Corona-Warnstufe rückt näher: Mehr Intensivpatienten
dpa/lsw Stuttgart. Vielen Ungeimpften droht im Südwesten eine Warnstufe, wenn zu viele Menschen auf den Intensivstationen im Land liegen. Mitte kommender Woche könnte es nun soweit sein.
In Baden-Württemberg werden Einschränkungen für viele ungeimpfte Menschen Mitte der kommenden Woche wahrscheinlicher. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen im Südwesten kletterte am Freitag (Stand: 16.00 Uhr) auf 258 und lag damit erstmals über der politisch wichtigen 250er-Marke, wie das Landesgesundheitsamt in seinem Corona-Tagesbericht mitteilte.
Wird die 250er-Hürde an zwei Werktagen hintereinander erreicht oder überschritten, gelten in Baden-Württemberg vom nächsten Tag an automatisch Einschränkungen für viele ungeimpfte Menschen. Dazu könnte es nun frühestens am kommenden Mittwoch kommen - und zwar dann, wenn auch am Dienstag die 250er-Marke überschritten wird. Der kommende Montag ist in Baden-Württemberg ein Feiertag. Am Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Intensivpatienten noch bei 246, am Mittwoch bei 242 und am Freitag vergangener Woche bei 211 gelegen.
Bei einer Warnstufe würden wieder Kontaktbeschränkungen gelten: Ein Haushalt dürfte sich nur noch mit fünf weiteren Personen treffen. Ausgenommen davon wären Genesene und Geimpfte, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Menschen, die sich zum Beispiel aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Zudem müssten Menschen, die weder gegen das Virus geimpft noch von einer Covid-19-Erkrankung genesen sind, in vielen Bereichen negative PCR-Tests vorweisen.
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg lag am Freitag bei 181,2 nach 171,1 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele neue Infektionen mit dem Coronavirus pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche den Behörden gemeldet wurden. Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle seit Beginn der Pandemie stieg um 3780 auf 631 656. Im Zusammenhang mit dem Virus sind 10 988 Menschen im Südwesten gestorben - das sind 15 mehr als am Vortag.
Angesichts der deutlich steigenden Infektionen rief Landesgesundheitsminister Manne Lucha vor dem langen Wochenende dazu auf, Angebote für Auffrischimpfungen zu nutzen. Solche Booster-Spritzen seien für alle Menschen wichtig, deren letzte Impfung länger als ein halbes Jahr zurückliege. Beim Vakzin von Johnson & Johnson sei eine Auffrischung sogar schon nach vier Wochen empfohlen, erklärte der Grünen-Politiker.
Lucha rückte mit Blick auf eine Booster-Impfung vor allem Menschen in den Fokus, die bereits früh im laufenden Jahr ihre ersten Spritzen bekommen haben - etwa Senioren, aber auch Angehörige bestimmter Berufsgruppen wie Pfleger, Lehrer, Erzieher und Polizisten.
Aktuelle Untersuchungen der Uniklinik Freiburg zeigten, dass der Impfschutz gerade bei der Delta-Variante mit der Zeit nachlasse, sagte Lucha. Durch Boostern könne man die Wahrscheinlichkeit von sogenannten Durchbruchinfektionen „erheblich senken“. Lucha weiter: „Wir müssen alles dafür tun, um die Krankenhäuser vor einer Überlastung zu schützen. Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Intensivstationen zum weitaus größten Teil von Nicht-Geimpften belegt sind.“ Eine Pandemie sei „keine Privatsache“.
Lucha forderte niedergelassene Ärzte dazu auf, gezielt auf ihre Patienten zuzugehen und diese zu beraten. „Sollten die Ärzte ihrem Versorgungsauftrag nicht gerecht werden können, werden wir selbstverständlich unterstützend eingreifen und kurzfristig weitere 50 mobile Impfteams aktivieren, um weitere niedrigschwellige Impfangebote zu ermöglichen.“
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