Von Kristin Doberer

Backnang. Mit den letzten Tönen des Trompetenspiels am Montagabend endete in Backnang die fünfte Jahreszeit. Nach einem erneut vollen Nachmittagsprogramm – von gemütlichem Seniorennachmittag im Biegel bis zum Jugendmusik- und Kunstschultag im Stiftshof – ist das 50. Straßenfest nun beendet, in Backnang kann so langsam wieder Normalität einkehren. Die erste Bilanz der Stadt Backnang und des neuen Organisationsteams fällt sehr positiv aus. Besonders mit Blick auf die Besucherzahlen. „Freitag war es wetterbedingt etwas schwächer, aber Samstag war das Straßenfest sehr gut besucht und auch Sonntag und Montag war es noch gut voll“, sagt Sanoj Abraham, Organisator des Straßenfests. Das hat sich auch bei den Verkaufszahlen an den Ständen und bei den Gastronomen gezeigt. Ein Stand zum Beispiel habe am Montag schon abbauen müssen, weil dessen Betreiber restlos ausverkauft waren, andere mussten immer wieder Nachschub besorgen.

Es wurde gerne und viel gekauft

Sogar die Festwirtin Romy Putler hat am Montag noch mal eine große Bierlieferung bekommen. Sie sei sehr zufrieden gewesen mit dem Geschäft auf dem Backnanger Straßenfest. „Die Leute waren einfach froh, dass wieder so viel möglich ist“, meint Laura Reich vom Kultur- und Sportamt. Das habe sich auch daran gezeigt, dass die Besucherinnen und Besucher einfach gerne und viel gekauft haben. Die vielen positiven Rückmeldungen – auch von der Bevölkerung – bestätigen die Organisatoren in ihrer Neuausrichtung des Straßenfests. Gerade wenn man bedenkt: Bis auf Abraham hat keiner der anderen an der Planung beteiligten im Kultur- und Sportamt schon einmal das Straßenfest besucht. Und auch vom vorherigen Organisator habe es nur bedingt genaue Aufschriebe gegeben. Viele Entscheidungen seien also eine Art „Probelauf“ gewesen, meint Kulturamtsleiter Johannes Ellrott. „Für uns war es schwer einzuschätzen, wie manche Dinge laufen werden.“

Einige Verbesserungsvorschläge für das nächste Straßenfest gibt es bereits

Jetzt steht für die Organisatoren fest: Vieles wurde richtig entschieden. Zum Beispiel, den Kindertreff auf den Freithof zu verlegen und die Jugendmusik- und Kunstschule in das Programm am Stiftshof einzubeziehen. „Dadurch war am Montag der Stiftshof viel belebter, es hat sich am Marktplatz etwas entzerrt und die Schule hat schon einige Neuanmeldungen“, erzählt Ellrott. Eine weitere richtige Entscheidung sei es gewesen, jeder Bühne ein eigenes musikalisches Profil zu geben. „Das hat wunderbar geklappt. Die Livemusik wurde an allen Bühnen sehr positiv angenommen“, sagt Abraham. Auch ein Volltreffer war es, der Nachfrage nach elektronischer Musik mit der neuen DJ-Bühne nachzukommen. Hier allerdings gebe es gleich Verbesserungsvorschläge für das nächste Jahr, ein Betreiber für Essen und einer für Trinken reichen schlicht nicht aus. „Weil die Bühne neu war, mussten wir ganz schön Überzeugungsarbeit leisten, um überhaupt einen Stand dort hinzubekommen“, sagt Organisatorin Violeta Zobel. Nächstes Jahr wird das wohl kein Problem sein, schließlich hat die DJ-Bühne an allen Tagen ein großes und vor allem junges Publikum angezogen.

