Denkmalamt legt Investor keine Steine in den Weg
Gebäude Bahnhofstraße 18 in Sulzbach kann abgerissen werden – Gemeinderat stellt vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf

Das als Sachs’sches Haus bekannte Gebäude muss einem Neubau weichen. Im Garten entsteht zudem ein Haus mit elf Wohnungen. Foto: U. Gruber
Von Ute Gruber
SULZBACH AN DER MURR. Die geplanten baulichen Veränderungen in der Bahnhofstraße (wir berichteten) gehen in die nächste Runde. Durch die Auslegung der aufgestellten Pläne im Rathaus können interessierte Bürger sich zwischen dem 9. August und dem 9. September ein Bild von dem Vorhaben machen und Stellungnahmen dazu abgeben.
In seiner ersten, konstituierenden Sitzung hat sich der neue Gemeinderat unmittelbar nach seiner Vereidigung mit diesem Thema Bahnhofstraße 18 befasst. Es wurde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt, sprich im beschleunigten Verfahren, also ohne Umweltgutachten, dafür mit sofortiger Beteiligung der Öffentlichkeit.
Planer sollen neue Lösung für Fahrradstellplätze ausarbeiten
Der Gemeinderat billigte mit zwei Enthaltungen den Bebauungsplan mit Ausnahme des vorgesehenen, umfriedeten Fahrradunterstellplatzes zur Bahnhofstraße hin. „Das ist kein schöner Anblick, so eine Mauer direkt neben dem Gehweg“, kritisiert zum Beispiel Klaus Wasiliew die betroffene Ostansicht des Baukomplexes. Auf der anderen Seite seien Fahrradstellplätze in gewisser Zahl vom Regierungspräsidium vorgeschrieben, erklärt Martin Hübl vom kommunalen Bauamt. Die Planer müssen sich hierzu also eine andere Lösung einfallen lassen.
Ob die Wohnungen denn auch für Familien mit Kindern geeignet seien, wollte der neue Gemeinderat Günter Schimpf wissen. Neun der elf geplanten Wohnungen hätten immerhin drei Zimmer, so die Auskunft. Nun, für ein bis zwei Sprösslinge wohl ausreichend, für wirklich kinderreiche Familien eher ungeeignet. In jedem Fall seien alle Wohnungen barrierefrei zugänglich, dank zentralem Aufzug. Also mehr etwas für Senioren? Ob denn auch Mietwohnungen dabei seien, will Karl-Heinz Buth wissen. Darüber ist der Verwaltung nichts bekannt, man vermute aber eher, dass es Eigentumswohnungen geben würde. Feuerwehrkommandant Alexander Hübner – nunmehr auch Ratsmitglied – sieht das Vorhaben „mit der Feuerwehrbrille“ und will wissen: „Ist denn eine Beteiligung des Bauherrn am Löschwasseranschluss vorgesehen? An der Nahwärme?“ – „Heute soll nur der Planentwurf festgestellt werden“, erläutert Bürgermeister Dieter Zahn seinen neuen Gemeinderäten. „Wie das dann alles umgesetzt wird, dazu wird dann mit dem Bauherrn ein Durchführungsvertrag abgeschlossen. Da können wir als Gemeinde dann Vorgaben machen zu Zeitrahmen, Aufgaben- und Kostenverteilung.“
Mit dem Abriss der vorhandenen Gebäude wird frühestens im Herbst gerechnet. Problematisch wird dabei wider Erwarten weniger das schöne, vordere Backsteingebäude, das sogenannte Sachs’sche Haus, denn für die dortige Postagentur Enrico Schäfer wurde mit dem Laden in der Gerbergasse (ehemals Bäckerei Übele) bereits ein Ausweichquartier gefunden. Die Wohnungen im Obergeschoss stehen ohnehin schon seit geraumer Zeit leer. Das schmucke Haus aus dem 19. Jahrhundert mit seiner Kombination aus Fachwerkgauben, kunstvollem Klinker, behauenen Fensterstürzen und schmiedeeisernen Verzierungen wurde vom Landesamt für Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft, nicht aber als geschütztes Denkmal. Damit könnte ein williger Bauherr zwar mit einem erhöhten öffentlichen Zuschuss für eine Sanierung rechnen, dem Abriss aber wird sich das Denkmalamt nicht in den Weg stellen.
Das Hindernis ist vielmehr die Baracke im Hinterhof, denn für die hier seit 30 Jahren wohnenden Mieter muss ein angemessener Ersatzwohnraum gefunden werden. Kein einfaches Unterfangen in Zeiten allgegenwärtiger Wohnungsnot.
So wird unter den anwesenden Anliegern nach Ende der öffentlichen Sitzung noch heftig diskutiert: Was für ein mächtiger Baukomplex das werde und wie teuer – mit hochwassersicherer Tiefgarage, ob sich das ein Einheimischer dann überhaupt noch leisten könne. Dass die Parksituation am Bahnhof ohnehin schon angespannt sei, überhaupt der Baulärm und womöglich liefen die Baukosten aus dem Ruder und es würde eine Bauruine entstehen wie in Fellbach.
Reichlich Bedenken gegen das Projekt, um sie in der Anhörung vorzutragen. Vier Wochen lang ist Zeit dazu.