Bis zu 70 Teilnehmer pro Jahr
Das Interview: Heinz-Theo Niephaus gibt Einblicke in die bereits 20-jährige Geschichte des Backnanger Jugendmusikpreises
Für viele ist es nur eine Station auf einer Karriereleiter, für andere ist es das Erlebnis, das sie niemals vergessen werden und an das sie sich ihr Leben lang erinnern werden: Die Teilnahme beim Backnanger Jugendmusikpreis. Vor 20 Jahren wurde dieser ins Leben gerufen. Die BKZ sprach mit einem der Initiatoren, Dr. Heinz-Theo Niephaus, über Kosten, Kategorien und Kollegen.

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Jugendliche, die Freude am Musizieren haben: Der Jugendmusikpreis ist sehr beliebt. Foto: Archiv
Von Ingrid Knack
Im Juli geht zum 20. Mal der Backnanger Jugendmusikpreis über die Bühne. Wie viele Teilnehmer gibt es im Schnitt?
Wir haben, von den ersten Jahren einmal abgesehen, als wir etwa 30 Teilnehmer hatten, immer zwischen 50 und 70 Teilnehmer gehabt. 70 Teilnehmer stoßen dann allerdings an die Kapazitätsgrenze. Wir mussten auch schon wegen hoher Teilnahme mal zwei Jurys zusammenstellen und an zwei Orten die Wertungsspiele durchführen. Das ist natürlich einerseits erfreulich, was das Interesse betrifft, aber teuer, was die Kosten der Durchführung angeht.
Sie haben ja jedes Jahr andere Kategorien. Welche sind es 2018?
Die Instrumentenkategorien orientieren sich am regionalen Wettbewerb „Jugend musiziert“. In diesem Jahr 2018 sind im Wettbewerb Streicher solo mit und ohne Klavierbegleitung, Trios aus Holz- und Blechbläsern – gleiche oder gemischte Instrumente –, ebenfalls mit und ohne Klavierbegleitung, sowie Zupfensembles mit zwei bis fünf Spielern.
Hat sich in den vergangenen 20 Jahren eine Art Lieblingskategorie herauskristallisiert? In welchen Kategorien gab es die meisten Anmeldungen, in welchen die wenigsten?
Aus meiner Sicht gibt es keine eindeutige Lieblingskategorie. Allenfalls kann man feststellen, dass die Teilnehmerzahl bei einem Wettbewerb mit Klavier und Schlagzeug relativ hoch ist. Stabil ist die Teilnahme bei Blasinstrumenten und Streichern.
Da gibt es aber auch die Geschichte mit der Konzertharfe...
Ja, vor einigen Jahren mussten wir auch einmal eine Ernüchterung hinnehmen. Wir hatten die Konzertharfe ins Programm genommen. Angemeldet waren zwei Teilnehmerinnen, gekommen ist keine, obwohl seit einiger Zeit bei der Jugendmusikschule ein Unterrichtsangebot bestand und der Förderverein der Jugendmusikschule eigens für den Unterricht eine teure Konzertharfe im fünfstelligen Preisbereich finanziert hatte.
Es heißt immer, die Jury ist hochkarätig besetzt. Woher kommen die Juroren?
Es ist in der Tat so, dass wir hoch qualifizierte Juroren haben. Wir engagieren normalerweise bekannte, erfahrene Lehrer aus Musikschulen möglichst aus dem Umland, aber auch aus weiter entfernten Standorten, wie beispielsweise über mehrere Jahre hinweg aus Freiburg, um möglichst eine gewisse Unabhängigkeit zu gewährleisten.
Sind es immer dieselben?
Nein. Aber es gibt einige nette Geschichten in diesem Zusammenhang. Da ist zunächst Karl Strobel zu nennen. Strobel war Soloflötist an der Staatsoper Stuttgart, übrigens ein strenger Juror. Bei einem entspannten Gespräch nach getaner Jurorenarbeit erfuhr ich, dass er im berühmten Bayreuther „Jahrhundertring“ von 1976 und in den folgenden Jahren Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters unter dem berühmten französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez war. Ich persönlich kannte diese Inszenierung von Patrice Chéreau, die ich auch heute noch als imposant ansehe. Strobel war mit Boulez und seinem Dirigierstil überhaupt nicht einverstanden. Ich selbst fand dessen Stil und die damit verbundene Lebendigkeit des Musizierens sehr anregend. Wir näherten uns zwar ein wenig an, aber ein gewisser Dissens war nicht auszuräumen. Dennoch haben wir uns weiterhin gut verstanden.
Sie sprachen von Geschichten...
Dann denke ich an die isländische Sängerin Helga Rós Indridadóttir, die über längere Zeit als Sopranistin Mitglied der Staatsoper Stuttgart war, und dort in anspruchsvollen Partien eingesetzt wurde. Als Beispiel nenne ich nur ihre viel beachtete Mitwirkung in Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ unter Lothar Zagrosek.
Aller guten Dinge sind drei...
Als Letzten – aus neuer Zeit – nenne ich Mateus Dela Fonte. Er war im vergangenen Jahr Mitglied der Jury. Dela Fonte ist ein Konzertgitarrist aus Brasilien, versehen mit zahlreichen bedeutenden internationalen Auszeichnungen. Inzwischen ist er auch als Dozent an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart tätig.
Träger des Wettbewerbs sind ja neben dem Förderverein der Backnanger Jugendmusikschule auch die Stadt Backnang, der Lions Club Backnang und die Kreissparkasse Waiblingen. Wie hat es vor 20 Jahren angefangen? Sind Sie der Initiator?
