Bahndurchlass soll freundlicher werden

Die Stadt Backnang investiert über 137000 Euro in eine neue Beleuchtung der Fuß- und Radwegverbindung zwischen Obere Bahnhofstraße und Maubacher Straße. Der Tunnel wird optisch aufgewertet. Damit soll das Sicherheitsgefühl der Nutzer steigen.

Der bisherige Bahndurchlass war angsteinflößend. Dank des neuen Lichtkonzepts soll er optisch verkürzt und freundlicher werden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Der bisherige Bahndurchlass war angsteinflößend. Dank des neuen Lichtkonzepts soll er optisch verkürzt und freundlicher werden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Wer in der Vergangenheit den Bahndurchlass zwischen der Maubacher Straße und der Oberen Bahnhofstraße in Backnang als Fußgänger oder Radfahrer genutzt hat, der hatte oft ein unangenehmes Gefühl dabei. Der Minitunnel war dunkel, feucht, eng – mit anderen Worten, er konnte angsteinflößend sein. Dazu ist es immer wieder zu heiklen Begegnungen zwischen Fußgängern und Radfahrern gekommen. Letztere sollten ihr Gefährt eigentlich schieben, was aber die wenigsten machten. Von den fahrenden Radlern fühlten sich die Passanten jedoch bedrängt oder gar gefährdet.

Nun soll vieles anders werden. Die Stadt nutzt die unlängst erledigten Arbeiten, bei denen neue Leitungen und Kanäle durch den Durchlass gelegt worden sind (wir berichteten), um in einem Aufwasch auch den gesamten Durchlass auf Vordermann zu bringen. Der ganz große Wurf war nicht möglich, das wäre nämlich eine Vergrößerung des Tunnels gewesen. Doch das hätte nur die Deutsche Bahn AG machen können, „wir haben keine Handhabe, den Bahndurchlass zu ersetzen“, erklärte Backnangs Baudezernent Stefan Setzer dieser Tage im Ausschuss für Technik und Umwelt.

Also muss die Stadt beim Aufhübschen mit den vorhandenen Gegebenheiten in Breite und Höhe auskommen. Setzer schickte vorbeugend voraus: „Alles, was wir hier machen, ist ein Kompromiss.“ Das fängt schon mit der Feuchtigkeit an. Viele Tage im Jahr tropft es von der Decke. Die Wände sind nass, der Boden feucht. Setzer: „Wir bekommen das Bauwerk nicht dicht. Der Durchlass gleicht oft einer Tropfsteinhöhle.“

Die Ertüchtigung des Bauwerks sieht also in erster Linie ein neues Lichtkonzept vor. Setzer informierte die Stadträte, dass die Arbeiten dafür in Höhe von 137350 Euro bereits an die Backnanger Firma Elektro A. Peter vergeben worden sind. Das ist zwar eine riesige Summe für eine neue Beleuchtung, aber Setzer hatte auch ein Zuckerle für die Ausschussmitglieder. Weil mit dem neuen Lichtkonzept der Durchgang deutlich aufgewertet wird, beteiligen sich auch jene Investoren an den Kosten, die sich derzeit im Feucht-Areal und demnächst auch im Aurelis-Areal engagieren. Da deren Projekte dank des aufgehübschten Tunnels attraktiver werden, schießen sie jeweils 30000 Euro zum Lichtkonzept dazu. Die Firma Godel sei im Vorfeld der Planung miteinbezogen gewesen und habe sich zu der Mitfinanzierung verpflichtet. Trotz des satten Zuschusses stellte Setzer klar: „Wir tragen trotzdem den Löwenteil.“

