Backnanger Lösung fällt in Stuttgart durch

Das Regierungspräsidium hält seine modifizierten Pläne für die B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd für ausreichend. Die Stadt Backnang möchte jedoch einen kreuzungsfreien und leistungsfähigeren Ausbau des Knotens, um die Ortsdurchfahrten Heiningen und Waldrems zu entlasten.

Die künftige B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd stellt die Planer vor große Probleme. Eine Simulation prognostiziert bei der nun überarbeiteten Lösung erhebliche Rückstaus in den Spitzenstunden, die den Knoten Heinrich-Hertz-Straße überstauen würden. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Die künftige B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd stellt die Planer vor große Probleme. Eine Simulation prognostiziert bei der nun überarbeiteten Lösung erhebliche Rückstaus in den Spitzenstunden, die den Knoten Heinrich-Hertz-Straße überstauen würden. Foto: E. Layher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Hoffnung, an der B-14Anschlussstelle Backnang-Süd eine Ausbaulösung zu erhalten, die leistungsfähiger ist als die derzeit vom Regierungspräsidium (RP) vorgeschlagene, hat einen gehörigen Dämpfer erhalten. Zumindest wenn es nach den neuesten Informationen geht, die die Verwaltung vergangene Woche bei einem Abstimmungsgespräch mit der Behörde erhalten hat. Enttäuscht berichtete Stadtbaudezernent Stefan Setzer in der Sitzung des Ausschusses Technik und Umwelt den Stadträten vom Inhalt des Gesprächs.

Trotz der gewaltigen Meinungsunterschiede waren sich die Vertreter des Regierungspräsidiums und der Stadt Backnang in einem Punkt einig: Die seitherige Lösung für die Anschlussstelle Backnang-Süd, die auf den Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2007 zurückgeht, „ist nachweislich nicht leistungsfähig“. Insbesondere auf den Rampen von und zur B14 würden sich in den Spitzenstunden Rückstaus bilden. Diese würden bis auf die B14 zurückreichen.

Große Unterschiede gibt es jedoch in der Konsequenz, die die beiden Parteien aus der Misere ziehen. Das RP möchte die Rückstaus verhindern, indem es sowohl die Rampen als auch das Brückenbauwerk und den Knoten mit einer weiteren Fahrspur versieht. Laut der Behörde wird der Knoten dadurch „unter den bisherigen verkehrlichen Annahmen rechnerisch ausreichend leistungsfähig“. Der Ausbau entspreche der Schulnote 4. Setzer dazu: „Die Stadtverwaltung nimmt dies zur Kenntnis.“

Größtmögliche Verkehrsreduzierung in Heiningen und Waldrems ist das Ziel

Die Verkehrsstrategen der Stadt Backnang müssen jedoch noch einen ganz anderen Aspekt im Hinterkopf behalten. Für sie war und ist die größtmögliche Verkehrsreduzierung in den Ortsdurchfahrten von Waldrems und Heiningen das Ziel. Dieses Ziel kann jedoch nur durch ein Zusammenwirken von zwei Faktoren erreicht werden. Erstens: Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den beiden Ortsdurchfahrten. Zweitens: durch eine größtmögliche Leistungsfähigkeit der Anschlussstelle Backnang-Süd. Beide Maßnahmen sollen bewirken, dass Autofahrer aus und in Richtung Weissacher Tal vorrangig über die Heinrich-Hertz-Straße (L1080) fahren, weil diese Route nach einem Ausbau der Anschlussstelle die Fahrtzeit verkürzt. Mehr noch: Sie wäre zeitlich dann sogar kürzer als die Nutzung der Ortsdurchfahrt Heiningen/Waldrems.

In einer Pressemitteilung schreibt die Stadt: „Verkehrssimulationen haben gezeigt, dass damit die Verkehrsmenge in den Ortsdurchfahrten erheblich reduziert werden könnte.“ Untersuchungen im Auftrag der Stadt haben weiterhin belegt, dass dieses Ziel am besten mit einem kreuzungsfreien Anschluss an die Bundesstraße im Bereich der sogenannten Spritnase erreicht werden kann. Eine Auffahrt auf die B14 an dieser Stelle ohne Ampeln und Kreuzungen würde Rückstaus und damit Wartezeiten weitestgehend verhindern. Die Verkehrsteilnehmer müssten nicht befürchten, dass sie auf dem Weg zur B14 im Stau stehen. Scheitert diese Optimierung der Anschlussstelle jedoch, dann wählen die Verkehrsteilnehmer nach einhelliger Einschätzung von Stadtverwaltung und Gemeinderat weiterhin den Weg über den Anschluss Backnang-Waldrems, die Opti-Kreuzung.

