Biodiversitätspfad in Weissach: Ein Hotspot der Artenvielfalt
Der neue Biodiversitätspfad „Schatz der Vielfalt“ in Unterweissach gefällt kleinen und großen Menschen. Beim Wildbienenstand an der Tongrube Blindenreissach weiht Landrat Richard Sigel den 3,5 Kilometer langen Erlebnisweg zusammen mit Bürgermeister Daniel Bogner ein.

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Landrat Richard Sigel (links) enthüllt mit den Kindern den Wildbienenstand an der Tongrube. Foto: Alexander Becher
Von Uta Rohrmann
Weissach im Tal. Eben sind zwei Feldhasen über den Weg gesprungen, um Landrat Richard Sigel den Weg zu zeigen. Jetzt kanns losgehen mit der Einweihung des Biodiversitätspfads „Schatz der Vielfalt“ in Unterweissach. „Wir möchten Besuchern und Mitbürgern die Vielfalt der Natur und Landschaft, in der sie leben, nicht touristisch, sondern ganz naturnah, naturbelassen und ökologisch verträglich näherbringen“, sagt Bürgermeister Daniel Bogner.
Der 3,5 Kilometer lange Erlebnisweg zur Biodiversität vermittle besonders Familien mit Kindern Wissenswertes über Natur und Umwelt auf mehreren Kanälen – kognitiv, ästhetisch, emotional und pragmatisch – und sei ein Beitrag zum Schutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt, um in einem gesunden und nachhaltigen Lebensumfeld wohnen zu können. „Wir als vergleichsweise kleine Gemeinde Weissach dürfen auch ein wenig stolz sein auf dieses ökologische Vorzeigeprojekt, das hier in der Region eher selten ist“, so Bogner.
Den Erlebnispfad kann man auch mit der App Actionbound entdecken
Das Projekt wurde mithilfe des Förderprogramms „Blühflächen und Biodiversitätspfade“ vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ermöglicht. Dessen Vertreterin, Staatssekretärin Sabine Kurtz, sparte nicht mit Lob. „Es ist ein kleines Paradies, in das Sie mich hier eingeladen haben.“ Jetzt werde es noch schöner. Es sei etwas Besonderes, dass der Erlebnispfad auch mit der App Actionbound entdeckt werden könne, was ihn für junge Besucher zusätzlich attraktiv mache – das habe sie bei anderen Biodiversitätspfaden noch kaum erlebt.
„Wir bringen nichts zustande, wenn die Kommunen nicht mitmachen“, hob Staatssekretärin Sabine Kurtz deren Bedeutung hervor. Die bewilligten Fördergelder von 7,5 Millionen Euro seien durchaus noch nicht ausgeschöpft. Bisher seien für 28 Biodiversitätspfade Unterstützung beantragt worden. Beim Thema Artenvielfalt gehe es nicht nur um den Schutz des heimischen Neuntöters oder den Wendehals, sondern letztendlich um den Menschen, um „den Ast, auf dem wir sitzen“.
Sieben Schatztruhen gibt es zu finden
Die zwölf Kindergemeinderäte der Gemeinde eröffneten gemeinsam mit erwachsenen Politikern den Pfad, indem sie gemeinsam das Band um das Wildbienenhotel abzogen. Dieses wurde von der Schreinerei Hermann nach dem Vorbild Eins+Alles Erfahrungsfeld der Sinne im Welzheimer Wald angefertigt, wie Jochen Roos vom Planungsbüro Roosplan erklärt.
Sieben Schatztruhen gilt es auf idyllischen, nicht barrierefreien Wegen zu finden, in denen die einzelnen Tierarten beschrieben sind. Auf dem Boden finden sich Löcher, die in die Wohnung von Mäusen weisen oder in die schnell mal eine Zauneidechse vor ihren Feinden verschwinden kann. In einer der Schatzkisten stellt sich der Dachs vor. Wenn man genau beobachtet, kann man den Dachsbau finden, in dem zuweilen auch Füchse oder Kaninchen zur Untermiete wohnen. Dass man die scheuen Tiere selbst zu Gesicht bekommt, ist freilich eher unwahrscheinlich.
Die stillgelegte Tongrube wurde offengelassen, damit sie Lebensraum bieten kann – für Gelbbauchunken, Wechselkröten, Zauneidechsen und mehrere Wildbienenarten. „Hier ist ein Hotspot der Artenvielfalt“, sagt Jochen Roos. Es gebe weiteres Potenzial zur Renaturierung. Zum Beispiel könne noch ein Bach freigelegt werden, der wohl verrohrt sei. Man arbeite mit dem, was schon da sei. Mit allen Sinnen lässt sich die Naturlandschaft erleben. Man fühlt den Temperaturunterschied außerhalb und innerhalb des Hohlwegs. Da ist die Streuobstwiese der Zukunft und die Pflanzung am Wegrand – pro Schuljahr darf die jeweils vierte Klasse einen Baum pflanzen.
Zwei bis vier Stunden sollte man dafür einplanen
Start- und Zielpunkt dieser Schatzsuche besonderer Art, für die man zwei bis vier Stunden einplanen sollte, ist ein Spielplatz – das macht den 3,5 Kilometer langen Weg für Familien zusätzlich attraktiv. Der Kindergemeinderat Unterweissach – gewählte Vertreter der Klassen 3 und 4 der Grundschule an der Weissach – empfiehlt den Biodiversitätspfad ausdrücklich. „Sehr schön“, sagt Mattis, „coole Schatzkisten, coole Holzliegen, coole Insektennester.“ „Es ist sehr cool, weil man hier mehr über die Wildnis erfahren kann, und in den Schatztruhen kann man mehr erfahren über die Tiere“, sagt Julia. „Es gibt unterschiedliche Löcher von unterschiedlichen Tieren, Mäuselöcher, Vogellöcher im Baum“, ergänzt Romy. „Man kann hier gut rumklettern und in den Schatztruhen viel von den Tieren erfahren“, so Matti. „Es ist sehr, sehr cool“, ist Max überzeugt. „Meine Eltern gehen abends oft spazieren. Da werde ich ihnen diesen Weg zeigen und mitgehen.“ Allerdings: Die freundliche Bewirtung samt ansprechender Blumendeko der Gemeinde Weissach im Tal gab es nur zur Eröffnung. Zum Familienausflug muss man dann selbst für ein leckeres Picknick sorgen.