Glaube
Heidnisch oder harmlos: Darf man als Christ Halloween feiern?
Ist Halloween für Christen ein harmloser Spaß oder eine bedenkliche Feier mit heidnischen Wurzeln? Der Artikel beleuchtet die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente und zeigt, wie ein ausgewogener Umgang möglich ist, der sowohl den Spaß als auch das Totengedenken vereint.
Von Katrin Jokic
Halloween hat sich in den letzten Jahren auch in Deutschland als fester Bestandteil des Herbstes etabliert. Verkleidungen, Kürbisse und gruselige Dekorationen dominieren die Straßen und Geschäfte rund um den 31. Oktober. Doch während viele die Feierlichkeiten als harmlosen Spaß betrachten, gibt es auch kritische Stimmen, besonders aus christlichen Kreisen. Ist Halloween mit dem christlichen Glauben vereinbar? Hier sind die wichtigsten Argumente dafür und dagegen.
Pro-Halloween: „Ja, als Christ darf man Halloween feiern“
Halloween ist längst mehr als ein religiöses Fest. Es hat sich zu einem kulturellen Ereignis entwickelt, das vor allem in Nordamerika populär wurde und inzwischen auch in Deutschland gefeiert wird. Für viele Menschen ist es einfach eine Gelegenheit, Spaß zu haben, sich zu verkleiden und Gemeinschaft zu erleben – ohne Bezug zu den ursprünglichen religiösen oder okkulten Aspekten.
Halloween wird von den meisten Menschen, insbesondere Kindern, als harmloses Vergnügen betrachtet. Das Sammeln von Süßigkeiten, das Anziehen von Kostümen und die Teilnahme an Halloween-Partys haben wenig mit den religiösen oder mystischen Ursprüngen des Festes zu tun.
In vielen christlichen Gemeinschaften gibt es inzwischen Alternativen zu Halloween, wie Lichterfeste, Church Nights oder Feiern zum Reformationstag. Diese Feste bieten eine Gelegenheit, in einem sicheren Umfeld zusammenzukommen, christliche Werte zu betonen und trotzdem den Gemeinschaftsaspekt von Halloween zu genießen.
Contra-Argumente: „Nein, als Christ darf man Halloween nicht feiern“
Halloween hat seine Wurzeln im keltischen Samhain-Fest, bei dem der Übergang vom Sommer zum Winter und der Kontakt zu den Toten zelebriert wurde. Einige Christen sehen darin eine Verbindung zu heidnischen und okkulten Praktiken, die im Widerspruch zu ihrem Glauben stehen.
Viele Halloween-Symbole wie Hexen, Geister oder Dämonen stehen im Kontrast zu den christlichen Werten. Kritiker argumentieren, dass die Teilnahme an einem Fest, das diese Themen verherrlicht, problematisch sein kann, da es die Grenze zwischen Spaß und dem Feiern okkulter Elemente verschwimmen lässt.
Besonders für Kinder könnte Halloween eine Botschaft vermitteln, die im Widerspruch zu christlichen Lehren steht. Die Faszination für das Gruselige und Übernatürliche könnte laut Kritikern den Glauben an das Gute und den Glauben an Gott in den Hintergrund drängen.
Das sagen die Kirchen in Stuttgart dazu
Eckart Schultz-Berg, Dekan der Evangelischen Kirche in Stuttgart, sieht auf Anfrage unserer Zeitung kein Problem darin, Halloween zu feiern. „Von bösen Dämonen, die man durch altheidnische Riten abwehren muss, halten wir in der Evangelischen Kirche eigentlich nichts“, betont er. Aber: „Trotzdem ist gegen fröhliches Feiern nichts einzuwenden.“ Für Protestanten ist der 31. Oktober in erster Linie Reformationstag. Daher weist der Dekan auf die sogenannten „Church Nights“ hin, die in vielen evangelischen Kirchengemeinden an diesem Abend stattfinden und mit guter Musik und einem tollen Programm gestaltet werden.
Johannes Reich, Theologe und Geschäftsführer des Stadtdekanats Stuttgart, nimmt eine eher reflektierende Position ein. Zwar geht er nach Anfrage nicht direkt darauf ein, ob Christen Halloween feiern sollten, betont jedoch: „In die dunkle Jahreszeit Licht und Farbe zu bringen und die Beziehung mit 'Untoten' zu pflegen, gehört zum Christentum.“ Halloween sei gemäß katholischer Tradition der Abend vor Allerheiligen, einem Tag, an dem die Verstorbenen bei Gott gefeiert würden. Er ermutigt dazu, den „Geister-Kitsch“ hinter Halloween zu hinterfragen und anderen Aktivitäten zu erleben, zum Beispiel „den Besuch beim Grab eines verstorbenen Angehörigen oder Freundes, eine neue Ausstellung über die Bauernkriege und die Reformationszeit, die ersten Sankt-Martin-Umzüge!“
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In einer Pressemitteilung der katholischen Kirche Stuttgart wird zudem auf die internationalen Verbindungen des Festes hingewiesen. Allerheiligen sei in vielen katholisch geprägten Ländern ein wichtiger Feiertag, der eng mit dem Gedenken an die Toten verbunden ist. Halloween, als „All Hallows Eve“, gehe auf diese Tradition zurück, wobei der ursprüngliche christliche Kern im Vordergrund stehe.
Fazit: Ein ausgewogener Umgang mit Halloween
Sowohl die Kirchen in Stuttgart als auch viele weitere Stimmen von christlichen Vertretern plädieren für einen ausgewogenen Umgang mit Halloween. Das Fest kann als Gelegenheit gesehen werden, den Spaß und die Freude an der Gemeinschaft zu genießen, ohne dabei die ernsteren Themen wie das Totengedenken und die Reformationszeit aus den Augen zu verlieren. Ein direktes Verbot gibt es nicht, stattdessen wird dazu angeregt, das Fest als Teil eines größeren, besinnlicheren Rahmens zu betrachten.
Halloween muss nicht als Konkurrenz zu den christlichen Gedenktagen wie Allerheiligen oder Allerseelen verstanden werden. Vielmehr kann es eine Chance sein, beide Aspekte – den unbeschwerten Spaß und das Gedenken an die Verstorbenen – miteinander zu verbinden. Wer unsicher ist, ob er als Christ Halloween feiern sollte, kann in der eigenen Gemeinde Rat suchen und gegebenenfalls an alternativen Angeboten teilnehmen, um die Gemeinschaft zu feiern.