Denkmalschützer geben ihren Segen

Baugenehmigung für die Sanierung der Backnanger Stiftskirche erteilt – Nach Weihnachten rücken die Handwerker an

Die vergangenen Jahre wurden für Dekan Wilfried Braun und seine Mitstreiter zur Geduldsprobe: Immer wieder mussten sie den Zeitplan für die Sanierung der Backnanger Stiftskirche nach hinten verschieben. Umso größer war die Freude, als der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer diese Woche die Baugenehmigung übergab. Anfang 2019 sollen die Handwerker endlich loslegen.

Große Freude bei Dekan Wilfried Braun, Pfarrerin Sabine Goller-Braun und der Kirchengemeinderatsvorsitzenden Ute Ulfert (von links). Der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer überreicht persönlich die Baugenehmigung für die Generalsanierung der Stiftskirche. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Große Freude bei Dekan Wilfried Braun, Pfarrerin Sabine Goller-Braun und der Kirchengemeinderatsvorsitzenden Ute Ulfert (von links). Der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer überreicht persönlich die Baugenehmigung für die Generalsanierung der Stiftskirche. Foto: J. Fiedler

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Zuletzt waren es zähe Verhandlungen mit den Denkmalschutzbehörden, die den Baustart verzögerten. Vor allem der Plan, die obere der beiden Emporen zu entfernen, stieß bei den Denkmalschützern auf Widerstand. „Da mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten“, erzählt der evangelische Dekan Wilfried Braun. Die Kirchengemeinde will die Empore nicht mehr, weil sie die Fenster teilweise verdeckt und so zu wenig Licht in den Kirchenraum dringt. Außerdem dürfte man die obere Empore wegen des Brandschutzes gar nicht mehr nutzen, weil es von dort keinen zweiten Fluchtweg gibt. „Wir hätten sie also sperren müssen“, sagt Braun. Am Ende lenkten die Denkmalschützer ein: Die Empore, die aus den 1950er-Jahren stammt, darf raus, sie muss aber eingelagert werden, damit künftige Generationen den alten Zustand wieder herstellen können.

Dekan freut sich über
große Unterstützung

Mit der Baugenehmigung in der Schublade, rückt der Start der Sanierung nun in greifbare Nähe: „Unser Architekturbüro arbeitet bereits mit Hochdruck an den Ausschreibungen“, sagt Braun. Erste Vorarbeiten könnten schon im Herbst beginnen. Der eigentliche Baustart ist jedoch erst für Anfang 2019 geplant: „Wir denken, dass es sinnvoll ist, die Weihnachtsgottesdienste noch in der Kirche zu feiern“, sagt Stiftskirchen-Pfarrerin Sabine Goller-Braun. Denn an Heiligabend ist das Gotteshaus dreimal proppenvoll, ein geeignetes Ausweichquartier zu finden, wird nicht einfach.

Zumindest 2019 wird ein solches aber benötigt, denn die Verantwortlichen rechnen mit einer Bauzeit von knapp zwei Jahren. Wobei solche Prognosen bei einem historischen Baudenkmal mit Vorsicht zu genießen sind: „Vielleicht kommen beim Bau noch Dinge zutage, von denen wir heute gar nichts wissen“, warnt die Kirchengemeinderatsvorsitzende Ute Ulfert: „Ich rechne noch mit einigen Schwierigkeiten.“

Auch bei den Kosten gibt es Unwägbarkeiten. Die Kirche geht bisher von einer Investitionssumme von 3,5 Millionen Euro aus. Allerdings ist die Kostenschätzung schon zwei Jahre alt, die Baupreise sind seitdem kräftig gestiegen. Dekan Braun hofft, dass es dennoch gelingt, im Kostenrahmen zu bleiben. Er setzt dabei auch auf Betriebe, für die die Sanierung des Backnanger Wahrzeichens eine Herzensangelegenheit ist und die deshalb nicht nur auf Euro und Cent schauen. So wie die Firma Kärcher, die bereits zugesagt hat, die Außenfassade des Gotteshauses zum Nulltarif zu reinigen.

Wie sehr die Stiftskirche den Backnangern am Herzen liegt, haben die Verantwortlichen schon erlebt. Viele Bürger, darunter auch solche, die keinen besonderen Bezug zur Kirche haben, spendeten für die Sanierung: Fast 600000 Euro sind so schon zusammengekommen. Ein ehrenamtliches Stiftsbauhütten-Team steht bereit, um beim Umbau mit anzupacken und zum Beispiel die Sitzbänke auf Vordermann zu bringen. Der Gemeinderat bewilligte einstimmig eine halbe Million Euro Zuschuss, und auch die Unterstützung durch die Stadtverwaltung und OB Frank Nopper sei vorbildlich gewesen, lobt der Dekan. Eines ist für Wilfried Braun aber dennoch klar: „Ohne Gottvertrauen geht so etwas nicht.“

Dicke Bretter Von Kornelius Fritz Noch hat kein einziger Handwerker in der Stiftskirche seine Arbeit aufgenommen, aber mit der Erteilung der Baugenehmigung hat das Projekt nun eine große Hürde genommen. Dass alles viel länger gedauert hat, als zunächst gedacht, ist nicht verwunderlich. Bauarbeiten an einem mehr als 900 Jahre alten Denkmal sind komplex, und die Denkmalschützer schauen zurecht ganz genau hin, was dort passieren soll. Das braucht seine Zeit, denn die Mühlen der Behörden mahlen in der Regel recht langsam. So musste der Zeitplan mehrfach über den Haufen geworfen werden. Die neueste Planung sieht nun vor, dass die Gemeinde das Weihnachtsfest 2020 in einer sanierten Stiftskirche feiern kann. Doch es wäre keine Überraschung, wenn auch dieses Datum nicht zu halten ist. Denn bei Bauarbeiten an einem so alten Gemäuer sind Überraschungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Auch ob der Kostenrahmen von 3,5 Millionen Euro eingehalten wird, ist fraglich. Die Verantwortlichen müssen also weiterhin dicke Bretter bohren, Geduld und Durchhaltevermögen sind gefragt. Schließlich geht es nicht darum, dass das Wahrzeichen möglichst schnell, sondern dass es möglichst gut saniert wird. Zur Beruhigung sei daran erinnert: Die Restaurierung des Kölner Doms dauert nun schon mehr als hundert Jahre. k.fritz@bkz.de Kommentar

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Erstellt:
26. Juli 2018, 06:00 Uhr

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