Backnanger THW-Jugend gewinnt Landesjugendwettbewerb
Die Jugendgruppe des Technischen Hilfswerks gewinnt in Lahr im Schwarzwald den Wettkampf gegen elf andere Ortsgruppen aus Baden-Württemberg. Mit diesem Sieg kann sie im nächsten Jahr den Bundessieg nach Backnang holen.
Von Carolin Aichholz
Backnang/Lahr. Die Überraschung war perfekt, als die Jugendgruppe des Technischen Hilfswerks aus Backnang bei der Siegerehrung des Landesjugendwettbewerbs in Lahr im Schwarzwald als Erstplatzierte ausgerufen wurde. Ein anstrengender Wettkampftag in sengender Hitze hatte sich damit redlich gelohnt. Am wenigsten hatten wohl die Backnanger selbst mit solch einem Ergebnis gerechnet, so bringt es Philip, einer der acht Wettkampfteilnehmer, auf den Punkt und erntet viel Zustimmung.
Gemeinsam mit zwei Reservekräften und ihren Begleitern war die Backnanger Gruppe beim Jugendlager angereist. Neben einigen Unternehmungen und einer Fahrzeugschau vor Ort bildete der Wettkampf den Höhepunkt. Jugendgruppen aus ganz Baden-Württemberg können sich hier alle drei Jahre miteinander in unterschiedlichen Aufgaben messen. In diesem Jahr hatten sich zwölf Gruppen angemeldet. Einige der zu lösenden Aufgaben wurden bereits im April bekannt gegeben, von einer Aufgabe erfuhren die Teilnehmer erst beim Start.
Die Backnanger Gruppe hatte sich darum, so gut sie konnte, bereits vorbereitet, allerdings nicht mit dem Bestreben, den Wettbewerb zu gewinnen. „Es geht hauptsächlich um den olympischen Gedanken“, sagt Steffen Hoffmann, Ortsbeauftragter des THW in Backnang. Und eben auch um den Spaß, sich im Rahmen eines Zeltlagers mit den anderen Gruppen zu messen, wobei diese mit unterschiedlich stark ausgeprägtem Ehrgeiz an den Start gehen.
Die gestellten Aufgaben waren sehr anspruchsvoll
In nur zwei Stunden sollten die Jugendlichen mit einfachsten Mitteln eine funktionsfähige hölzerne Zugbrücke bauen, mit der ein Gefäß mit einem Liter Wasser gefüllt wurde. Eine Funkaufgabe und die medizinische Versorgung und Betreuung einer verletzten Person waren ebenfalls zumindest thematisch bekannt. Allerdings musste auch eine Aufgabe gelöst werden, die in einer verschlossenen Kiste versteckt war. Die aus einer Karte korrekt zu ermittelnden Geokoordinaten waren der Schlüssel zu den Zahlenschlössern. Diese Aufgabe war geheim geblieben.
Steffen Hoffmann war ebenfalls vor Ort und von der Leistung seiner Jungs und Mädels begeistert. Nur drei der zwölf Ortsgruppen haben sie überhaupt in der vorgegebenen Zeit zu Ende gebracht. „Die Jungs und Mädels haben zwei Minuten vor Ablauf der Zeit eine Punktlandung hingelegt“, sagt Steffen Hoffmann und ist sichtlich stolz auf seine Wettkämpfer.
„Es ist immer etwas mit Holz und mit bestimmten Knoten dabei, das lernt man bei uns schon in der Grundausbildung, das sind Basics. Aber in den Aufgabenstellungen werden natürlich schon bestimmte Hürden eingebaut, die man dann ebenfalls beachten muss.“ Oder wie es Teilnehmer Lukas ausdrückt: „Uns wurden schon einige Steine in den Weg gelegt.“ So durfte die gebaute Zugbrücke etwa immer nur von einer Person betreten werden.
Jede Gruppe wurde von zwei Juroren begleitet, die sowohl die korrekte Ausführung der Aufgaben als auch einen freundlichen Umgang miteinander bewerteten.
