Verbraucherschutz

Brüsseler Döner-Gate

Die Türkei könnte stolz auf den Einfallsreichtum ihrer Landsleute in Deutschland sein. Stattdessen führt sie einen engstirnigen Streit um die Erfindung des Döners, kommentiert unser Autor Knut Krohn.

Der Döner gehört zu Deutschland wie die Currywurst.

© dpa/Jens Kalaene

Der Döner gehört zu Deutschland wie die Currywurst.

Von Knut Krohn

Der Döner gehört zu Deutschland wie die Currywurst. Es gilt als verbrieft, dass er erstmals 1972 in Berlin von dem türkischen Arbeiter Kadir Nurman hergestellt worden ist. Von dort aus hat er seinen Siegeszug in ganz Europa angetreten. Schon aus diesem Grund ist es unverständlich, weshalb nun ausgerechnet der in Istanbul ansässige Dönerverband glaubt, vorschreiben zu können, wie ein Original-Döner in der Europäischen Union herzustellen ist.

Der Döner ist kulturelles Symbol

Selbst aus dem in Brüssel vorliegenden Antrag geht nicht hervor, warum die seit Jahrzehnten in Deutschland verbreiteten Herstellungsmethoden künftig nicht mehr genutzt werden sollten. In dem Text wird sogar darauf verwiesen, dass Döner zu einem kulturellen Symbol der türkischen Einwanderung nach Deutschland geworden sei – vor allem die Variante, bei der Döner mit Salat, Zwiebeln, Tomatenscheiben und Soße im Fladenbrot serviert wird.

Doch anstatt sich über diese überaus erfolgreiche Völkerverständigung zu freuen und stolz auf den Erfolg und Einfallsreichtum eines Landsmannes im fernen Deutschland hinzuweisen, führen die Verantwortlichen in der Türkei eine kleinliche Auseinandersetzung mit dem Rest von Europa.

Großer Ärger in Istanbul

Da hilft es wenig, dass die Antragsteller nun zurückrudern und betonen, dass sie mit diesem Vorstoß in Brüssel niemandem schaden wollen. Es gehe lediglich um die Anerkennung, dass der Döner aus der Türkei komme. Das alles deutet darauf hin, dass der zuständige Verband in Istanbul in erster Linie nicht eine kulinarische Tradition schützen will. Triebfeder ist offensichtlich der engstirnige Ärger darüber, dass der Döner mit Deutschland und nicht mit der Türkei in Verbindung gebracht wird.

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Erstellt:
9. August 2024, 16:20 Uhr
Aktualisiert:
9. August 2024, 16:26 Uhr

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