Ein recht deutliches Urteil über die Pläne des Regierungspräsidiums fällte Heinz Franke (SPD): „Die Lösung entspricht nicht der Schulnote 4, das ist eine glatte 6.“ Es sei nicht zu erwarten, dass sich die Situation in den südlichen Stadtteilen verbessere, zumal im Weissacher Tal eifrig gebaut werde. „Es darf doch niemand so blauäugig sein zu glauben, dass jemand, der an der Opti-Kreuzung auf die B14 auffahren kann, ohne einmal bremsen zu müssen, einen Umweg fährt, auf dem ihn dann auch noch Ampeln aufhalten. So dämlich darf man doch nicht sein, das zu glauben.“ Wenn die „von uns seit Jahren bekämpfte Ampelregelung kommt“, wird dies laut Franke in den südlichen Stadtteilen für viele Jahrzehnte zu einem unerträglichen Zustand führen.

Hakt es vielleicht an den Plänen? Sabine Kutteroff (CDU) regte an, „ein schlaues Ingenieurbüro zu suchen, das ganz andere Ansätze hat, und nicht immer nur dasselbe zu beschäftigen“. Vielleicht könne man das Kusterfeld mit einer Unterführung anschließen, damit auf der Heinrich-Hertz-Straße alle Kreuzungen verschwinden. Einer Ampellösung erteilte sie eine klare Absage: „Ich brauche ja jetzt schon vier Ampelschaltungen, wenn ich nach links auf die B14 abbiegen möchte.“ Oberbürgermeister Maximilian Friedrich nahm die Planer in Schutz, „unseres Erachtens liegt die Lösung bereits auf dem Tisch“. Auch Setzer erklärte: „Wir brauchen keine neuen schlauen Büros, wir haben die Lösung.“ Aber das Regierungspräsidium möchte laut Setzer keine Lösung, die über den Bereich des Planfeststellungsbeschlusses hinausgeht. Das aber wäre bei der städtischen Alternative der Fall. Zudem verwies Setzer darauf, dass es sich bei der Heinrich-Hertz-Straße um eine Landesstraße handelt: „Da müssen wir noch Dritte fragen.“

Ute Ulfert (CDU) gab zu bedenken, dass der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2007 datiert. Nun sei davon die Rede, den Bau bis 2030 umzusetzen, das sind 23 Jahre vom Plan bis zur Realisierung, „da muss doch ein Lernprozess stattgefunden haben“. Die Waldremser Ortsvorsteherin Regina Konrad (CDU) bezweifelt die Zahl der Fahrzeuge, die die Stadtteile durchqueren, die mit 11000 angegeben wird. „Ich schätze das eher auf 12000 bis 14000 Fahrzeuge.“ Heinz Franke pflichtete ihr bei: „Von 11000 Fahrzeugen war schon die Rede, als noch Frank Distel Baubürgermeister war.“

Gerhard Ketterer (CDU) erinnerte an den Autobahnzubringer: „Der wird auch einmal ausgebaut und bringt uns noch eine zusätzliche Belastung.“ Siglinde Lohrmann (SPD) plädierte zwar auch für den Ausbau, „aber nicht so“. Die Befürchtung von Heinz Franke ging in eine andere Richtung: „Es darf nicht so weit kommen, dass es einmal heißt, jetzt opfern wir Heiningen und Waldrems, bloß dass gebaut wird.“

Backnang erklärt sich bereit, die Mehrkosten zu tragen

Mehrkosten Die Stadtverwaltung hat dem Regierungspräsidium signalisiert, dass die Stadt Backnang bereit ist, den Teil der Mehrkosten zu tragen, der räumlich über die Grenzen des Planfeststellungsbeschlusses hinausgeht. Wie hoch diese Kosten wären, lässt sich noch nicht beziffern.

Zeitverzögerung Die Stadtverwaltung hat deutlich gemacht, dass eine leistungsfähige Straße Vorrang vor einer „schnellen“ Umsetzung hat. Zumal ein möglicher Zeitverzug bei der Umsetzung der Gesamtmaßnahme viel weniger gravierend ausfallen würde als vermutet. Das lange Zeit formulierte Ziel, den Ausbau bis 2026 fertigzustellen, kann nach übereinstimmender Einschätzung nicht mehr gehalten werden. Da die Gesamtmaßnahme sowieso nur in Abschnitten umgesetzt werden kann und der betroffene Abschnitt zeitlich als letzter gebaut werden soll, könnte die Zeit genutzt werden, um den Anschluss zukunftssicher umzuplanen.

Planungsrecht Das RP hat der Stadt mitgeteilt, dass es die von der Stadt angestrebte Umplanung der Anschlussstelle mit dem aktuellen Planfeststellungsbeschluss aus rechtlicher Sicht für nicht umsetzbar erachtet. Den Vorschlag der Stadt, die Umplanung mittels eines planfeststellungsersetzenden Bebauungsplans zu bewerkstelligen, hält das RP ebenso für nicht machbar.

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Erstellt:
15. November 2021, 06:00 Uhr

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