Dem VfB sind Europa-Millionen sicher
Zum Weiterkommen haben die zehn Punkte der Stuttgarter in der Champions League in dieser Saison nicht ganz gereicht – in den kommenden Jahren werden sie aber Geld aus den internationalen Medienerlösen in die Kassen spülen.

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Vom Siegtreffer El Bilals in der Nachspielzeit bei Juventus Turin wird der VfB in den kommenden Jahren auch finanziell profitieren.Vom Siegtreffer El Bilals in der Nachspielzeit bei Juventus Turin wird der VfB in den kommenden Jahren auch finanziell profitieren.
Von David Scheu
Stuttgart - Noch zehn Spieltage. Die Saison in der Bundesliga geht in ihre heiße Phase – und ob sich der VfB Stuttgart wieder für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, ist völlig offen. Eines aber steht jetzt schon fest: Dank der jüngsten Champions-League-Auftritte wird ab Sommer Geld fließen, in Millionenhöhe und jahrelang. Die Quelle? Erlöse aus der internationalen TV-Vermarktung. Schließlich lassen es sich Medien rund um die Welt einiges kosten, um die Spiele der deutschen Teams zu übertragen.
Vorneweg: Von den 1,1 Milliarden Euro pro Jahr aus der nationalen Vermarktung ist man ein gutes Stück entfernt. Rund 200 Millionen Euro erlöst die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aber derzeit immerhin auch auf internationaler Bühne. Während rund 35 Prozent gleichmäßig unter den Erstligisten verteilt werden, sind bei 65 Prozent die Leistungen auf europäischer Bühne maßgeblich. Und genau hier wird der VfB künftig partizipieren. Das Ganze teilt sich in zwei Töpfe auf.
50 Prozent der internationalen Erlöse und damit rund 100 Millionen Euro werden auf Grundlage der Ergebnisse in Europa in den vergangenen fünf Jahren verteilt. Die Kriterien dabei: Ein Sieg bringt zwei Punkte, ein Remis einen – egal, ob in der Champions League, der Europa League oder der Conference League. Die Ausschüttung erfolgt dann in Relation zu den Europa-Resultaten der anderen deutschen Vereine.
Finale Zahlen stehen daher erst am Saisonende fest, Richtwerte gibt es aber schon jetzt. Legt man die 380 erspielten Rankingpunkte aller deutschen Teams in den Jahren 2019 bis 2024 zugrunde, ist ein solcher Punkt etwa 250 000 Euro wert. Der VfB holte nun durch seine drei Siege gegen Juventus Turin, die Young Boys Bern und Slovan Bratislava sowie das Remis gegen Sparta Prag insgesamt sieben Rankingpunkte – was in Summe 1,75 Millionen Euro macht.
Hinzu kommt ein zweiter Topf: 15 Prozent und damit rund 30 Millionen werden nach der Anzahl der Europapokal-Teilnahmen in den vergangenen zehn Jahren verteilt. Auch hier ist die Art des Wettbewerbs irrelevant, jede europäische Saison bringt einen Punkt – allerdings zählen Qualifikationsrunden nicht, man muss schon in der Hauptrunde vertreten sein. Legt man hier die 62 Europapokal-Teilnahmen deutscher Teams in den vergangenen zehn Jahren zugrunde, ist eine Teilnahme etwa eine halbe Million Euro wert.
In Summe werden auf das Stuttgarter Konto also in der kommenden Spielzeit gut zwei Millionen Euro aufgrund der zurückliegenden Saison in der Champions League fließen – und nicht nur dann: Die Gelder für die Rankingpunkte (1,75 Millionen) werden fünf Jahre lang ausgezahlt, die für die Teilnahme (0,5 Millionen) sogar zehn Jahre. Saison für Saison, jedes Mal aufs Neue. Das sorgt für eine im Profifußball doch eher seltene Planbarkeit und bedeutet alleine bis Sommer 2030 gut zehn Millionen Euro fixe Einnahmen.
Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass sich der Verteilungsschlüssel und die Erträge in diesem Zeitraum nicht ändern. Theoretisch möglich wäre das, da es sich auf internationaler Ebene anders als bei der nationalen Vermarktung um einen Flickenteppich an Verträgen mit vielen Ländern und unterschiedlichen Laufzeiten handelt. Aber: Derzeit deutet wenig auf Änderungen hin, in der Branche geht man mindestens von finanzieller Konstanz aus – mittelfristig sogar von steigenden Erträgen. An der Spitze befindet sich Deutschland jedenfalls noch lange nicht, die Premier League zum Beispiel erlöst momentan das Zehnfache aus der internationalen Vermarktung.
Beim VfB sind nach Informationen unserer Redaktion die rund zwei Europa-Millionen pro Jahr bereits in der Mittelfrist-Planung enthalten – was auch belegt, dass man sich zwei Jahre nach der Relegation von Zweitligaszenarien wegentwickelt hat: Im Falle eines Abstiegs würden die Gelder und Zahlungen nämlich auf der Stelle verfallen.
Damit verfügen die Stuttgarter einerseits Stand jetzt über einen perspektivischen Vorteil gegenüber Teams wie Werder Bremen oder Mainz 05, die in den vergangenen Jahren nicht international vertreten waren. Zugleich ist die Lücke noch groß zu Vereinen wie Eintracht Frankfurt, die aufgrund ihrer jüngsten Auftritte in Europa momentan jährlich rund 15 Millionen Euro erhalten. Die Lücke ließe sich verkleinern bei einer erneuten Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb, wofür Platz sechs in jedem Fall reichen würde. Der Rückstand hierauf ist mit zwei Punkten noch überschaubar – zehn Partien bleiben, um ihn aufzuholen.