Comeback im Metropol
Jahrelang wurde um das Kulturdenkmal gekämpft. Der neue Betreiber will „das schönste Kino im Land schaffen“. Am Mittwoch geht es los.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Draußen an der Fassade hängt ein riesiges Transparent, auf dem steht: „Stuttgart, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Heinz Lochmann, der Chef der Traumpalast-Kette, hat, wie er sagt, deutlich mehr investiert als zunächst geplant. Doch der Name seines Unternehmens soll Programm sein: Sein Traum war es, aus dem alten Metropol-Kino an der Bolzstraße, das zur Boulderhalle werden sollte, den schönsten Filmpalast im Land zu machen.
„Die Leute sollen, wenn sie reinkommen, einfach Wow sagen.“ Ob sich sein Wunsch erfüllt, wird sich an diesem Mittwoch zeigen. Um 20 Uhr läuft die erste reguläre Vorstellung, nicht nur für ein geladenes Publikum, sondern für alle, die sich ein Ticket über die Metropol-Homepage reservieren. Gezeigt wird ein Special Screening von „Hagen – Im Tal der Nibelungen“. Lochmann erwartet die Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert. Von Donnerstag an läuft „Cranko“ im Metropol im Dolby-Atmos-Sound.
Vorhang auf fürs Metropol, um das jahrelang gekämpft wurde. Künftig gibt es im großen Saal eine gigantische Lichtkuppel, die mit Blattgold verkleidet wurde. 300 Gäste finden hier Platz. Das Denkmalamt hat die Sanierung begleitet. Ziel war, den historischen Urzustand weitgehend wieder herzustellen. Geld von den Denkmalschützern bekam Heinz Lochmann nicht, alles habe er privat investiert, wie er versichert. Einen „Denkmalzuschlag“ müssen die Besucherinnen und Besucher jedoch nicht bezahlen. Die Karten für die beiden Kinos, die nächsten Mittwoch starten (der dritte Saal folgt in der Woche darauf), kosten zwischen neun und zwölf Euro.
Es wird eine Rückkehr zur alten Pracht des Metropols. Nach dem Krieg war das denkmalgeschützte Gebäude, in dem Teile des alten Stuttgarter Bahnhofs enthalten sind, ein großes Varietétheater, in dem auch Filme liefen. Zwei große Lichtkuppeln thronten über der Kulturstätte.
Als man aus einem Veranstaltungssaal zwei oder gar drei machte, als der Trend zur Verschachtelung von Kinos ging, ist nur im oberen, kleineren Filmtheatersaal das imposante Rundfenster geblieben, das sich abdunkeln lässt. Im großen Saal dagegen wurde die Decke zugebaut. Dies wurde nun rückgängig gemacht.
„Um Geld allein“, sagt Heinz Lochmann, gehe es ihm nicht. Er liebt schönes Ambiente, schöne Architektur, den Charme eines Kulturdenkmals. Auch wenn ihn viele gewarnt hatten, die hohen Investitionen würden sich nicht lohnen, ist er überzeugt davon, das Richtige zum Wohle der Stuttgarter Kulturszene zu tun. Der Chef der Traumpalast-Kette (das Traditionskino an der Bolzstraße aber behält den Namen Metropol) glaubt an die Zukunft schöner Lichtspielhäuser, an Sehnsuchtsorte, die ein Gemeinschaftserlebnis schaffen, gegen das gestreamte Filme keine Chance hätten.