Backnangerin ist mit 66 auf Trekkingtour im Himalaja
Gemeinsam mit einer Freundin, einem Sherpa und einem Bergführer ist die Backnangerin Irene Baum im Herbst um den Achttausender Manaslu in Nepal gelaufen. Nun berichtet die Seniorenvertreterin von ihrer Reise, um andere Senioren zu inspirieren.
Von Anja La Roche
Backnang/Nepal. Die Backnangerin Irene Baum ist im Herbst vier Wochen durch das Hochgebirge in Nepal gewandert. Auf der Tour bewältigte sie in 21 aktiven Trekkingtagen 300 Kilometer zu Fuß bei rund 16000 Höhenmetern. Nun will die 66-Jährige von ihrer spannenden Reise berichten, nicht nur, um sie noch einmal Revue passieren zu lassen, sondern auch, um anderen Senioren Mut zu machen. „Ich will ältere Bürger wieder motivieren, rauszugehen und Kontakte zu knüpfen“, sagt Baum, die seit 2021 eine der gewählten Seniorenvertreterinnen in Backnang ist. In Nepal habe sie nicht nur die wunderschöne Natur und eine andere Kultur kennenlernen dürfen, sondern auch sich selbst herausgefordert.
Das Gebirge lieben gelernt hat Baum vor allem, seit sie vor einigen Jahren in Teilzeit gegangen ist und so mehr Zeit zum Wandern gefunden hat. Sie hat etwa die Alpen alleine überquert und ist beim Deutschen Alpenverein, Sektion Schorndorf, als Wanderführerin aktiv geworden, seit 2021 sogar im Vorstand. Noch mehr Zeit für ihr „Hobby Berge“, wie sie sagt, hat sie, seit sie dieses Jahr vollends aus dem Berufsleben ausgestiegen ist. Neben ihren Ehrenämtern und den Integrationskursen, die sie an der Volkshochschule gibt, war also endlich genug Zeit für eine große Reise. Ihre langjährige Begeisterung für das Tiroler Hochgebirge gab ihr den Anstoß, einmal andere Berglandschaften kennenzulernen.
Die Backnangerinnen sind in der Nähe von Tibet unterwegs gewesen
Durch ihre Wanderfreundin Christa Kühner, die ebenfalls aus Backnang kommt, kam sie auf Nepal. Genauer auf den Achttausender namens Manaslu, ein Berg im Himalaja in der Nähe zur tibetischen Grenze. Die beiden 66-jährigen Frauen haben sich auf den Weg gemacht, in das weit entfernte Land in Asien, um die Tour zu wandern, die einmal um den Manaslu herumführt. Sportlicher Höhepunkt war neben dem Larke Pass auf etwa 5100 Metern Höhe der Aufstieg zum Basislager des Manaslu auf einer Höhe von etwa 4800 Metern.
Dabei ist für Baum klar, wer so eine Tour bewältigen will, der muss eine ausgezeichnete Kondition, Trittsicherheit und einen sehr guten Gesundheitszustand mitbringen. Darüber hinaus hat sie sich vorher mit wichtigen Impfungen versorgt, Medikamente gegen die Höhenkrankheit gekauft und sich das notwendige Equipment zugelegt, etwa einen Schlafsack, der auch bei minus zehn Grad noch warm hält. Ansonsten aber, sagt die 66-Jährige, sei das Alter kein Hindernis. „Es gab dort junge Leute, die Probleme mit der Kondition hatten und mit dem Helikopter abgeholt wurden“, erzählt sie. Wohingegen ein Ehepaar – die Frau und der Mann waren beide um die 70 Jahre alt – sich beim Wandern mehr Zeit genommen hat und dadurch langsamer, aber ohne gesundheitliche Schwierigkeiten vorangekommen ist. „Man kann so eine Tour, wenn man sich auf weniger Komfort einstellt und neugierig auf Neues ist, auch gut mit 70, 75 machen“, findet Irene Baum.
Sie und ihre Wanderfreundin sind die Tour aber durchaus sportlich angegangen. Gemeinsam mit einem Bergführer – der für ausländische Touristen Pflicht ist – und einem Träger waren sie mit jeweils einem zehn Kilogramm schweren Rucksack unterwegs und sind damit bis zu neun Stunden am Tag marschiert. Der Träger, wobei die Träger in dieser Region auch als Sherpa bezeichnet werden, hat übrigens mit dem Gepäck der beiden Frauen ganze 30 Kilogramm geschultert. Bei der ganzen Bewegung und den neuen Eindrücken war für die 66-Jährige das Essen von besonderer Wichtigkeit. Dabei ist ihr vor allem Dal Bhat in Erinnerung geblieben, ein Gericht aus Linsen, Reis, Kartoffeln und Spinat, das ausreichend Energie für den Tag liefert.
Weitere Themen
Die Unterkünfte haben die Frauen immer spontan gebucht. Oft gab es weder Strom noch warmes Wasser, mit Komfort war nicht zu rechnen. Als ein starkes Erdbeben am 4. November den Nordwesten Nepals heimsuchte, hatten die Frauen tagelang keine Möglichkeit, ihre Familien zu informieren, dass es ihnen gut geht. „Man ist vier Wochen lang im Nirwana“, bringt es Baum auf den Punkt.
Abwechslungsreiche Landschaften
und starke Temperaturunterschiede
Der Gewinn für die Backnangerin waren die Natur und die Kultur des südasiatischen Landes. Grüne Gras- und Waldlandschaften, ausgedehnte Reis- und Hirseterrassen, gewaltige Gebirgsflüsse und schneebedeckte Berge umgaben sie und ihre Begleiter. Gleichzeitig gaben ihr die teilweise spärlichen Lebensverhältnisse eine neue Perspektive auf den Luxus, in welchem die Menschen in Deutschland leben.
„Es ist wichtig, sich anderen Kulturen zu öffnen“, findet Baum. Sie erinnert sich beispielsweise an strenggläubige Buddhisten, die kein Fleisch essen, weil sie an die Wiedergeburt glauben und das Tier theoretisch ein einstiger Bekannter sein könnte. Und an zahlreiche Klöster, die auf der Tour um den Manaslu liegen. „Ich habe viel gelernt, wie die anderen Menschen leben“, sagt sie über ihre erste Reise auf dem asiatischen Kontinent. In positiver Erinnerung sind ihr besonders die Freundlichkeit und Zufriedenheit der Nepalesen und Nepalesinnen geblieben.
Wer auch eine solche Reise machen möchte, sollte sich vorab gut informieren. Baum und Kühner haben dazu nicht nur den Dienst einer nepalesischen Reiseagentur beansprucht, sondern sich auch durch verschiedene Bücher, Filme und im Internet Wissen angeeignet, zum Beispiel mit dem Buch „Trekking around Manaslu“.
Und plant Irene Baum schon ihre nächste Reise? Tatsächlich: Neben den Gruppen, die sie für den DAV in die Berge führt, will sie im September auf Hüttentour in die Hohe Tatra gehen, einem Gebirgsteil in Polen und der Slowakei.
Vortrag Irene Baum will mit ihrer Geschichte anderen Senioren Mut zum Reisen machen. Am 17. April wird sie um 17.30 Uhr im Seniorenbüro ihre Tour genauer präsentieren. Anmeldungen sind per E-Mail an seniorenbüro@backnang.de möglich.