Holocaustleugnerin

Berichte: Ursula Haverbeck ist tot

Deutschlands bekannteste Holocaustleugnerin ist offenbar tot. Die Runde machte die Nachricht als erstes in Nazi-Foren. In der Szene galt die 96-Jährige als „Galionsfigur“.

Ursula Haverbeck 2018 bei einem Gerichtsprozess.

© AFP/PAUL ZINKEN

Ursula Haverbeck 2018 bei einem Gerichtsprozess.

Von Michael Bosch

Die bekannte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck ist tot. Das meldet unter anderem das Nachrichtenportal t-online. Zuerst wurde die Nachricht vom Tod der 96-Jährigen auf Social-Media-Kanälen der rechtsextremen Szene in Deutschland verbreitet. Demnach soll Haverbeck am Mittwoch verstorben sein. Eine offizielle Bestätigung oder Stellungnahme der Familie gebe es noch nicht.

Lediglich die Kleinstpartei „Die Rechte“ vermeldete am Mittwochabend Haverbecks Tod. Für sie war Haverbeck vor fünf Jahren bei der Europawahl angetreten. Auch der bekannte Neonazi Michael Brück, früher Vorsitzender der Partei, veröffentlichte eine Trauerbekundung mit einem gemeinsamen Foto aus dieser Zeit.

Ursula Haverbeck: „Galionsfigur“ der rechten Szene

Ursula Haverbeck, Witwe eines ehemaligen Angestellten der NSDAP-Reichsleitung, war in den vergangenen Jahren so etwas wie eine Symbol-Figur der Naziszene geworden. Sie war mehrfach verurteilt worden und saß im Gefängnis.

Zuletzt war die notorische Holocaustleugnerin vom Landgericht Hamburg wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Das Gericht bestätigte damit eine Haftstrafe, die das Amtsgericht Hamburg vor knapp neun Jahren verhängt hatte. 2018 war sie wegen einer Haftstrafe bis vor das Verfassungsgericht in Karlsruhe gezogen – scheiterte dort aber mit ihrer Klage. Von Mai 2018 bis November 2020 saß sie im Gefängnis.

Ursula Haverbeck vor Gericht – so oft wurde die Holocaustleugnerin verurteilt

  • Juni 2004: verurteilt vom Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen a 30 Euro – sie hatte den Holocaust in der Hauszeitschrift des Collegium Humanum, der Stimme des Gewissens, zusammen mit dem Schriftleiter der Zeitschrift, Ernst-Otto Cohrs, geleugnet
  • Juni 2007: verurteilt vom Landgericht Dortmund wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen (es wurde eine Gesamtstrafe von 200 Tagessätzen à 30 Euro gebildet) – Haverbeck hatte behauptet, Hitler sei „nur von einem göttlichen Auftrag im weltgeschichtlichen Rahmen“ zu verstehen
  • Juni 2009: verurteilt vom Amtsgericht Bad Oeynhausen zu einer Geldstrafe – sie hatte die Vorsitzende des Zentralrats der Juden beleidigt und bedroht
  • Oktober 2010: verurteilt vom Landgericht München I zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten auf Bewährung wegen Volksverhetzung
  • 2015: verurteilt vom Amtsgericht Hamburg zu einer Freiheitsstrafe von 10 Monaten – Haverbeck leugnete den Holocaust auch im Gerichtssaal – das Landgericht Hamburg bestätigte im Berufungsverfahren im Juni 2014 das Urteil und legte eine Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten fest
  • September 2016: verurteilt vom Amtsgericht Detmold zu einer Haftstrafe von 8 Monaten wegen Volksverhetzung
  • Oktober 2016: verurteilt vom Amtsgericht Bad Oeynhausen zu einer Haftstrafe von 11 Monaten ohne Bewährung
  • November 2016: verurteilt vom Amtsgericht Verden zu einer Haftstrafe von 2,5 Jahren ohne Bewährung wegen Volksverhetzung
  • Februar 2017: verurteilt vom Amtsgericht Detmold zu einer Haftstrafe von 10 Monaten wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener – das Landgericht Detmold bestätigte im Berufungsverfahren im November 2017 das Urteil und legte eine Haftstrafe von 14 Monaten fest
  • Oktober 2017: verurteilt vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten ohne Bewährung wegen Volksverhetzung
  • Dezember 2020: verurteilt vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten ohne Bewährung wegen Volksverhetzung
  • April 2022: verurteilt vom Landgericht Berlin im Berufungsprozess der Urteile des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung

In rechten Kreisen wird übereinstimmend berichtet: Die notorische Holocaustleugnerin Ursula #Haverbeck ist wohl gestorben. Die 96-Jährige wurde in der Szene bereits zu Lebzeiten als Märtyrerin verehrt - auch weil sie beharrlich immer wieder den Holocaust in Abrede gestellt hatte. pic.twitter.com/z4vx7fo9zI — ENDSTATION RECHTS. (@ER_Bund) November 20, 2024

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck

Haverbeck hatte wiederholt behauptet, das deutsche Konzentrationslager Auschwitz im besetzten Polen sei kein Vernichtungs-, sondern ein Arbeitslager gewesen. In mehreren Artikeln schrieb sie, die massenhafte Ermordung von Menschen jüdischen Glaubens in den Gaskammern könne sich so nicht ereignet haben.

Die Nachricht von ihrem Tod machte auch in der internationalen Nazi-Szene die Runde. Beileidsbekundungen in den sozialen Netzwerken stammen unter anderem aus Frankreich, Ungarn und Portugal.

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Erstellt:
21. November 2024, 08:32 Uhr
Aktualisiert:
21. November 2024, 10:26 Uhr

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