Es gibt einen allseits bekannten Spruch: „Der Erfolg hat viele Väter.“ Zweifellos bin ich einer der Initiatoren des derzeitigen Wettbewerbs. Aber es gibt auch andere Personen.
Können Sie da etwas ins Detail gehen?
Zum Gesamtverständnis ist vorweg zu sagen, dass im Februar 1997 der „Verein der Freunde und Förderer der Jugendmusikschule Backnang“ gegründet wurde. Er hatte sich die finanzielle und ideelle Förderung der Jugendmusikschule zum Ziel gesetzt. Grundsatz der Arbeit war „das Notwendige durch den Schulträger – die Stadt Backnang –, das Wünschenswerte durch den Förderverein“. Im Zuge dieser Gründung traf ich mit Horst Bassmann, dem damaligen Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, zusammen, der den Künsten sehr aufgeschlossen war. Wir verstanden uns auf Anhieb und kamen auf eine alte, aber niemals erfolgreich in die Tat umgesetzte Idee eines Jugendmusikwettbewerbs für Backnang und Umgebung zurück. Damals war Bassmann nicht nur Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, sondern auch Präsident des Lions Clubs Backnang. Wir beschlossen, das Projekt Jugendmusikwettbewerb voranzutreiben. Horst Bassmann ist also mit Sicherheit der „zweite Vater“ des Wettbewerbs.
Auch bei der Stadt Backnang stießen Sie auf offene Ohren...
Schließlich kam es dann, unter anderem mit „Rückenwind“ durch den damaligen Backnanger Oberbürgermeister Jürgen Schmidt, zur Gründung des Jugendmusikwettbewerbs für Backnang und Umgebung. Teilnahmeberechtigt wurden Kinder und Jugendliche, die ihren Wohnsitz in Backnang und einer der umliegenden Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft haben beziehungsweise hier musikalisch unterrichtet werden. Dabei hofften wir als Initiatoren auf eine rege Beteiligung von jungen Musikern aus der Jugendmusikschule, aber auch aus den Musikvereinen und von privaten Lehrern. Die Beteiligung aus den Musikvereinen und von den Privaten könnte übrigens besser sein.
Wer bezahlt das Ganze?
Die Kosten für den Wettbewerb teilen sich die Kreissparkasse, der Förderverein der Backnanger Jugendmusikschule, der Lions Club und die Stadt Backnang. Zum Preisgeld über 1500 Euro tragen die Stadt Backnang, der Lions Club und die Kreissparkasse bei.
Die Kreissparkasse ist ja Austragungsort...
Die Kreissparkasse stellt ihre Räume für den Wettbewerb und am Folgetag für das Preisträgerkonzert zur Verfügung. Sie bewirtet am Wettbewerbstag die Besucher mit Getränken und einem kleinen Imbiss. Sollte das Preisgeld nicht reichen – was inzwischen wegen der hohen Teilnehmerzahlen meistens der Fall ist –, springen Sparkasse und Förderverein ein, was dem Förderverein manchmal „wehtut“, da er absprachegemäß schon für die Aufwandsentschädigung der Jury und Nebenkosten wie beispielsweise einen Flügeltransport aufkommt.
Die Finanzierung ist das eine, aber man braucht ja auch Leute, die anpacken...
Dieser Aspekt darf unbedingt nicht unerwähnt bleiben: Der Organisationsaufwand ist nicht gering. Am Anfang war für die Kreissparkasse Rolf Bäuerle zuständig, dann übernahm Markus Reichenecker, der inzwischen bei der Backnanger Feuerwehr tätig ist, seine Aufgabe. Reichenecker hat lange mit großem Engagement den Wettbewerb begleitet. Inzwischen ist Yvonne Laib zuständig für die Durchführung in der Bank. Die künstlerische Begleitung ist ebenfalls nicht unerheblich. Sie wird von Lehrerinnen und Lehrern der Jugendmusikschule ehrenamtlich übernommen. Dies verdient hohe Anerkennung.
In verschiedenen Gemeinden, die löblicherweise einen Jugendmusikpreis ausgelobt haben, hat das Interesse der Nachwuchsmusiker mit den Jahren abgenommen. Wissen Sie, warum?
Warum das Interesse in den Umlandgemeinden von Backnang, die eigene Wettbewerbe haben, geringer wird, ist aus meiner Sicht schwer zu beurteilen. Ich halte jedenfalls die Kinder nicht für überfordert. Die Verknüpfung mit „Jugend musiziert“ ist sicher hilfreich für eine Teilnahme am hiesigen Wettbewerb. In Backnang anders als bisher zu verfahren, halte ich nicht für geboten. Ich sehe den Wettbewerb als qualifizierte Vorbereitung auf „höhere“ Wettbewerbe, wenngleich das Niveau in Backnang nicht geringer ist.
Wie wichtig finden Sie Jugendmusikpreise von Kommunen oder den Backnanger Jugendmusikpreis?
Den Jugendmusikwettbewerb sehe ich als Chance für Kinder und Jugendliche, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren und ihr Können zu zeigen. Das kostet in gewissem Maße Überwindung. Wer das schafft, stärkt die Entwicklung seiner Persönlichkeit. Das wird dann auch in anderen Situationen, denen die Jugendlichen ausgesetzt sind, hilfreich sein.
Wertung und Konzert Info Die Wertungsspiele zum 20. Backnanger Jugendmusikpreis sind am Samstag, 21. Juli, ab 9 Uhr in der Kundenhalle der Kreissparkasse Am Obstmarkt in Backnang. Das Preisträgerkonzert findet am Sonntag, 22. Juli, um 11 Uhr ebenfalls in der Kreissparkasse statt.
Heinz-Theo Niephaus