Mit dem neuen Lichtkonzept soll laut Setzer erreicht werden, dass die Länge des Tunnels optisch gemindert wird. „Das warme, amberfarbene Licht im Tunnel verkürzt die Länge“, zitierte Setzer die Beschreibung des Büros Lighting Architects Lichtplanung aus Karlsruhe. Durch dieses Licht werde der Angstraum gemindert. Wenn das Projekt gelinge und Erfolg habe, könne es unter Umständen auf andere Bereiche in der Stadt ausgeweitet werden, es gibt in Backnang ja noch einige Stellen, die eine solche Auffrischung nötig hätten. Der Stadtbaudezernent nahm auch Stellung zu der Höhe der Investition. Es ginge darum, die gesamte Elektroinstallation im Tunnel und in den Bereichen davor sowie die Schaltschränke zu erneuern. Und weil in diesem Bereich alles sehr feucht sei, müsse es diesen besonderen Ansprüchen genügen. Zudem werde alles vandalismussicher erstellt. Umso mehr freute sich Setzer, dass der Auftrag „Gott sei Dank“ an eine örtliche Firma gegangen ist, „die für ihre Verlässlichkeit bekannt ist“.

Die Stadträte nahmen die Vergabe wohlwollend zur Kenntnis. Willy Härtner (Grüne) sprach zwar von einem „stolzen Sümmchen“, er zeigte sich aber vor allem daher zufrieden, dass es vonseiten der Investoren in der Nachbarschaft eine Kostenbeteiligung von immerhin fast 50 Prozent gebe. Auch Armin Dobler (SPD) betonte, dass die Helligkeit und Freundlichkeit in dem Durchlass sehr wichtig sei, aber er fragte sich, „ob es unbedingt so stark aufgewertet werden muss“. Er hakte bei der Verwaltung nach, was es wohl gekostet hätte, wenn einfach nur mit einer üblichen Beleuchtung hell gemacht worden wäre. Laut Setzer würde es etwa die Hälfte kosten. Einerseits so viel, weil auch die Schaltschränke für „normales Licht“ erneuert hätten werden müssen. Andererseits hätte es dann keinen Zuschuss von den Bauträgern des Feucht- und Aurelis-Areals gegeben. Damit hatte er auch Dobler beschwichtigt. Dieser gestand: „Auf der einen Seite blutet mir bei einer solchen Summe mein schwäbisches Herz. Aber wenn es in der einfachen Variante auch die Hälfte kosten würde, dann aber ohne die Beteiligung der Investoren, dann rechnet es sich wieder.“ Rolf Hettich (CDU) machte es ganz kurz: „Mir gefällt die Konzeption sehr gut.“

Für Setzer stand das Engagement in dieser Größenordnung nicht zur Diskussion. Er erklärte: „Die Investition ist auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Radler und Fußgänger, die diesen Bereich nutzen. Für mich stehen in diesem Fall Aufwand und Nutzen in einem vertretenswerten Verhältnis.“ Das sah auch Heinz Franke (SPD) so: „Das ist zwar sehr viel Geld. Aber wir können am Querschnitt nichts ändern und der Durchgang wird stark frequentiert. Er hat eine Attraktivierung dringend nötig. Es ist ja nicht so, dass den Durchgang nur zehn Leute am Tag nutzen. Wenn wir schon räumlich nichts ändern können, dann wenigstens optisch.“

Weil es in früheren Zeiten immer mal wieder Ärger zwischen Fußgängern und Radfahrern gegeben hat, wollte Franke nun wissen, ob die Radler in Zukunft durch den Tunnel fahren dürfen. Setzer: „Nein, sie müssen weiterhin absteigen und schieben.“ Karl Scheib erklärte, dass der Radweg offiziell durch den Tunnel führe. Deshalb plädierte er für Hindernisse am Tunnelportal, dann müssen die Radler ohnehin bremsen: „Die Bügel am Eingang waren nicht schlecht.“

Bahndurchlass soll freundlicher werden

© Pressefotografie Alexander Beche

„Die Investition ist auch ein Zeichen der

Wertschätzung für die Radler und Fußgänger.“

Stefan Setzer,

Backnanger Stadtbaudezernent

Arbeiten beginnen im März

Der Auftrag für die Umsetzung des neuen Lichtkonzepts geht an die Backnanger Firma Elektro A. Peter. Deren Angebot war mit 137350 Euro das günstigste von drei Bietern. Der geschätzte Angebotspreis für die Umsetzung des Lichtkonzepts lag bei 130000 Euro.

Die Arbeiten werden voraussichtlich in den Monaten März und April durchgeführt.

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Erstellt:
2. Februar 2021, 06:00 Uhr

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