Das Baugesuch muss noch warten

Kirchberger Gemeinderäte stimmen der Planung für die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses zu, in dem künftig auch das DRK untergebracht werden soll. Doch wegen vieler offener Fragen zum Energiekonzept halten sie die Pläne noch nicht für baugesuchsreif.

Das Feuerwehrgerätehaus in Kirchberg an der Murr wird umgestaltet. Kosten von weit über einer Million Euro stehen im Raum. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Das Feuerwehrgerätehaus in Kirchberg an der Murr wird umgestaltet. Kosten von weit über einer Million Euro stehen im Raum. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Beschlussfassung zum Stand der Planungen und Zustimmung zum Baugesuch: Die Ankündigung, worum es im Kirchberger Gemeinderat im Zusammenhang mit der Erweiterung und Sanierung des Feuerwehrgerätehauses inklusive Unterbringung des DRK-Ortsvereins gehen würde, hörte sich wenig spektakulär an. Doch in der umfangreichen Tischvorlage, die die Gemeinderäte erst tags zuvor bekommen hatten, steckte offensichtlich ordentlich Zündstoff. Dabei ging es nicht nur um die Kosten für die energetische Sanierung des Bestandsgebäudes von geschätzten 427350 Euro inklusive Baunebenkosten und die Gesamtkosten für den An- und Umbau von immer noch über einer Million Euro. Auch war die Kürze der Zeit, in der sich die Räte mit der Vorlage befassen konnten, Stein des Anstoßes.

Reinhard Enge, der bei diesem Tagesordnungspunkt die Sitzung leitete – Bürgermeister Frank Hornek ist wegen seiner Funktion als DRK-Vorsitzender bei dem Thema befangen –, machte gleich zu Beginn der Diskussion deutlich: Die energetische Sanierung des Bestandsgebäudes war in der in der Septembersitzung genannten Summe von 1,15 Millionen Euro noch nicht enthalten. Zudem sei damals schon klar gesagt worden, dass die vorgelegte Kostenübersicht „noch gewisse offene Punkte enthalten hatte“. Denn in die Details konnte Architekt Gerd Beutelspacher aus Marbach am Neckar erst gehen, nachdem er – wie in besagter Sitzung geschehen – mit den Planungen beauftragt worden war. Andererseits gab es bereits im September Signale aus dem Gremium, dass bei Kosten von einer Million Euro für das gesamte Vorhaben die Schmerzgrenze erreicht sei.

An den Um- und Anbaukosten hat sich nur wenig geändert

Mittlerweile habe es umfangreiche Untersuchungen gegeben und die Planungen seien verfeinert worden, erklärte Reinhard Enge. Im Zusammenhang mit den detaillierteren Plänen für den Um- und Anbau sowie die Gestaltung der Außenanlage nannte er nun die Summe von rund 1,097 Millionen Euro – exklusive die energetische Sanierung des Altbaus. Über die detailliertere Planung sprachen Architekt Beutelspacher und Thomas Schwabe von der Klett Ingenieur GmbH in Fellbach. Die Klett Ingenieur GmbH ist mit der Ausarbeitung der technischen Gewerke beauftragt.

In puncto energetische Sanierung des Bestandsgebäudes merkte Enge an, dass ein Energieberater miteinbezogen werden müsse. Dieser könne Auskunft darüber geben, ob die energetische Sanierung in Einzelmaßnahmen oder gegebenenfalls als Gesamtmaßnahme für ein Effizienzgebäude definiert werden könne, was Auswirkungen auf die Höhe der Zuschüsse habe. Woraufhin Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) unter anderem fragte: „Schaffen wir die für die Sanierungsmittel notwendigen Energiewerte?“ Und er mahnte: Um Zuschüsse zu beantragen, bedürfe es exakter Planungen. Nun meldete sich Gudrun Wilhelm von der Freien Liste Kirchberg zu Wort: „Für mich sind die Planungen einfach überraschend.“ Sie sprach von einer Tischvorlage mit 243 Seiten, die sie am Tag vor der Sitzung erhalten hatte. „Das ist sehr sportlich.“ Und: Mir gefällt das ganze Konzept net ganz.“ Sie forderte ein realistisches Konzept für diese für die kleine Gemeinde Kirchberg enorme Investition ein, um auch in den Genuss der Zuschüsse zu kommen. Für sie war es „zu weitreichend“, die Planung an diesem Abend zu beschließen.

