Der erste Rems-Murr-Landrat gilt als Modernisierer

Horst Lässing feiert heute seinen 85. Geburtstag. Eines seiner Anliegen war die Annäherung der Altkreise Backnang und Waiblingen.

Als Ruheständler widmet sich Altlandrat Horst Lässing gerne der Malerei. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Als Ruheständler widmet sich Altlandrat Horst Lässing gerne der Malerei. Foto: E. Layher

Rems-Murr. Horst Lässing, Landrat von 1973 bis 2002 und damit der erste Landrat des vor fast 50 Jahren neu gegründeten Rems-Murr-Kreises, feiert heute seinen 85. Geburtstag. „Als Landrat haben Sie den Rems-Murr-Kreis und seine Bürger mehr als 28 Jahre lang engagiert vertreten. Sie haben das Amt mit Leib und Seele verkörpert und können mit Stolz auf Ihre Amtszeit zurückblicken“, würdigt der aktuelle Landrat Richard Sigel seinen Vorvorgänger in einem Gratulationsschreiben. Lässing habe viel erreicht und den Landkreis Rems-Murr vorangebracht. Überdies sei er weit über die Grenzen von Rems und Murr hinaus bekannt, „manche würden auch sagen von einem legendären Ruf“, so Sigel.

Mit 36 Jahren war Horst Lässing bei seinem Amtsantritt ein junger Landrat. Von Beginn an hat der CDU-Politiker das Amt weitsichtig und leidenschaftlich ausgeübt. Es war ihm wichtig, eine bürgernahe Verwaltung aufzubauen. Zudem hatte er einen maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Altkreise Waiblingen und Backnang angenähert haben. Nächstes Jahr feiert der Landkreis sein 50-jähriges Bestehen. „Obwohl die Amtszeit von Horst Lässing vor zwei Jahrzehnten zu Ende ging, hat seine Arbeit bleibende Spuren hinterlassen, die im Landkreis noch heute nachwirken, und ich hoffe, er wird auch beim Jubiläum dabei sein“, sagt Sigel. In vielen Bereichen sei der damalige Landrat Horst Lässing seiner Zeit voraus gewesen. Er habe sich dafür eingesetzt, die Kreisverwaltung auf aktuelle Herausforderungen vorzubereiten und vor allem bei der Datenverarbeitung moderne Wege einzuschlagen. So habe er beispielsweise eines der ersten Umweltschutzämter eingerichtet – heute ein fester Bestandteil der Kreisverwaltung, dessen Themen ganz oben auf der Agenda stehen. Nicht zuletzt war er der Initiator der frühen Kreispartnerschaften. Dafür hat der Europarat dem Rems-Murr-Kreis die Ehrenfahne verliehen. Der Rems-Murr-Kreis pflegt seit mehr als einem Vierteljahrhundert enge freundschaftliche Beziehungen mit dem Landkreis Meißen, dem Komitat Baranya in Ungarn und dem Rayon Dmitrow in Russland.

Eine Herausforderung war damals auch eine umweltfreundliche Abfallbeseitigung. Der Landkreis hatte zur Amtszeit Lässings eine der günstigsten Abfallgebühren in der Region. Ein besonderes Kapitel ist Horst Lässing und die Kunst: Lässing hat sich stets um einen guten Kontakt zu den Künstlern im Kreis bemüht und regelmäßig Kunstausstellungen im Landratsamt veranstaltet. Im Ruhestand wurde er selbst zum Künstler: Der Künstler Bär Schöller hatte ihn, als er pensioniert war, zu einer Malreise nach La Gomera überredet. Seitdem hat ihn die Malerei nicht mehr losgelassen.

Altlandrat Horst Lässing war 20 Jahre lang Präsident der deutsch-brasilianischen Gesellschaft für Baden-Württemberg. 1992 erhielt er den brasilianischen Rio-Branco-Orden im Rang eines Offiziers (Lässing, der in Stuttgart geboren wurde, wuchs in Mexiko, Spanien und Brasilien auf; 1949 kehrte die Familie nach Deutschland zurück). Als erster Landrat wurde er 2002 zum Ehrenmitglied des Kongresses der Gemeinden und Regionen des Europarats ernannt. Zudem erhielt er die „Pro Merito“-Medaille des Europarats. Gewürdigt wurde hierbei unter anderem Lässings Einsatz im Bereich des Umweltschutzes. Für seine kommunalpolitischen Leistungen und sein ehrenamtliches Engagement wurde er im gleichen Jahr auch mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. pm/ik

Beruflicher Werdegang

Geboren wurde Horst Lässing 1937 in Stuttgart. Nach seinem Abitur 1957 in Esslingen studierte er Rechtswissenschaft und Philosophie in Tübingen, München, Bonn und Köln. 1962 legte er die erste, 1966 die zweite juristische Staatsprüfung ab.

1967 bis 1968 war er Referent bei einem Wirtschaftsverband, 1968 bis 1969 Pressereferent des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung. Von 1970 bis 1971 war er Wissenschaftlicher Assistent der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und persönlicher Referent des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gerhard Stoltenberg. Von 1971 bis 1973 war er stellvertretender Abteilungsleiter in der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein.

Horst Lässing war von 1973 bis 2002 Landrat des Rems-Murr-Kreises.

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Erstellt:
28. Februar 2022, 06:00 Uhr

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