Bereit für den Urlaub auf Balkonien

Die Eisheiligen sind vorbei, jetzt ist die Pflanzzeit für Sommerblumen. Denn auch den kleinsten Balkon kann man in eine blühende Wohlfühloase verwandeln. Garten- und Landschaftsarchitektin Petra Klinger gibt Tipps, wie man ihn besonders wohnlich macht.

Eine Frau schläft mit ihrer Katze auf dem Balkon: So könnte der Urlaub zu Hause aussehen.Foto: Adobe Stock/Patrizia Tilly

© Patrizia Tilly - stock.adobe.com

Eine Frau schläft mit ihrer Katze auf dem Balkon: So könnte der Urlaub zu Hause aussehen.Foto: Adobe Stock/Patrizia Tilly

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. In diesem Jahr überlegen viele Sonnenhungrige noch, ob sie für den Sommer eine Reise buchen sollen. Oder doch lieber Urlaub auf Balkonien? Jetzt, wo die sogenannten Eisheiligen – die letzten Frostnächte des Frühjahrs – vorbei sind, ist es an der Zeit, den Balkon mit Pflanzen, Möbeln und Dekoartikeln fit für den Sommer zu machen.

Bei der Pflanzenauswahl ist zunächst die Lage des Balkons wichtig, weiß Petra Klinger, die Naturparkführerin im Schwäbisch-Fränkischen Wald sowie Garten- und Landschaftsarchitektin in Backnang ist: „Der Südbalkon ist etwas für Sonnenanbeter.“ Hier gedeihen besonders gut Pflanzen wie Geranien, Petunien oder die Vanilleblume in Balkonkästen, Kübeln oder Ampeln (hängenden Gefäßen für Topfpflanzen).

Der Vorteil dieser einjährigen Dauerblüher ist, dass sie eine ununterbrochene Blütenpracht bis in den Herbst spenden. Auch Kakteen, die den Winter im Haus verbracht haben, fühlen sich auf einem Südbalkon im Sommer wohl. Bei mehrjährigen Kübelpflanzen – etwa Oleander, Hibiskus oder Zitronenbäumchen – sollte bedacht werden, dass sie für den Winter einen kühlen, hellen Platz zum Überwintern brauchen. Bevor sie im Herbst in den Keller kommen, sollten sie zurückgeschnitten werden und benötigen in der Ruhephase nur wenig Wasser.

Richtung Westen lassen sich laue Abendstunden und Sonnenuntergänge genießen, nach Osten gerichtet ist der „Frühstücksbalkon“, so Petra Klinger. Dafür eignen sich eher Schattenpflanzen wie Fuchsien oder die Hortensie. Möchte man einen Sichtschutz zum Nachbarbalkon anlegen, können Kletterpflanzen an einer Rankhilfe angebracht werden. Auch hier gilt es, die Sonneneinstrahlung zu bedenken. Während die Kletterrose es gerne sonnig mag, liebt die Clematis den Halbschatten. Nicht umsonst wird diese Pflanze auch Waldrebe genannt. Die Kletterhortensie gibt übrigens einen sehr dichten Sichtschutz.

Frische Kräuter eignen sich immer für die Balkonbepflanzung. Auch das eigene Gemüse kann man auf kleinem Raum anbauen. In Hochbeeten finden verschiedene Gemüsesorten und Salate Platz. Bei Tomaten gilt zu beachten, dass sie große Pflanzgefäße, viele Nährstoffe und reichlich Wasser brauchen. Für den kleinen Hunger auf frisches Obst gibt es Monatserdbeeren, die in Ampeln oder Kübeln angepflanzt werden und nach unten ranken. Der Anbau von Weintrauben benötigt ein Spalier oder eine Pergola und kann im Sommer Schatten spenden.

