Den Schwung der Gartenschau mitnehmen
Remstal-Kommunen wollen mit neuer Veranstaltungsreihe weitermachen – Backnang erhofft ähnlichen Effekt von der IBA27

© Benjamin Büttner
Remsi, das Maskottchen der Gartenschau, wirbt auch auf der CMT für die Region. Foto: B. Büttner
Von Lorena Greppo
WAIBLINGEN/STUTTGART. Im Jahr nach der Remstal-Gartenschau, könnte man meinen, kehrt in den teilnehmenden Kommunen wieder Ruhe ein. Oder nicht? „Wir merken den Effekt der Veranstaltung jetzt erst richtig“, sagt Werner Bader, der Geschäftsführer von Remstal-Tourismus. „In die Tourist-Info im Bahnhof Endersbach schneien täglich Leute rein“, führt er aus. Die Verantwortlichen hätten sich schon früh Gedanken darüber gemacht, was nach der Gartenschau bleibt und wie der Aufschwung genutzt werden kann. Daraus ist der „Remstal-Sommer“ entstanden. Gartenschau-Maskottchen Remsi war auch für diesen in werbender Funktion unterwegs.
Unter den Stichworten Natur, Kultur und Genuss laden die teilnehmenden Kommunen zwischen Mai und September zu mehr als 100 Veranstaltungen ein. „Jede Kommune hat fünf Highlight-Events angemeldet“, erklärt Bader. Hinzu kämen auch noch interkommunale Veranstaltungen wie die Remstal-Museumsnacht, eine Remstal-Wanderung oder die Nacht der offenen Kirchen.
Nicht alle Veranstaltungen des Remstal-Sommers sind neu. „Wir hatten ja auch schon vor der Gartenschau viel zu bieten“, hebt Bader hervor. Allerdings sei die Großveranstaltung im vergangenen Jahr ein Katalysator für den Tourismus gewesen, dessen Schwung man mitnehmen wollte. „Wäre doch schade, wenn wir in diesem Jahr nicht auch mit etwas Besonderem aufwarten.“ Aber die vielen Angebote bräuchten eben eine ansprechende Verpackung, die habe man mit dem Remstal-Sommer gefunden.
Und nicht nur die Verpackung der Veranstaltungen hat sich verändert, auch die des federführenden Vereins. Aus der Remstal-Route ist Remstal-Tourismus geworden. Das neue Logo vereint die bekannte Schlaufe der Gartenschau mit dem Traubensymbol der Weinregion. Mit der Symbolik hofft Bader auch darauf, etwas anderes aus dem vergangenen Jahr weiterzutragen: das Lebensgefühl. „Das hätten viele nicht für möglich gehalten. Die Remstaler haben eine Leichtigkeit erlebt und ein Wirgefühl. Das wollen wir wieder aufleben lassen.“ Den „Remstal-Spirit“, wie er es nennt, hätten nämlich auch die Gäste wahr- und angenommen. „Das ist eine wirklich spannende Entwicklung.“
Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wünscht sich auch Backnangs Baudezernent Stefan Setzer für die hiesige Region. „Wenn man es schafft, das nach außen zu tragen, hat es Strahlkraft für den Tourismus.“ Schließlich sei Backnang ein innovativer Standort, an dem auch kulturell, sportlich und geschichtlich viel geboten sei. Das merke man auch zunehmend. „Immer mehr Tagestouristen sind im Großraum Stuttgart unterwegs und suchen sich gezielt auch kleinere Städte aus.“ Da könne Backnang punkten. Das schöne Stadtbild mit den Fachwerkhäusern locke vermehrt Gäste an, stimmen Setzer und Backnangs Kulturamtsleiter Martin Schick überein. „Die Leute sind neugierig und sie sind besser informiert als noch vor wenigen Jahren“, so Schick.
Nachholbedarf sieht Stefan Setzer hingegen bei der Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten in der ehemaligen Gerberstadt. „Wir müssen mehr Bettenkapazitäten schaffen.“ Gerade an Tagen wie während des Straßenfests komme man an die Grenzen. Dabei tragen gerade solche Veranstaltung zu einer besseren Identifikation mit der Stadt und der Region bei. In diesem Sinne hofft Setzer auch auf die Internationale Bauausstellung 2027, für die sich Backnang mit dem Quartier West beworben hat. Schon jetzt sei mit den Bürgerdialog-Workshops etwas ins Rollen gekommen.