Damit Vögel gut durch den Winter kommen
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Artenschutz Aspach haben auf einem Feld eine Mäuseburg aus Strohballen gebaut, um Eulen und Greifvögel im Winter mit Lebendfutter zu versorgen. Außerdem unterhalten die Tierschützer um Reinhard Buhl zwölf Feldschütten mit Weizendrusch.

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Artenschutz Aspach haben die Mäuseburg hergerichtet. Fotos: privat
Von Annette Hohnerlein
Aspach. Was will man mehr als Maus? Ein gemütliches Plätzchen für den Winter, vor Sturm und Regen geschützt, mit reichlich Stroh und Körnern, genau wie früher bei den Bauern in der Scheune. „Mäuseburg“ nennt die Arbeitsgemeinschaft Artenschutz Aspach (AAA) diese Konstruktion, die sie seit rund zehn Jahren auf einem Feld zwischen Kleinaspach und Allmersbach am Weinberg immer wieder neu aufbaut. Ziel der Aktion ist es, Mäuse dort anzusiedeln, die an kalten Wintertagen den Eulen und Greifvögeln als Futter dienen.
Und tatsächlich: Während Reinhard Buhl von der AAA vor Ort den Zweck der Mäuseburg erklärt, lässt sich auf einem der benachbarten Obstbäume ein Raubvogel nieder. „Ein Turmfalke“, bemerkt der Experte und erläutert: „Wenn es sehr kalt ist, kommen oft Vögel von Nord- und Ostdeutschland zu uns. Wenn wir keinen richtigen Winter haben, dann finden sie hier genug Futter. Anders ist das bei Frost und Schnee.“ Deshalb hat die Organisation im November zum wiederholten Mal eine Mäuseburg errichtet. Sieben Vogelschützer haben unter der Federführung von Buhl 27 Ballen Stroh neben- und übereinander angeordnet und mit Wellblech abgedeckt. Das Stroh erhielten sie kostenlos von den Landwirten Martin Bäuerle und Edgar Braun, die ihre Spende auch gleich mit dem Schlepper anlieferten. Landwirt Rolf Möhle stellte ein Grundstück zur Verfügung. Für die Bestückung spendete die Firma Labag in Großbottwar 600 Kilo sogenannten Drusch, das sind kleine Weizenkörner, die beim Dreschen anfallen und als Tierfutter verwendet werden.
Kleinere Feldvögel haben es in harten Wintern schwer, Nahrung zu finden
Die Körner wurden nicht nur in der Mäuseburg, sondern auch in den zwölf Feldschütten verteilt, die die Mitglieder der AAA auf dem Gemeindegebiet unterhalten und über die Wintermonate regelmäßig auffüllen. Das sind einfache Konstruktionen aus schräg aufgestellten Paletten, die mit Dachpappe bezogen sind; darunter ist das Futter vor Wind und Wetter geschützt. Denn nicht nur für Greife und Eulen, auch für kleinere Feldvögel wird es vor allem in harten Wintern schwer, noch genügend Nahrung zu finden. Die Zeiten, in denen sie auf den Feldern Getreide- und Maiskörner vorfanden, sind längst vorbei.
Im Blick hat Reinhard Buhl dabei zum Beispiel die Goldammer und den Feldsperling, Arten, die immer seltener werden. Das mache sich dadurch bemerkbar, dass im Lauf der letzten Jahre immer weniger Drusch gefressen worden sei, so Buhl. Für den Rückgang macht er unter anderem den Waschbären verantwortlich. „Er frisst die Vögel und ihre Eier und dezimiert sie dadurch extrem“, erklärt Buhl. Er stellt eine Rechnung auf: Wenn jeder der geschätzt 80 Waschbären in drei Aspacher Jagdrevieren während der Brutsaison täglich ein Gelege mit fünf Eiern vernichtet, dann würde der Vogelbestand jedes Jahr um 8000 Exemplare dezimiert. Und nicht nur Vögel, auch Amphibien seien durch den eingewanderten Allesfresser gefährdet.
Die Arbeitsgemeinschaft Artenschutz Aspach ist eine Gruppe innerhalb des Nabu Aspach und kämpft seit rund 15 Jahren gegen das Artensterben bei Vögeln und Fledermäusen. Ein Dutzend Tierschützer installieren Niströhren für Steinkäuze, Kisten für Schleiereulen und Fledermäuse, Nester für Rauchschwalben, sie kontrollieren die Bruten der gefährdeten Arten und beringen Jungvögel. Außerdem hat die AAA eine Aktion ins Leben gerufen, damit Wiesen erst Ende Juni gemäht werden, um Blühpflanzen und damit die Nahrungsquelle vieler Insekten zu erhalten. Darüber hinaus ist die AAA in der Arbeitsgruppe Steinkauz im Rems-Murr-Kreis engagiert, die 2021 den zweiten Platz beim Bürgerpreis der Kreissparkasse erhielt.

Die Feldschütten werden im Winter regelmäßig mit Drusch aufgefüllt.