Bädleswerker und Förderverein sind sehr aktiv
Diplom-Ingenieur Harald Fischer berichtet über die Geschichte des Freibads Erbstetten und dessen Sanierung in einer Fachzeitschrift.

Die Poolparty des Fördervereins mit Schlagernacht und Mitternachtsschwimmen am vergangenen Samstag war ein voller Erfolg. Foto: Florian Muhl
Burgstetten. Das kleine, idyllisch gelegene Freibad Erbstetten stand kurz vor dem Aus. Zu groß schienen die Kosten, um die veraltete Wasseraufbereitung und das undichte Mehrzweckbecken dem Stand der Technik anzupassen (wir berichteten). Allen war klar, dass nur ein erheblicher finanzieller Kraftakt den Fortbestand des „Bädles“, wie das Freibad im Volksmund liebevoll genannt wird, sichern kann. Diplom-Ingenieur (FH) Harald Fischer vom Institut Dr. Lörcher&Partner mbB, Ludwigsburg, hat jetzt einen Artikel über die Bädlegeschichte und die Sanierung für die Fachzeitschrift „Das Schwimmbad und sein Personal“ in der Juliausgabe geschrieben. Nachfolgend Auszüge daraus.
Als Löschteich entstand 1939 das Bädle
Die Anfänge eines Freibads gehen bis in die 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Der Bach Söllbach wurde an der Stelle des heutigen Freibads als Feuerlöschteich angestaut. Da bot es sich an, diesen auch als Schwimmbecken für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. So entstand im Jahr 1939 das Freibad Erbstetten. Anfang der 60er-Jahre standen erstmals umfassende Sanierungsarbeiten an. 1963 wurde die Beckenlänge von 30 Metern auf die Sportnormlänge 331⁄3 Meter erweitert.
Seit der Modernisierung im Jahr 1965 hat sich im technischen Bereich nicht viel geändert. Das Freibad tat über 50 Jahre seinen Dienst. Die Liegewiese wurde mit einem Beachvolleyballfeld und Tischtennisplatten ergänzt. Die jüngsten Badegäste erhielten neben dem Planschbecken einen kleinen Spielplatz. Eine Solaranlage diente zur Erhöhung der Beckenwassertemperatur.
Die ursprünglich geschätzten Kosten lagen bei 1,8 Millionen Euro
Im Jahr 2005 kam es auf Initiative des damaligen (und jetzigen) Schwimmmeisters Uwe Meyners zur Gründung eines Fördervereins. Dessen Aufgaben lagen einerseits im Bereich finanzieller Unterstützung durch Spenden und Erlöse bei Veranstaltungen, andererseits in Form von ehrenamtlichen Einsätzen. Insgesamt erwirtschaftete der Förderverein einen beachtlichen Betrag von 240000 Euro.
Laut einer Studie von 2017 befand sich das Freibad in einem sehr schlechten Zustand. Das Gerlinger Ingenieurbüro Richter &Rausenberger bemängelte sowohl die beiden Becken als auch die in die Jahre gekommene Wasseraufbereitungstechnik. Verschiedene Sanierungsvarianten wurden diskutiert. Bei nur einer Gegenstimme votierten die Ratsmitglieder für die zwar teure, jedoch doppelt so lang haltbare Edelstahlausführung. Ursprünglich geschätzte Kosten: 1,8 Millionen Euro. Gemeinsam mit dem Förderverein wurden Aktionen unter dem Motto „Unser Bädle darf nicht baden gehen!“ wie das Eisschwimmen 2017 geplant. Am 8. September 2019 wurde der letzte Badetag vor Beginn der Sanierung gefeiert, inklusive Inventarversteigerung.
Das Betriebsgebäude wurde komplett erneuert und erweitert
Nach dem Umbau hat sich die Länge des Mehrzweckbeckens nicht verändert, lediglich in der Breite ist es etwas schmaler als das alte Becken. Das Planschbecken wurde neu konzipiert mit Attraktionen wie Bachlandschaft mit Spritzdüsen, Wasserrad, Staudamm und Findlingen für die kleinen Badegäste. Beide Becken wurden wie geplant in Edelstahlausführung gebaut. Das Betriebsgebäude wurde komplett erneuert und erweitert. Der alte Umkleidebereich wurde modernisiert und um neue Dusch- und Sanitärräume erweitert. Die Umkleidekabinen blieben bestehen. Der Kassenraum wurde neu gestaltet. Darin befindet sich jetzt der Erste-Hilfe-Bereich. Für das Aufsichtspersonal wurde ein kleines, etwas erhöhtes Gebäude mit Rundumverglasung zwischen den beiden Becken errichtet. Sämtliche Rohrleitungen wurden komplett erneuert. Einzig der Kiosk blieb in seinem Bestand erhalten.
Um Kosten bei der Sanierung zu senken, engagierten sich ehrenamtliche Helfer bei handwerklichen Arbeiten wie Fliesenlegen, Maler- und Elektroarbeiten – die Bädleswerker. Bis zur Eröffnung des Badebetriebs am 1. August 2020 unter Einhaltung der Corona-Hygieneregeln des Landes wurden 750 freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Am Ende lagen die Gesamtkosten bei 2,7 Millionen Euro. flo/pm