knallig orangefarbene Lampe beinahe im Container gelandet wäre, traut der 36-Jährige kaum seinen Ohren: „Das ist ein Kultstück der 70er-Jahre“, ist er sich sicher. Er liest die Aufschrift vor: Bjørn Wiinblad für Rosenthal. Wiinblad sei ein bekannter dänischer Designer gewesen, fügt Benöhr hinzu. Trotz einer Mini-Beschädigung am Keramikfuß legt Benöhr die Schätzung der Lampe zwischen 150 und 200 Euro an. Fauth wäre schon mit 100 Euro zufrieden, am Ende kassiert er 160 Euro von einem der Händler. „Genau solche Stücke und solche Begegnungen machen es aus“, sagt Benöhr und schwärmt: „Es ist so ein großes Spektrum und die Kombi begeistert mich. Hinter jedem Objekt steckt auch ein Mensch und seine Geschichte.“ Das Schöne für Benöhr sei, dass „es ein großer Ozean voller Wissen ist, und dass ich nie alles wissen kann“. Er freue sich darauf, tolle Sendungen zu produzieren und kuriose Entdeckungen zu machen und knifflige Fälle zu lösen.
Die Produktionen mit Fabian Benöhr sind im Kasten. Die nächsten Folgen mit ihm werden im ZDF am 15., 16. und 18. Juli jeweils ab 15.05 Uhr zu sehen sein.
Bares für Rares ist eine von Horst Lichter moderierte Sendereihe, die seit 2013 produziert wird und bereits acht Staffeln mit mehr als 750 Folgen umfasst. In der Sendung stellen ausgewählte Bewerber jeweils eine mitgebrachte Kuriosität, Rarität oder Antiquität vor. Nach erhaltener Expertise bekommen sie vor Ort Gelegenheit, ihr Exponat einem wechselnden fünfköpfigen Händlerpodium zum Kauf anzubieten und im besten Fall an den Höchstbietenden gegen „Bares“ zu veräußern.
Die Show, die mit der Goldenen Kamera 2018 und dem Deutschen Fernsehpreis 2019 prämiert wurde, gilt dank guter Einschaltquoten als die erfolgreichste Sendung im Nachmittagsprogramm des ZDF. Wochentags sehen etwa drei Millionen Menschen mit einem regelmäßigen Marktanteil von um die 25 Prozent zu.
„Seit Juli 2017 zeigt der Sender gelegentlich Abendsonderausgaben mit außergewöhnlichen Exponaten in einem erweiterten Rahmen, in dem zudem prominente Anbieter Objekte vorstellen und verkaufen, bisweilen auch für wohltätige Zwecke. In diesem Format nehmen fünf bis sieben Händler im Verkaufsraum Platz.