Die Schwierigkeit ist laut Steffen Hoffmann eben auch, dass man zwar sehr viel üben könne, doch „das Gelernte muss man dort dann auch auf den Punkt abrufen können. Und da wart ihr eben besser als die anderen.“ Doch Philip korrigiert ihn: „Nicht besser, aber koordinierter. Und vielleicht auch besser im Improvisieren. Durch die geheimen Aufgaben wurde der Ablauf, den wir eingeübt hatten, komplett durcheinandergeworfen. Darum war bestimmt die Hälfte unseres Ablaufs improvisiert.“
Jugendbetreuer Fynn Schulze kann sich einen weiteren Grund der für den Erfolg der Ortsgruppe Backnang vorstellen: „Wir hatten den großen Vorteil, dass sich gerade unsere älteren Teilnehmer bereits vor der Pandemie kannten. Sie sind ein eingespieltes Team und können sich aufeinander verlassen. Die anderen Mannschaften hatten eben auch viele jüngere Mitglieder dabei, die sich noch nicht so lange kennen.“
Auf die Ausbildung der Jugend wird beim THW sehr viel Wert gelegt
„Die Jugendarbeit ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit“, sagt der Ortsbeauftragte Steffen Hoffmann. „Ob bei einer Triathlonabsicherung oder am Silvesterlauf, wir binden die Jugendlichen immer ein. Zu scharfen Einsätzen können wir sie natürlich nicht mitnehmen“, erklärt er. Aber da, wo es machbar ist, sind sie immer mit dabei und übernehmen auch Dienste zusammen mit den Aktiven des Technischen Hilfswerks. Zur Freude der ganzen Gruppe kommen auch immer mehr Mädchen hinzu, vor allem bei den Minis ab sechs Jahren, den jüngsten Mitgliedern beim THW. Die Jugendlichen sind sich einig: „Bei uns ist jede und jeder sehr willkommen.“
Der einzige Wemutstropfen ist, dass viele der Landessieger im kommenden Jahr die Volljährigkeit erreichen und damit aus der Jugend ausscheiden. „Darum war klar, dass sie in diesem Jahr noch mal zum Jugendwettbewerb gehen dürfen. Beim Bundeswettbewerb sind sie dann raus, da müssen Jüngere nachkommen“, sagt Fynn Schulze.
Doch Ortsgruppenleiter Steffen Hoffmann denkt nicht daran, seine Preisträger aus der Pflicht zu nehmen: „Es ist gesetzt, dass sie dann in die Jugendarbeit gehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Damit steigt der Druck auf die Jüngeren, denn die Preisträger haben durchaus den Anspruch, den „Bundessieg zurück ins Ländle“ zu holen. Den letzten Bundeswettbewerb 2019 gewann die Ortsgruppe aus Leonberg.
Als Belohnung für den Sieg in Lahr steht nun jedenfalls noch ein Eisessen aus, vielleicht auch eine größere Feier, sagt Steffen Hoffmann. Schließlich ist es der erste Sieg der Backnanger Jugend überhaupt. Und wo der Pokal und die Urkunde ausgestellt werden, sei auch noch nicht entschieden.
Landesjugendlager Der Wettkampf findet im Rahmen eines einwöchigen Zeltlagers statt. Die Jugendlichen bringen Zelte, Feldbetten und Schlafsäcke selbst mit. In diesem Jahr waren über 675 Kinder, Jugendliche, Betreuer und weitere Helfer dabei.
Landesjugendwettbewerb Alle drei Jahre stellen die THW-Jugendgruppen in Baden-Württemberg ihr Können unter Beweis und demonstrieren den Ausbildungsstand und den Teamgeist in der Gruppe.
Bundesjugendwettbewerb Am 28. Juli 2024 werden die Landessieger in Föhr (Rheinland-Pfalz) um den Sieg kämpfen.
Weitere Informationen Die Nachrichtensendung Landesschau vom SWR hat die Jugendgruppe aus Wertheim beim Wettkampf begleitet. Das Video dazu gibt es unter dem Link: https://t1p.de/LSBW_THWLaJuLa