Busfahrer beteiligen sich fast vollzählig am Streik
Kein Bus der Firmen FMO oder OVR hat gestern den Backnanger Betriebshof verlassen. Beschäftigte nehmen an Kundgebung teil.

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Der Omnibusbahnhof von Backnang war gestern den gesamten Tag über völlig verwaist. Der Busverkehr war nahezu restlos eingestellt. Foto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Belegschaft der Busunternehmen Friedrich Müller Omnibusgesellschaft (FMO) und Omnibusverkehr Ruoff (OVR) ist gestern nahezu vollständig dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt. Für den Raum Backnang hat dies bedeutet: Kein Bus der beteiligten Unternehmen hat den Backnanger Betriebshof im Kuchengrund verlassen. Auf nahezu allen Strecken der Linien 360 bis 393 herrschte wie von Verdi gewünscht Stillstand.
Andreas Schackert ist Landesfachbereichsleiter der Gewerkschaft Verdi. Er bestätigte gestern auf Nachfrage, dass in den beiden bestreikten Betrieben in Backnang kein Bus rausgefahren ist. Die Fahrer seien dafür „fast geschlossen“ zu einer Kundgebung nach Bietigheim-Bissingen gefahren. Dort hatte Verdi am Bahnhof eine Versammlung abgehalten, zu der über 400 Fahrer und Werkstattpersonal verschiedener Betrieb zusammengekommen sind, darunter auch die meisten Beschäftigten von FMO und OVR. In Backnang stehen bei FMO laut Schackert etwa 55 Beschäftigte in Lohn und Brot, bei OVR inzwischen nur noch etwa 15 Beschäftigte. Die Gewerkschaftler haben sich bei der Gelegenheit auch an der Urabstimmung beteiligt, die noch bis nächsten Donnerstag läuft und deren Ergebnis am Freitag, 9. Juli, verkündet wird. Andernorts lief die Urabstimmung auch ohne Streik, so etwa in Neuenstadt am Kocher, bestätigt Schackert.
Die Forderungen der Streikenden in diesem Arbeitskampf sind klar formuliert: Sie möchten, dass die Standzeiten der Fahrer als Arbeitszeit anerkannt werden. So soll künftig lediglich die gesetzlich vorgeschriebene Pause unbezahlt bleiben. Dies wären bei einer Arbeitszeit bis zu neun Stunden künftig 30 Minuten, bei Arbeitszeiten darüber hinaus 45 Minuten. Da die Höchstarbeitszeit zehn Stunden beträgt, würde die Höchstschichtdauer 10,45 Stunden betragen. Eine Forderung, die von den Arbeitgebern bislang als utopisch zurückgewiesen wurde. Noch handelt es sich um Warnstreiks. Schackert erklärt jedoch, dass es noch weitere Eskalationsstufen gebe, so etwa unangekündigte oder gar unbefristete Streiks. In der Tat macht es einen Unterschied, ob es sich um einen scharfen Streik handelt, bei dem die Kunden erst an der Bushaltestelle merken, dass nichts mehr geht, ober um einen Warnstreik. Dieser ist eher als Schuss vor den Bug zu werten. Mit ihm wollen die Busfahrer erreichen, dass sich die Arbeitgeber nochmals bewegen.
Eben die frühzeitige Ankündigung der Streiks hat laut Ulrike Weißinger von der Pressestelle des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) dazu geführt, dass sich der Unmut der Fahrgäste noch im Rahmen hält: „Wir konnten die Fahrgäste sehr frühzeitig über unsere digitalen Informationsmedien und die Tageszeitungen informieren, da die Warnstreiks sehr früh bekannt waren. So konnten sich die Kunden darauf einstellen. Die Zahl der Leute, die bei uns angerufen haben, hat sich daher sehr in Grenzen gehalten.“
Von dem ganztägigen Warnstreik waren der Rems-Murr-Kreis, der nördliche Landkreis Böblingen, der Landkreis Ludwigsburg sowie teilweise angrenzende Bereiche und Landkreise betroffen. Heute werden die Busstreiks fortgesetzt, dann im Landkreis Göppingen. Aktuelle Informationen erhalten Fahrgäste auf www.vvs.de oder in der VVS-App.