OB Maximilian Friedrich, der schon oft als Besucher auf dem Straßenfest war und damit im Gegensatz zum Großteil der Organisatoren einen Vergleichswert hat, ist auf jeden Fall zufrieden. „Natürlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten, aber alles in allem haben wir ein tragfähiges Konzept.“ Man habe es durch viel Recherche geschafft, die alten Traditionen mit einem modernen Ansatz zu verknüpfen und die Identifikation der Backnanger mit ihrem Fest aufrechtzuerhalten. Damit habe man ein Grundkonzept, auf das man in den kommenden Jahren aufbauen kann. „Wir wollen uns ja auch noch weiter verbessern“, sagt Laura Reich. Dazu gehört unter anderem, dass eine zusätzliche Ausbildungsstelle im Kultur- und Sportamt mit der aktuellen FSJlerin Lilli Büchele besetzt wurde. „Für die Zukunft brauchen wir auf jeden Fall mehr Manpower“, erklärt Ellrott. Ohne die Unterstützung von Bühnentechniker Torsten Lang, dem Bauhof-Team, der Security und vielen Beteiligten aus anderen Abteilungen der Stadt hätte man das Straßenfest nicht stemmen können, meint auch Zobel.

Manchen fehlt das Riesenrad

Dem Team schweben schon jetzt weitere Verbesserungen für das nächste Straßenfest vor. Zum Beispiel sei man mit dem Social-Media- und dem Internetauftritt zwar zufrieden, doch fehle es an besseren Möglichkeiten, das Programm einzusehen. Außerdem ist das Merchandise so gut angekommen – die Schirme im Straßenfeststil sind beispielsweise ausverkauft –, dass das Angebot weiter ausgebaut werden soll.

Auch an der Kommunikation will man arbeiten; besonders, wenn Entscheidungen von den altbekannten Traditionen abweichen. Zum Beispiel habe es für viel Gesprächsstoff gesorgt, dass das Riesenrad nicht da war oder dass es nur fünf Böllerschüsse gegeben hat, erzählt Friedrich. Und das Programm will das Team inhaltlich im nächsten Jahr weiterentwickeln, dafür gebe es schon jetzt einige Ideen. „In diesem Jahr haben wir auf jeden Fall eine Basis geschaffen, die funktioniert – und die wir nun weiter ausbauen können“, sagt Ellrott.

Kaum größere Polizei- und Sanitätseinsätze am Wochenende

Und auch vom Rummel gibt es eine positive Bilanz von Betreiber Mark Roschmann. Zwar sei am Freitag aufgrund des Regens etwas weniger los gewesen, das habe man aber am Samstag wieder aufholen können. An diesem Tag sei der Rummel extrem voll gewesen, deutlich voller sogar als in den Jahren vor Corona. Sonntag und Montag waren dann eher Familien unterwegs, von etwa 14 Uhr bis zum Abend habe es aber durchgängig viele Besucher gegeben. Und abgesehen von den technischen Störungen des Kettenkarussells habe es auch keine Zwischenfälle gegeben.

Ordnungsamt vermeldet nur ein paar kleinere Rangeleien

Insgesamt sei das Fest sehr friedlich verlaufen, betonen auch die Organisatoren nach der Rückmeldung des Rechts- und Ordnungsamts. Abgesehen von kleineren Rangeleien, Schwächeanfällen und dem ein oder anderen Jugendlichen, der etwas über den Durst getrunken hat, habe es keine größeren Einsätze gegeben. „Wir haben auf das Thema Sicherheit viel Wert gelegt und das DRK war in deutlich höherer Besetzung vor Ort, als in den Vorjahren“, sagt Friedrich. Auch das habe sich als eine gute Entscheidung herausgestellt, da die Helfer auch in der höheren Besetzung zum Teil komplett ausgelastet waren.

Für das Organisationsteam übrigens ist mit dem Zapfenstreich noch lange kein Feierabend angesagt – im Gegenteil. Schließlich sollen die Stände schnell wieder abgebaut werden, über 100 Betreiber wollen das möglichst schnell und gleichzeitig in Angriff nehmen. „Logistisch ist das die nächste Mammutaufgabe“, sagt Abraham.