Was die Möbel betrifft, so ist für den Südbalkon eine Beschattung an heißen Sommertagen nötig – egal ob mit einer Markise, einem Sonnenschirm oder Sonnensegel. Bei der Einrichtung mit Gartenmöbeln sind natürlich die Geschmäcker verschieden. Die einen mögen das Ambiente im Stil der Toskana mit Terrakottapflanzgefäßen und Metallstühlen, so Petra Klinger. Andere lieben es eher rustikal, wie in einem Bauerngarten mit Holzmöbeln.

Wer es maritim mag, kann sich mit einem Strandkorb das Urlaubsfeeling auf den Balkon holen. Andere bevorzugen bei der Möblierung einen modernen, reduzierten Stil mit klaren Formen und vereinzelten Pflanzen, die als Blickfang wirkungsvoll in Szene gesetzt werden. Wenn wenig Platz zur Verfügung steht, sollten die Stühle leicht und stapel- oder zusammenklappbar sein, rät die Gartenarchitektin. Ausziehbare Tische bieten Platz, wenn Besuch kommt. Generell sind Bänke platzsparender als mehrere Stühle.

Unschöne Fliesen lassen sich leicht mit Holzelementen aufpeppen.

Bei der Auswahl der Möbel und Bodenfliesen sollte man generell darauf achten, dass nicht zu helle und glänzende Materialien verwendet werden, die bei starker Sonneneinstrahlung blenden. Das könnte das gemütliche Lesen auf dem Balkon anstrengend machen, weiß Petra Klinger. Unschöne Fliesen lassen sich leicht mit Holzelementen aufpeppen, die es fertig zu kaufen gibt. Für die Beleuchtung des Balkons können Solarlampen verwendet werden, auch Windlichter spenden eine behagliche Atmosphäre.

Wer etwas für Vögel und Insekten tun möchte, kann einfach eine Schale mit Wasser aufstellen. „Insekten haben auch Durst“, unterstreicht Petra Klinger, die übrigens auch Streuobstpädagogin ist. Pfützen, in denen sich Regenwasser sammelt, gibt es in den Städten kaum noch, weil das Wasser sofort abgeleitet wird. Auch ein Insektenhotel auf dem Balkon ist möglich. Man sollte jedoch vorher abklären, ob es Allergiker unter den Mitbenutzern gibt. Bei den Nisthilfen sei zu beachten, dass manche zwar dekorativ, aber aufgrund der verwendeten Materialien überhaupt nicht geeignet sind.

Dies bestätigt auch Anja McGrath: „Manche im Handel angebotenen Nisthilfen für Insekten ziehen lediglich eine Spinne an“, sagt die erste Vorsitzende des Nabu Backnang. Man kann Insektenhotels aber auch selbst nach Anleitungen bauen. Für einen naturnahen Balkon gibt es Tipps für die Bepflanzung im Internet. So eignet sich etwa die Fetthenne oder Lavendel für den Sonnenbalkon. Jelängerjelieber wird als Kletterpflanze empfohlen, und Vergissmeinnicht oder Sternmoos gedeihen auf dem Schattenbalkon.

„Für einen Kompost ist der Balkon nicht der richtige Ort“, so Anja McGrath. Dieser braucht Bodenkontakt, damit die Pflanzenteile optimal verrotten können. Auf einem Balkon wäre das eine geruchsintensive Angelegenheit, da es hier wohl zu Fäulnisprozessen kommen würde, nicht aber zur richtigen Verrottung.

Eine Alternative ist etwa ein Bokashi-Eimer. Bei der Verarbeitung der Bioabfälle helfen hier sogenannte effektive Mikroorganismen. Küchenabfälle können so als nützlicher Dünger verwendet werden. Auch mit einer Wurmkiste könne man auf dem Balkon Biodünger herstellen, der wirkungsvoll die Erde in den Balkonkästen aufwertet. Die Holzkiste mit Deckel kann zudem als Sitzgelegenheit gebraucht werden und hat so noch einen zusätzlichen, praktischen Nutzen. Auch auf den wenigen Quadratmetern eines kleinen Balkons gibt es also vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.

Zum Artikel

Erstellt:
26. Mai 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen