Boulebahnen filmisch in Szene gesetzt

Amateurfilmer Wolfgang Wergowski, Mitglied des Waldheimvereins Backnang, gewinnt Silbermedaille beim Deutschen Kleinkunstfilmwettbewerb

Silber ist für Wolfgang Wergowski ein Zeichen für: „Es ist immer noch Luft nach oben.“ Der 65-Jährige hat mit seinem Film „Eine Handvoll Stahl“ eine Auszeichnung beim Bundesfilmfestival für Reportage- und Dokumentarfilme 2018 bekommen. Er und seine Frau Gabi sind Mitglieder im Waldheimverein und haben die neuen Boulebahnen auf dem Waldheimgelände filmisch in Szene gesetzt.

Wolfgang Wergowski (rechts) und seine Boulefreunde: Konzentriert wird auf die Kugeln geblickt. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Wolfgang Wergowski (rechts) und seine Boulefreunde: Konzentriert wird auf die Kugeln geblickt. Foto: A. Becher

Von Yvonne Weirauch

BACKNANG. Es ist sein Lieblingssport, das gibt Wolfgang Wergowski unumwunden zu. Nicht zuletzt deshalb, weil er sich bewegen will, aber nicht mehr alles kann: „Ich kann nicht rennen, aber laufen“, lacht der 65-Jährige. Gesundheitliche Rückschläge hatte er in den vergangenen Jahren zu verarbeiten. Boule sei seine große Leidenschaft – neben einer anderen: dem Filmen. Beides hat der Rentner nun verbunden: Er hat einen Film über die Bewegungssportart für jedermann gedreht: „Eine Handvoll Stahl“ – nichts anderes als Boulekugeln sind damit gemeint. Und mit dieser Dokumentation hat das Mitglied des Bundes deutscher Filmautoren und des Filmclubs Waiblingen Silber beim Deutschen Kleinkunstfilmwettbewerb 2018 gewonnen.

Reportage soll sich an der Wirklichkeit orientieren

„Ich bin stolz darauf, ja. Aber auch bescheiden. Denn Silber bedeutet: Es ist immer noch Luft nach oben“, lacht Wergowski. Erstmals hat er als Hobbyfilmer an diesem Wettbewerb teilgenommen. Nachdem er und seine Frau Gabi im Rems-Murr-Kreis den 2. Platz erhielten und somit beim Landeswettbewerb in Ludwigsburg mitmachen konnten, erreichten sie dort wiederum den 2. Platz und die Nominierung zur Teilnahme für den deutschen Wettbewerb in Berlin. Die Zweierserie gipfelte mit der Verleihung der Silbermedaille beim Deutschen Kleinkunstfilmwettbewerb 2018 in Castrop-Rauxel.

Der Kurzfilm beschreibt in knapp zwölf Minuten eindrucksvoll die Erschaffung der neuen Boulebahnen auf dem Gelände des Backnanger Waldheims am Rande des Plattenwalds. „Wir haben hier zwölf Bahnen direkt auf dem Gelände und am Wald nochmals sechs Bahnen, also insgesamt 18“, erzählt der Boulespieler. Wenn mehr Platz benötigt werde, – beispielsweise für Turniere – stehe noch ein Teil des Biergartens zur Verfügung.

Alles müsse Hand und Fuß haben, sagt der Backnanger. Wie es sich fürs Filmemachen gehört, hat er zuvor ein Drehbuch geschrieben, machte sich Gedanken über die Geschichte, tauschte sich mit seiner Frau Gabi aus. Die erläuternden Kommentare im Film stammen von ihr, sie bringt die Erfahrung als Mitglied eines Stuttgarter Volksschauspiel-Ensembles mit. „Ich bin eher der sachliche Typ“, gibt Wolfgang Wergowski zu und lacht herzhaft. Seine Frau bringe ein bisschen „mehr Pep in die Geschichte“.

Zwischen März und Oktober 2017 ist die Dokumentation entstanden. Sie erklärt das Boulespielen als Freizeit- und Turniersport für jedermann, untermalt mit Musik und anhand von Aufnahmen und Szenen aus verschiedenen Turnieren und Ligaveranstaltungen, die im Waldheimverein stattgefunden hatten.

Für Wolfgang Wergowski ist eines sehr wichtig: Die Reportage soll sich an der Wirklichkeit orientieren. Deshalb hat er auch einige Sequenzen haargenau abgebildet: Der Filmer variiert das Tempo. Nur ganz langsam knallt eine Kugel gegen die anderen. Und dann wird sichtbar, was man mit bloßem Auge nicht erkennt: Die Kugeln schlagen Funken. Etwas schneller – also im Zeitraffer – setzt Wergowski den Fortschritt der Bauarbeiten beim Vereinsheim ins Bild – der Rückblick auf das Jahr 2012.

Auch grafische Elemente hat der 65-Jährige verarbeitet, um so etwa das Regelwerk oder die vorgeschriebenen Maße einer Kugel zu erläutern. In kurzen Interviews geben zwischendurch Backnanger Boulespieler Informationen zum Spiel, das für Jung und Alt Spaß und Freizeitbeschäftigung bis hin zum Leistungssport bedeuten soll: Boule sei ein Generationensport, fördere Geist und Konzentration und sei in mancher Hinsicht „sogar gesünder als Joggen“. Alle Elemente – die Regeln, das Spiel und die Begeisterung – wollte der Hobbyfilmer in der Doku bildhaft veranschaulichen: „Ich denke, dass ist mir ganz gut gelungen.“ Drehen sei das eine, das Schneiden das andere. „Nach dem Filmen beginnt das eigentliche Arbeiten“, erklärt der Boulefreund. Alles scheine einem wichtig, dennoch müsse man aussortieren.

Öffentliche Filmvorführung beim Filmabend im November

Seit einem Fotokurs, den Wergowski in jungen Jahren absolvierte, hat ihn die Begeisterung für Bilder nie losgelassen. Er blieb bei der Hobbyfotografie: „Ich habe das Auge fürs Bild.“ Zum Filmen kam er vor gut 20 Jahren. „Jedes Jahr nehme ich mir ein größeres Reportagethema vor.“ Stoffe und Motive gebe es genug – sie in eine Geschichte verpacken, das sei die Kunst. Ehrgeizig sei er immer schon gewesen: „Ich möchte mich immer mit denen messen, die besser sind als ich.“ Wenn er einen Lebensslogan hätte, dann wäre es wohl dieser, sagt er.

Eines wird im Film immer wieder deutlich: Es ist ein Sport für jedes Alter – bei den Backnanger Waldheimboulern spielen Generationen: Opa mit Sohn und Enkel beispielsweise. Ob der Film mal öffentlich in Backnang gezeigt wird, weiß Wergowski noch nicht, das möchte er „mal anleiern“. Fest steht ein Filmabend im November: „Der Filmclub Waiblingen veranstaltet zweimal im Jahr so einen Filmabend im Bürgerzentrum Waiblingen und im Herbst wird dann mein Film gezeigt“, so Wolfgang Wergowsky.

Wie er diejenigen, die noch nichts mit Boulespielen am Hut haben, für diesen Sport begeistern könnte? „Die sollen meinen Film angucken!“ Seine positive Ausstrahlung und sein Lachen sind ansteckend. Er weiß, dass er mit seinem Film „Aufklärung über den Sport“ betrieben hat. Nicht zuletzt lautete die originellste Beurteilung eines Juroren nach der Vorführung des Kurzfilms: „Jetzt habe ich endlich das Boulespielen verstanden.“

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Erstellt:
2. Juni 2018, 06:00 Uhr

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