Gebhard Kunzi, Unabhängige Bürgerschaft Kirchberg (UBK), erklärte, dass der Umbau und der Neubau für ihn wie vorbesprochen okay seien. „Es passt immer noch für mich.“ Wohl wissend, dass in der letzten Sitzung der Wunsch geäußert worden war, „die Million nicht zu reißen“. Dass man sich jetzt immer noch knapp über dieser Summe bewege, stehe für ihn nicht zur Diskussion. Was die energetische Sanierung angehe, sei er aber überrascht gewesen, wie groß die Eingriffe ins Gebäude seien und in welcher Dimension man sich da bewege. „Ich denke, dass man da noch mal deutlich in die Details reinmuss.“ Er bezweifelte, dass die Planung in diesem Punkt baugesuchsreif ist. Woraufhin Architekt Beutelspacher erklärte, dass es sich hier nur um eine Vorabinfo handele. Wilhelm daraufhin: „Warum sich nicht Zeit lassen, um eine richtige Planung einzureichen?“ Zahlreiche Argumente wurden ausgetauscht, die überwiegend in vielerlei Hinsicht ähnlich waren. Beutelspacher indes versuchte mehrmals deutlich zu machen, dass es für die Einreichung des Baugesuchs eigentlich keine Rolle spiele, „ob man es so oder so macht. Das Baugesuch ist das eine – hier erwirkt man eine Baugenehmigung, um den Anbau machen zu können. Das andere, wie man dann die energetische Sanierung angeht, steht dagegen auf einem zweiten Blatt“. Rückendeckung bekam er von Gerd Bärlin (Bürger-Union Kirchberg). Als es dann weitergehen sollte mit der Präsentation der planerischen Ideen, fragte Gudrun Wilhelm, ob dies unter den genannten Voraussetzungen überhaupt Sinn mache. Doch Enge war entschlossen, alles wie ursprünglich vorgesehen durchzuziehen. Unter anderem ging es anschließend um eine Profibrandmeldeanlage (Kostenpunkt über 26000 Euro) oder die „kleine Option“ für 9000 Euro sowie eine Notstromerzeugungsanlage (mobil für 38000 Euro, fest eingebaut für 42000 Euro). Danach stellte Gudrun Wilhelm den Antrag, den Beschlussvorschlag aufzuteilen. Was dann auch so gemacht wurde.

Das Energiethema spielt beim Baugesuch eine große Rolle, so Erich Drexler

Grundsätzlich stimmte das Gremium der Entwurfsplanung zu. Die Mehrheit sprach sich aber dagegen aus, zu diesem Zeitpunkt das Baugesuch einzureichen. Das Energiethema spiele dabei eine große Rolle, bekräftigte Erich Drexler nochmals an dieser Stelle. Auch der nächste Tagesordnungspunkt hatte mit dem Thema An- und Umbau des Feuerwehrgerätehauses zu tun. Sieben Gemeinderäte hatten den von Gudrun Wilhelm angestoßenen Antrag gestellt, einen projektbezogenen Ausschuss zu bilden. Bei sechs Jastimmen, sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen wurde der Antrag abgelehnt. Enthalten hatte sich auch Reinhard Enge, der den Antrag aber ebenfalls mit gestellt und unterschrieben hatte.

Umfangreiche Umgestaltungen

Unter einem Dach Ziel ist es nach den Worten des Architekten Gerd Beutelspacher, „das DRK im Feuerwehrgerätehaus anzusiedeln, in einem Raum, der als Ersatz für das bisherige DRK-Heim genutzt werden kann“. Ein großes Thema ist überdies, den Umkleidebereich für die Feuerwehr auf den neuesten Stand zu bringen und nun endlich auch einen Bereich für die Frauen vorzusehen. Für die Umkleiden für die Feuerwehrleute und die DRK-Mitglieder wird der bisherige Mehrzweckraum der Feuerwehr umgestaltet, ein neuer Mehrzweckraum soll in einer ähnlichen Größe wie der bisherige auf der Nordseite des Hauses entstehen.

Planungsdetails Über einen neuen Eingangsbereich für das Gebäude werden die Wohnungen im Obergeschoss erschlossen. Der Weg dorthin führt nicht mehr über den öffentlichen Raum. Vom Zwischenpodest der Treppe aus geht es laut den Plänen zu den neuen Räumen des DRK im Obergeschoss etwa mit Büroraum, Garderobe, Sanitärräumen und einem Versammlungsraum inklusive Teeküche und Abstellraum.

Ersatz für DRK-Garage Auf der Nordseite des Geländes schwebt den Planern eine Fahrzeughalle mit 7,50 Metern Breite, 8 Metern Länge und mit über 3 Metern Höhe vor, „sodass man mit entsprechend höheren Fahrzeugen, die es vielleicht in der Zukunft geben wird, reinkommt“, so Beutelspacher. Durch den Bau der Halle und des neuen Eingangs fallen Parkplätze weg. Neue Plätze gibt es künftig auf der Ostseite des Geländes.

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Erstellt:
21. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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