Bessere Karten bei Wohnbaupolitik
Kirchberg soll zu einem sogenannten Siedlungsbereich hochgestuft werden.

Kirchberg hat nun die Chance, eine über die Eigenentwicklung hinausgehende Wohnbaustrategie zu verfolgen. Möglich ist dies, weil die Kommune über einen S-Bahn-Anschluss verfügt. Foto: privat
Von Ingrid Knack
KIRCHBERG AN DER MURR. Derzeit läuft ein Beteiligungsverfahren des Verbands Region Stuttgart in Sachen regionale Entwicklungsachse, das auch Kirchberg einbezieht. Der Gemeinderat hatte sich in diesem Zusammenhang für die Festlegung von Kirchberg als Siedlungsbereich ausgesprochen. Wird das Verfahren positiv beschieden, eröffnet dies der Kommune mehr Möglichkeiten in der Wohnbauentwicklung. Denn dann könnte Kirchberg einen erhöhten Siedlungsflächenbedarf geltend machen, der über den Eigenbedarf hinaus geht, erklärte Bauamtsleiterin Simone Brem.
Zu den Hintergründen: Im Dezember 2020 hatte die Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart ein Verfahren zur Änderung des Regionalplans eröffnet. Untersucht, abgewogen und entschieden wird dabei, ob zwischen Marbach und Backnang eine regionale Entwicklungsachse entstehen soll.
Betroffen sind neben Kirchberg auch die Kommunen Affalterbach, Burgstetten und Erdmannhausen. Mittlerweile meldete zudem Rielingshausen Interesse an und beantragte die Aufnahme in die Entwicklungsachse, um künftig mehr Gestaltungsspielraum zu haben. Der Landesentwicklungsplan gibt nach den Ausführungen des Verbands Region Stuttgart vor, dass Siedlungswachstum insbesondere an Standorten erfolgt, die über einen leistungsfähigen ÖPNV-Anschluss verfügen. Kirchberg kann wie Burgstetten und Erdmannhausen mit einem S-Bahn-Anschluss punkten und hat damit noch bessere Karten als Affalterbach, das allerdings über eine gute Busanbindung an die S-Bahn verfügt, und Rielingshausen.
Ziel des Ganzen ist es, dass möglichst viele Menschen einen besseren Zugang zum Nahverkehr erhalten und sich infolgedessen der Anteil öffentlicher Verkehrsmittel am Gesamtverkehrsaufkommen erhöht. Dieses Prinzip wird über die Ausweisung von regionalen Entwicklungsachsen beziehungsweise Landesentwicklungsachsen umgesetzt. Je nach Lage zu diesen Achsen sind die Gemeinden in der Region Stuttgart in zwei Kategorien eingeteilt: Gemeinden an einer Entwicklungsachse liegen im Siedlungsbereich. Das heißt, sie dürfen und sollen bei der Ausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen auch Wanderungsgewinne berücksichtigen – über den Bedarf der ansässigen Bevölkerung und Unternehmen hinaus. Die übrigen Gemeinden sind dagegen „beschränkt auf Eigenentwicklung“. Die Kirchberger Gemeinderäte sprachen sich einstimmig für die Höherstufung aus, mit der, wenn alles glatt läuft, mehr Wachstum der Kommune denkbar sein wird. Insbesondere Gudrun Wilhelm (Freie Liste Kirchberg) hatte sich positiv über diese Option geäußert. Das Beteiligungsverfahren findet ausschließlich über die Bereitstellung der Planunterlagen im Internet statt. Diese stehen bis zum 31. März auf der Internetseite des Verbands Region Stuttgart unter der Adresse www.region-stuttgart.org/entwicklungsachse zur Ansicht und zum Herunterladen zur Verfügung. Stellungnahmen zum Planentwurf können bis spätesten 16. April beim Verband Region Stuttgart abgegeben werden.