Der Backnanger Tulpenfrühling feiert Geburtstag
Zum 20. Mal findet der verkaufsoffene Sonntag statt. Auch in diesem Jahr lockt er zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Backnanger Innenstadt.
Von Kristin Doberer
Backnang. Für gewöhnlich leitet der Tulpenfrühling in Backnang den Frühling ein, in diesem Jahr scheint er dafür allerdings fast etwas zu spät dran zu sein. Denn nicht wenige der zahlreichen Besucher kamen gestern bei strahlendem Sonnenschein schon in Sommerkleidern oder kurzen Hosen in die Backnanger Innenstadt. Bereits zum 20. Mal fand der Tulpenfrühling in diesem Jahr statt, auch wenn der verkaufsoffene Sonntag in den ersten Jahren noch einen anderen Namen trug. Seitdem hat sich aber noch mehr verändert und auch in diesem Jahr gab es wieder einige Neuerungen. Eine davon ist die Schaukel inmitten von riesigen Holztulpen, die zum Fotografieren nur so einlädt und sich großer Beliebtheit erfreute. Auch neu ist außerdem, dass der öffentliche Personennahverkehr im Backnanger Stadtgebiet umsonst war, wie Oberbürgermeister Maximilian Friedrich in seiner Eröffnungsrede sagte. Gemeinsam mit Martin Windmüller, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins, begrüßte Friedrich die Gäste aus Backnang und der Umgebung nach dem Spiel der Turmbläser. „70 Stände, Vereine und Organisationen sind in diesem Jahr dabei“, freut sich der Oberbürgermeister. Das seien noch mal 20 mehr als beim Gänsemarkt.
Und obwohl Martin Windmüller betonte, dass ihm angesichts der zahlreichen Besucherinnen und Besucher, die sonntags nun die Backnanger Innenstadt beleben, „das Herz aufgeht“, merkte er auch an: „Das ist ein tolles Erlebnis, das man nicht jeden Sonntag hat.“ Und angesichts der Schwierigkeiten, Mitarbeiter für den Einzelhandel zu gewinnen, sei es auch wichtig, das Einkaufsvergnügen auf wenige Sonntage im Jahr zu beschränken. Umso mehr müsse man diesen Tag nun genießen.
Nachhaltigkeitsmarkt Zum zweiten Mal fand in diesem Jahr der Regional- und Nachhaltigkeitsmarkt auf dem Stiftshof statt. Neben regional produzierten Produkten, zum Beispiel aus dem Schwäbischen Mostviertel, drehte sich hier in diesem Jahr viel um das Motto Energie. Das Stromversorgungsunternehmen Backnangstrom präsentierte seine Angebote, ebenso wie Firmen, die Fotovoltaikanlagen anbieten, und dazu gab es Tipps zum Energiesparen. Auch beraten lassen konnten sich die Besucherinnen und Besucher, unter anderem bei der Energieagentur Rems-Murr. Einige Gäste liesen sich hier schon einen Termin für die von der Stadt Backnang geförderten Vor-Ort-Beratung zu Fotovoltaik geben, berichtet Tilman Landwehr von der Energieagentur Rems-Murr. Und obwohl der Sonntag für viele Gäste sicher als entspannter Shoppingtag gedacht ist, scheuen sich die Besucher nicht, auch das schwierige Thema Energiewende anzugehen. „Wir haben auch zu ganz allgemeinen Dingen beraten: Wärmepumpe, Gebäudehülle, Fenster und mehr“, sagt Tilman Landwehr. Auch Lastenräder wurden hier mal ausprobiert und Probe gefahren.
