Daimler Truck
Betriebsrat sieht Renditeziel skeptisch
Daimler Truck-Chefin Karin Radström soll das Unternehmen noch viel stärker als bisher auf Profit trimmen. Der Betriebsrat sieht das kritisch. Er fordert zugleich eine klare Zukunftsperspektive.
Von red/dpa/lsw
Der Betriebsratschef von Daimler Truck, Michael Brecht, hat den Vorstand des Nutzfahrzeugherstellers aufgefordert, sich nicht einseitig nur auf Einsparungen zu fokussieren. Brecht sagte der Deutschen Presse-Agentur in Leinfelden-Echterdingen: „Kurzfristig und einseitig Aktionärsinteressen zu bedienen, ist der falsche Weg.“
Der Vorstand müsse eine Strategie vorlegen, die den langfristigen Erfolg des Unternehmens sichere. „Dann können wir auch über Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz sprechen.“ Die Beschäftigten bräuchten eine positive Zukunftsperspektive. Seit Anfang des Monats steht Karin Radström an der Spitze des Unternehmens.
Verwunderung über Kaesers Renditevorstoß
Bei der Vorstellung der Managerin hatte Aufsichtsratschef Joe Kaeser den Wettbewerbern den Kampf angesagt. „Mittel- bis langfristig wollen wir nicht nur der größte Truck-Anbieter der westlichen Welt sein“, sondern auch bei der Marge führend, sagte er. Es gebe keinen Grund, weshalb Daimler Truck absehbar hinter anderen Anbietern zurückstehen sollte. Kaeser verwies auf die operative Marge - also die Differenz zwischen Erlös und Aufwand - einiger Wettbewerber von bis zu 15 Prozent. Ob das aber auch in den kommenden Jahren die Zielmarke sei, ließ er offen. Daimler Truck strebt im laufenden Jahr vor Zinsen und Steuern 8 bis 9,5 Prozent an.
Brecht sagte nun, die Ankündigung Kaesers habe ihn sehr überrascht. „Wir sind nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Wir haben im letzten Jahr eine Rendite von zehn Prozent beim Gewinn vor Steuern erwirtschaftet. Daimler Truck ist nicht vergleichbar mit anderen Autoherstellern.“ Das Unternehmen leidet aber unter einer Absatzschwäche und hat in Teilen des Werks Wörth Kurzarbeit.
Das sind Brechts Vorschläge
Brecht machte zugleich eigene Vorschläge, um den langfristigen Erfolg des Nutzfahrzeugherstellers sicherzustellen. Man müsse unter anderem beim Vertrieb und den eigenen Servicezentren noch näher an die Kunden kommen. Er verwies auf die Konkurrenz. „Scania und Volvo haben ein deutlich besseres Vertriebsnetzwerk.“
Die Arbeitnehmervertretung kritisierte zugleich die Praxis, möglichst viele Aufträge an Zulieferer zu geben. „In der Vergangenheit gab es zu viele Fremdvergaben, nur um Investitionen zu sparen.“ Zwei Drittel der Kosten entstünden extern, nur ein Drittel intern. „Alle, die uns beliefern, wollen auch etwas verdienen. Ich bin überzeugt, dass wir viele Dinge im Haus besser können. Wir müssen die Diskussion führen, was kann unsere Mannschaft in Deutschland besser.“
Ausbau der Plattformstrategie
Brecht sagte, es müsse über den weiteren Ausbau der Plattformstrategie nachgedacht werden. „Es muss verstärkt diskutiert werden, welche weiteren Teile können in den unterschiedlichen Produkten von uns eingesetzt werden.“ Als Beispiel nannte er Zahnräder und Wellen in der Getriebefertigung.
Daimler Truck ist nach eigenen Angaben weltweit einer der größten Nutzfahrzeughersteller und beschäftigt mehr als 100.000 Menschen. In den USA führt der Konzern unter anderem die Marken Freightliner und Western Star. Die Produktpalette des Herstellers umfasst leichte, mittelschwere und schwere Lkw.