Beifall für Pläne der Paulinenpflege
Infoveranstaltung für Nachbarn beim Haus Plattenwald – Sanierung schafft Platz für 24 Bewohner mit psychischen Erkrankungen
Die Pläne der Paulinenpflege für das Peter-Odenwälder-Haus werden im Plattenwald positiv aufgenommen. Bei einer Infoveranstaltung am Montagabend gab es keine Proteste oder Kritik, sondern am Ende freundlichen Beifall. Dass das leer stehende Gebäude reaktiviert und mit psychisch Kranken belegt werden soll, stelle eine „riesengroße Bereicherung“ dar, sagte ein Besucher.

© Jörg Fiedler
Vorstand Andreas Maurer (am Mikrofon) stellte bei einer Informationsveranstaltung für die Nachbarn die Pläne vor, die die Paulinenpflege mit dem Haus Plattenwald hat. Foto: J. Fiedler
Von Armin Fechter
BACKNANG. Wie ernst die Paulinenpflege den Vor-Ort-Termin mit den Nachbarn aus der Plattenwaldsiedlung nahm, verdeutlichte schon die personelle Präsenz: Mit Pfarrer Andreas Maurer war der Hauptgeschäftsführer und mit Carlo Noé auch der kaufmännische Geschäftsführer der Winnender Einrichtung zugegen. Weitere Gesprächspartner standen bereit. An den Wänden hingen die Pläne für den projektierten Umbau, der nach ersten Schätzungen 2,5 Millionen Euro kostet.
In seinen äußeren Abmessungen soll das Haus nicht verändert werden. Der Umbau werde sich im Wesentlichen auf den Innenraum erstrecken, sagte Noé, es sollen künftig 24 Bewohner dort leben – Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das Gebäude werde komplett neu eingeteilt, den Brandschutzerfordernissen angepasst und mit Zimmern versehen, die den Vorgaben der Landesheimbauverordnung Genüge tun. Die noch bestehende Kegelbahn kommt raus, um Platz für Abstellräume zu gewinnen. Noé erinnerte auch daran, dass das Haus, das sich im Eigentum der Paulinenpflege befindet, schon bis 2015 als Wohnheim genutzt wurde, damals für 21 Personen.
Die Sanierung kann voraussichtlich im Winter 2019/20 abgeschlossen werden. Ab Anfang 2020 sollen dann Menschen einziehen, die bisher in der Burg Reichenberg untergebracht waren. Die dortige Unterkunft kann nicht mehr als Heim weiterbetrieben werden, da sie die neuen Anforderungen an die Zimmergröße und die Ausstattung mit Badezimmern nicht erfüllt. Die Paulinenpflege war, wie Vorstand Maurer sagte, vor etwa einem Jahr von dieser Nachricht der Heimaufsicht überrascht worden. Damit stellte sich die Frage nach einer neuen Bleibe für die Betroffenen. Rasch richtete sich der Blick auf das Haus Plattenwald: „Wir waren sehr froh, dieses Gebäude zu haben.“ Die Kosten für den Umbau seien „überschaubarer als ein Neubau“.
Gleichzeitig ging Maurer auf das Thema psychische Erkrankung ein. Viel mehr Menschen seien davon betroffen, als man oft meint, nämlich fast ein Drittel der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, also jeder Dritte. Die Bewohner der Burg Reichenberg hätten eine schicksalsreiche Biografie; durch die Betreuung bekämen sie die Chance, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Ob sie eine Gefahr darstellen könnten? Von den allermeisten gehe keinerlei Gefahr aus, sagte Maurer, im Gegenteil: Viele hätten sogar eine Sozialphobie und müssten überhaupt erst ermuntert werden, rauszugehen. Die Burg sei im Übrigen eine offene Einrichtung, keine geschlossene – aufgenommen würden deshalb dort nur Personen, die dem Betreuungskonzept entsprechen.
Bürgermeister Bühler:
„Keinerlei Probleme“
An dieser Stelle bekam Bernhard Bühler, Plattenwaldnachbar und seit Kurzem Bürgermeister von Oppenweiler, Gelegenheit zu einem Statement. Er bestätigte, dass die Murrtalgemeinde „keinerlei Probleme“ mit den Burgbewohnern kenne – nur einer sei eine Zeit lang regelmäßig in einem Kindergarten aufgekreuzt. Ihn habe eine „kleine Panik“ ergriffen, als er mitbekam, „dass die Leute wegziehen müssen“. Nun treibt ihn die Sorge um, was wohl aus der Burg wird. Maurer versicherte jedoch: „Wir wollen die Burg nicht aufgeben.“ Derzeit würden Ideen für die Zukunft gesammelt.
Martina Kühme, die das Heim auf der Burg leitet, verdeutlichte die Aussagen des Vorstands. Die Menschen „sind vorübergehend bei uns“, mit dem Ziel, dass sie wieder in selbstständige Wohnformen übertreten können. Die Leute hätten nichts Angsteinflößendes, sie seien halt „mit ihren Besonderheiten“ in Oppenweiler bekannt. In der anschließenden Fragerunde sagte Lutz Bensinger, einer der Nachbarn: „Ich freue mich wirklich darauf, dass die Leute hierherkommen.“ Er hat, wie er sagte, selbst schon ehrenamtlich Behinderte betreut und erwartet sich vom künftigen Haus Plattenwald „eine riesengroße Bereicherung“.
Auch Wolfgang Stahl vom Bürgerverein Backnang-Plattenwald zeigte sich im Gespräch mit Marco Kelch von der Paulinenpflege angetan von der neuen Entwicklung, nachdem zunächst die Stadt dort ein Flüchtlingsheim für 180 Migranten hatte errichten wollen. Er hofft überdies, dass es dem Plattenwaldverein und der Paulinenpflege gemeinsam gelingt, einen Zebrastreifen für den Weg in Richtung Freibad – über die nach Steinbach führende Straße hinweg – zu bekommen.