Begleitschutz für Amphibien
Artenschutz vor der Haustür Die Nabu-Gruppen in Backnang und Aspach betreuen die Wanderung der Amphibien. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten können Helfer sich hierbei nützlich machen: beim Zaunauf- und -abbau, beim Transport und bei der täglichen Kontrolle.
Von Lorena Greppo
Backnang. Beim Artenschutz denken viele Menschen hierzulande vermutlich an Insekten. Sie haben nämlich – nicht zuletzt durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ – viel mediale Aufmerksamkeit bekommen. Doch auch andere Tiere brauchen Hilfe, beispielsweise Amphibien. Seit Jahren setzen sich die Nabu-Gruppen in Backnang und Aspach daher für deren Schutz ein und betreuen die Tiere in der Wanderzeit. Helfer werden gern gesehen, sind das doch keine kleinen Projekte.
In Baden-Württemberg kommen 20 Arten an Fröschen, Kröten, Unken, Molchen und Salamandern vor. Die Hälfte davon gilt als gefährdet, es könnten allerdings bald mehr werden – denn die aktuellen Zahlen zeigen, dass vor allem bei den bislang zahlreich anzutreffenden Erdkröten der Bestand schwindet. Im vergangenen Jahr machte der Verein Amphibien- und Reptilien-Biotopschutz (ABS) seine jüngste Erhebung publik: Um durchschnittlich 50 Prozent ist die Amphibienpopulation zurückgegangen, an manchen Stellen seien es gar 90 Prozent.
Von Februar bis Mai sind die Helfer täglich unterwegs
An dieser Stelle kommen die ehrenamtlichen Helfer unter der Regie des Nabu ins Spiel. Sie sammeln die Frösche, Kröten und Molche in Eimern ein und tragen sie durch die Unterführung zum Biotop Pfaffenrinne beziehungsweise von dort zurück in den Plattenwald. Wie viel Arbeit das macht, belegen die Zahlen, die Marion Schieber-Stitz liefert. Sie koordiniert als Hauptverantwortliche die Betreuung der Amphibienwanderung in Backnang. „2022 gings am 14. Februar los mit der Hinwanderung“, berichtet sie. Das heißt, die erwachsenen Amphibien machen sich zum Biotop auf, um dort zu laichen. Wenige Wochen später machen sich viele von ihnen auch schon wieder auf den Rückweg. Auf beiden Wegen wird ihnen geholfen.
In der WhatsApp-Gruppe zur Koordination der Zaunkontrolle seien 48 Helfer. „Manche von ihnen gehen nur vereinzelt“, weiß die Backnangerin. Das sei auch völlig in Ordnung, schließlich hätten die Leute unterschiedlich viel Freizeit. „Wir sind um jeden Einsatz froh.“ Regelmäßig dabei seien etwa acht Freiwillige – über Wochen und Monate hinweg. Denn die Zaunbetreuung, so Schieber-Stitz, habe sich in diesem Jahr bis zum 7. Mai erstreckt. Das heißt, jeden Morgen und Abend gehen freiwillige Helfer den Zaun ab und spielen Taxi für die wanderwilligen Tierchen.
Die Wanderperiode zieht sich immer mehr in die Länge
Doch weiß die Backnangerin auch um künftige Schwierigkeiten: „Die Aufgabe wird zeitaufwendiger, weil sich die Wanderperiode immer mehr in die Länge zieht.“ Das liege daran, dass es früher im Jahr warm wird. 2021 etwa seien die erste Amphibien an der Kreisstraße schon am ersten Februar gesehen worden. Hinzu kommt, dass das Biotop Pfaffenrinne durch die angeschwemmten Sedimente der Murr immer weiter verlandet (wir berichteten). Immerhin: Die Stadt Backnang hatte im Februar eine Spezialfirma damit beauftragt, das Gebiet an zwei Stellen auszubaggern. Das habe Gutes bewirkt: „Das Wasser hat sich ganz gut gehalten, obwohl der Sommer so trocken war.“ Sie hoffe, dass auch die Amphibien den trockenen Sommer gut überstanden haben, sagt Marion Schieber-Stitz. Spätestens im kommenden Frühjahr, wenn die Wanderung wieder losgeht, werden sie und ihre Mitstreiter es sehen.
Kontakt Wer bei der Betreuung der Amphibienwanderung in Backnang helfen möchte, kann sich beim Nabu melden per E-Mail an info@nabu-backnang.de. Auch in Aspach werden die Wanderstrecken betreut. Wer dort mithelfen möchte, kann sich per E-Mail an info@nabu-aspach.de wenden.