Defekte Aufzüge am Backnanger Bahnhof
Die Stadt Backnang ist dafür verantwortlich, dass die Aufzüge am Bahnhof funktionieren. Kürzlich wurde zwar ein Fahrstuhl repariert, nachdem er zwei Monate außer Betrieb war. Doch auch der zweite ist seit einigen Tagen kaputt. Täglich gehen am Bahnhof Beschwerden ein.

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Rollstuhlfahrer wie Susanne Rehm sind darauf angewiesen, dass die Aufzüge am Bahnhof funktionieren. Archivfoto: Alexander Becher
Von Anja La Roche
Backnang. Die Barrierefreiheit am Backnanger Bahnhof ist ein leidiges Thema. Zwar gibt es zwei Aufzüge, die theoretisch einen treppenfreien Zugang zu den Gleisen vier und fünf ermöglichen. Doch bis Mittwoch war der Aufzug im Parkhaus defekt, und zwar zwei Monate lang. Und nun ist seit ein paar Tagen auch der Fahrstuhl kaputt, der von der Brücke auf den Bahnsteig führt. Beide Kabinen sind für einen barrierefreien Zugang zum Bahnsteig notwendig. „Täglich bekommen wir hier fünf bis sechs Beschwerden“, so Julian Resch, der am Servicepunkt der Deutschen Bahn am Bahnhof arbeitet. Erst kürzlich habe sich beispielsweise eine Frau mit Kinderwagen beschwert, neulich sei eine 94-jährige Frau hilflos vor ihm gestanden. Rollstuhlfahrer seien darauf angewiesen, von anderen Personen die Treppe hochgetragen zu werden.
Die Zuständigkeit für die Fahrstühle liegt bei der Stadt Backnang. An diese haben sich die Mitarbeiter der Deutschen Bahn schon mehrfach gewandt. Denn dass die Aufzüge am Backnanger Bahnhof eine Störung haben, komme öfters vor, so Julian Resch von der Deutschen Bahn. „Wir bekommen hier so viel Frust ab“, sagt er, der dort selbst erst seit zwei Monaten arbeitet. „Wir geben die Beschwerden inzwischen schon gar nicht mehr weiter.“ Denn es würde einfach zu lange dauern, bis sich etwas tut.
Aufgrund eines defekten Kabels war einer der Aufzüge zwei Monate kaputt
Dass der Aufzug im Parkhaus defekt ist, war der Stadt seit dem 28. April bekannt. Die Störung hat dort ein defektes Kabel verursacht. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen, wie der Pressesprecher der Stadt Backnang mitteilt, konnte das Kabel bis vor zwei Tagen jedoch nicht ausgetauscht werden. „Der lange Ausfall hat viele Fahrgäste verständlicherweise verärgert“, sagt Christian Nathan. „Die Information darüber wurde aber mit der Deutschen Bahn kommuniziert.“
Ausfall kann gefährliche Folgen haben
Dass der Fahrstuhl im Parkhaus so lange defekt war, habe gefährliche Folgen gehabt, berichtet Ina Müller (Name auf Wunsch geändert). Denn einige Rollstuhlfahrer hätten daraufhin die Rampen im Parkhaus genutzt, um nach oben oder unten zu gelangen. „Muss denn erst ein Unfall passieren, bis da etwas getan wird?“, fragt die Backnangerin wütend, die sich mit der Problematik an unsere Zeitung gewandt hat.
Die 52-jährige Frau ist selbst aufgrund eines Bandscheibenvorfalls auf die Fahrstühle angewiesen, um von und zu den S-Bahn-Gleisen zu gelangen. „Wenn ich die Treppen nehmen muss, bin ich danach ein paar Tage außer Gefecht gesetzt“, sagt sie. Dienstags und donnerstags fährt sie mit der S-Bahn von ihrer Therapie nach Hause, auch, um sich ein Stück Selbstständigkeit zurückzuerobern und nicht auf den Fahrdienst ihres Sohns angewiesen zu sein. Auch sie hat sich bereits an die Stadt gewandt, fühlt sich von dieser jedoch nicht berücksichtigt.
Die Stadtverwaltung habe hingegen die Beschwerden durchaus ernst genommen, wie Pressesprecher Christian Nathan mitteilt. „Da die Mängelhinweise jedoch auf ganz unterschiedlichem Wege bei der Stadtverwaltung eintreffen, kann dies nicht in jedem Fall gewährleistet werden. Darum bitten wir um Nachsicht, sollte im Einzelfall keine Antwort erfolgt sein.“
Die langen Ausfälle der Fahrstühle sind nicht das einzige Problem
Doch auch wenn die Fahrstühle funktionieren, ist die Mitfahrt in ihnen nicht unbedingt angenehm, laut Ina Müller. Die Kabinen würden oft sehr unangenehm nach Urin stinken, erzählt sie. Die Stadt Backnang, die auch für die Reinigung der Aufzüge verantwortlich ist, säubert diese einmal pro Tag trocken und einmal im Monat nass. Dass bei einer Trockenreinigung der Uringeruch nicht entfernt wird, ist anzunehmen. Mit dem Vorwurf des strengen Geruchs konfrontiert, teilt die Stadt jedoch mit, die Nassreinigung nicht nur einmal pro Monat, sondern zukünftig öfters durchzuführen. „Das ist im Begriff deutlich erhöht zu werden, um das Geruchsproblem besser in den Griff zu bekommen“, so der Pressesprecher Christian Nathan.
Damit der Bahnhof wieder barrierefrei ist und gehbehinderten Personen oder Leuten mit Kinderwagen der Zugang zu den S-Bahnen und Zügen nicht verwehrt wird, muss noch der Aufzug zum Bahnsteig repariert werden. Von dem Defekt weiß die Stadt seit zwei Tagen, die Ursache ist noch nicht bekannt. „Die Reparatur wurde von der beauftragten Fachfirma eingeplant“, teilt Pressesprecher Nathan mit. Eine Erinnerung habe die Stadtverwaltung gestern nochmals verschickt. Bleibt zu hoffen, dass eventuell notwendige Ersatzteile nicht erst in zwei Monaten geliefert werden können.