Banken im Umbruch
Nicht nur die Südwestbank muss sich verändern, um im Wettbewerb bestehen zu können
Das vergangene Jahr, das erste unter dem neuen Eigentümer Bawag, war für die Südwestbank ein Jahr der Neuordnung oder, wie es im Branchenjargon heißt: der Restrukturierung. So nennt man es, wenn kein Stein auf dem anderen bleibt. Allein der drastische Stellenabbau bei der Regionalbank zeugt davon. Allerdings hat sich auch die Finanzwelt insgesamt verändert. Bankkunden wickeln ihre Geschäfte immer öfter online ab, neue digitale Zahlungsdienstleister erhöhen den Wettbewerbsdruck, und die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, deren Ende noch nicht abzusehen ist, drückt auf die Erträge. Banken müssen hierauf reagieren. Ob der Kurs der Südwestbank richtig ist, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Es ist nicht die Schrumpfkur allein, die das Unternehmen verändert. Die Prioritäten haben sich verschoben. Im Firmenkundengeschäft zählt nicht mehr, dass die Bank ihre mittelständischen Kunden versteht, sondern dass Risiken vermieden werden und die Kennzahlen stimmen. Vertrauen prägt auch das Geschäft mit Vermögenden. Auch hier wurde die Mannschaft reduziert und die Effizienz in den Vordergrund gerückt. Ob es der Bawag durch die Übernahme anderer Institute gelingt, im deutschen Privatkundengeschäft die notwendige Größe zu erreichen, um mit schlanken Prozessen ordentlich Geld zu verdienen, darf man gespannt beobachten. Die Bawag will Erfolge sehen. Doch der deutsche Bankenmarkt gilt als schwierig. Nicht wenige große Institute bestimmen den Markt – dazu kommen Sparkassen, Volksbanken, Auslandsbanken und digitale Angebote von Amazon bis Google. Geld zu verdienen wird noch schwieriger, wenn die Wirtschaft schwächelt. Der Veränderungsdruck bleibt hoch.
sabine.marquard@stzn.de