Aber der Markt auf dem Stiftshof drehte sich nicht ausschließlich um Energie, sondern allgemein um das Thema Nachhaltigkeit. So waren Mitglieder des Repaircafés mit ihren Nähmaschinen angereist und verwandeln alte Krawatten oder Banner in neue Taschen. Einen Stand weiter machte Susanne Kieser auf die Slowflower-Bewegung aufmerksam, die sich dafür einsetzt, vermehrt regionale und saisonale Schnittblumen ohne Pestizide zu verwenden. „Gerade junge Leute interessieren sich sehr dafür“, berichtet sie von den Gesprächen. Immer häufiger sei es diesen auch wichtig, zum Beispiel bei der Hochzeit nachhaltige Blumenarrangements zu haben. Dass Nachhaltigkeit gerade bei der jüngeren Generation ein wichtiges Thema ist, nahmen auch die Landfrauen in den Gesprächen am Tulpenfrühling wahr. „Das Interesse an dem Thema ist groß“, sagt Argula Bollinger vom Kreisverband Rems-Murr. Zu ihrem Stand lockten sie deshalb auch mit Einmachgläsern voll mit haltbar gemachtem Obst und Gemüse. Sie wollten aber nicht nur auf die nachhaltige Aufbewahrung von Lebensmitteln hinweisen, sondern auch darauf, dass sich die Landfrauen in Backnang neu aufstellen wollen. „Wir wollen die Themen, die die Frauen hier interessieren, in den Vordergrund stellen“, meint Bollinger. Dazu gebe es demnächst Stammtische.
Bühnenprogramm Neu war in diesem Jahr auch die Größe der Bühne. Hier bot sich nun noch mehr Platz für die zahlreichen Tanz- und Gesangseinlagen, welche die Gäste zwischen Essen und Shoppen innehalten lassen – von einer Ballettaufführung der Ballettschule Liane über Hip-Hop und Cheerleading bis hin zu orientalischen Tänzen. Den Abschluss bildeten Tanzpaare der Lateinformation der TSG Backnang 1846. Es wurde aber nicht nur getanzt auf der großen Bühne am Marktplatz. Die Klangschmiede, der Popchor des Liederkranzes Oppenweiler, animierte die Gäste zum Mitsingen. Weitere Aufführungen, unter anderem von der Sportakrobatik der SKG Erbstetten, wurden am Willy-Brandt-Platz gezeigt. Hier lockte am Nachmittag das Mitmachtheater „Rapunzel“ außerdem besonders viele kleine Gäste an.
Backnanger Tulpenfrühling 2024
Bei bestem Wetter und mit zahlreichen Besuchern feiert der Tulpenfrühling sein 20-jähriges Bestehen.
Walking Acts Aber nicht nur auf der Bühne war einiges geboten. Viel Aufmerksamkeit zogen auch in diesem Jahr die beiden Blumenfeen auf sich, die mit großen Blumenkronen geschmückt auf ihren Stelzen durch die Menge schwebten. Besonders viel Freude bereiteten auch die beiden „Tulpenmädels“ Gaby Miletic und Sylvie Bollinger, die in diesem Jahr zum ersten Mal für das Stadtmarketing unterwegs waren. Nicht nur verteilten sie mit einem Bollerwagen voller Blumen zahlreiche Tulpen, vor allem sorgten sie mit ihrer offenen und freundlichen Art für lachende Gesichter bei den Besuchern. „Wir wollen einfach Fröhlichkeit verbreiten“, sagt Sylvie Bollinger, die zusammen mit Gaby Miletic in der Adventszeit bereits als Weihnachtsengel für den Stadtmarketingverein unterwegs gewesen war. Um die Leute zum Lächeln zu bringen, überlegten sie sich gestern so einiges: Mal tanzten sie ganz spontan auf der großen Bühne mit, mal zogen sie die Leute mit in den nächsten Laden hinein. „Die Geschäfte waren voll und die Stimmung war super“, ist sich Bollinger sicher.
Resümee Auch Sigrid Göttlich, Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, ist zufrieden. Nicht nur aufgrund der gut besuchten Geschäfte, sondern auch wegen der guten Stimmung, denn das sei ja auch mit ein Ziel des Tulpenfrühlings. „Dass die Leute nach dem Winter einfach wieder miteinander in die Stadt gehen können, sich hier treffen und sich begegnen können“, sagt sie. Begegnet sind sich auf jeden Fall zahlreiche Menschen am Tulpenfrühling. Nicht nur die Geschäfte waren gut besucht, sondern auch die Straßen waren voll.