Der erste Schritt in Erster Hilfe

Kleine Kratzer, eine Beule oder verknackster Fuß: DRK-Juniorhelfer lehren Backnanger Kindergartenkinder, nicht wegzuschauen

Pflaster kleben, Verband anlegen, den Notruf absetzen: Schon Kindergartenkinder können Erste Hilfe leisten. Damit sie wissen, wie es richtig geht und was man im Notfall machen muss, bietet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Kurse für Kindergärten an. Die Gruppe der Kindertagesstätte St. Johannes weiß schon viel und lernte gestern einiges dazu.

Moritz (vorne) zeigt unter Anleitung von Nina Siegle (links), wie man Rentier Ole, dem gerade etwas auf die Nase gefallen ist, etwas Gutes tun kann: Ein kühles Handtuch hilft. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Moritz (vorne) zeigt unter Anleitung von Nina Siegle (links), wie man Rentier Ole, dem gerade etwas auf die Nase gefallen ist, etwas Gutes tun kann: Ein kühles Handtuch hilft. Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Rentier Ole hat einen verflixten Tag. Alles scheint schiefzulaufen, ständig tut er sich weh und muss weinen. Das beginnt schon morgens, als er sich am Regal stößt und eine Kiste auf ihn runterfällt. Lia-Zoe weiß Rat: „Man muss ihn trösten und fragen, was los ist.“ Sie steht auf, geht hin und streichelt liebevoll das Stofftier.

Nina Siegle und Heidrun Hellmuth haben gestern die katholische Kindertagesstätte St. Johannes in Backnang besucht. Die Erzieherinnen von der DRK-Kindergartenarbeit bringen Kindern spielerisch bei, wie sie sich in Notfällen verhalten, und wie sie helfen können.

„Die Kinder helfen gerne und sie können das. Sie können einen Notruf absetzen und auch einen Verband anlegen“, erklärt Nina Siegle, die den Kindern mithilfe von Geschenken, die sich in lebendige Szenen verwandeln, die Geschichte von Rentier Ole erzählt. Die Kinder sollen beim Erste Hilfe Kurs im Kindergarten daran gewöhnt werden, zu helfen: „Wir wollen vermitteln, dass man nicht einfach weggeht, wenn jemandem etwas passiert ist. Sondern dass man etwas unternimmt“, so Siegle.

Ein Handtuch

mit kaltem Wasser kann helfen

Deshalb lautet die erste Lektion auch „trösten“. Jemanden in den Arm nehmen, fragen, was passiert ist, ist schon der erste Schritt zur Ersten Hilfe.

Als Ole aus seinem Stallfenster schaut, haut der raue Wind das Fenster zu und Ole klemmt sich die Nase ein. „Was machen wir denn nun?“ Moritz ist gleich zur Stelle und kühlt mit einem Handtuch, das in kaltes Wasser getaucht wurde. „Und das Fenster zumachen“, wirft Alessia ein.

Später will Ole dann rausgehen und sieht einen großen, zugefrorenen See. Emil weiß: „Auch wenn der See zugefroren ist, da darf man nicht draufgehen. Da kann man einbrechen.“ – „Ganz genau“, antwortet Siegle, „man darf nicht einfach auf einen zugefrorenen See gehen, ohne dass es jemand erlaubt, der davon ganz viel Ahnung hat.“ Mit dem Fuß oder dem Stock zu probieren, das reiche nicht.

Die Vorschulkinder wissen schon sehr viel, bemerken die DRK-Erzieherinnen. Ganz zu Beginn lernten sie die verschiedenen Einsatzfahrzeuge des Roten Kreuzes kennen und wer außer ihnen noch mit dem Blaulicht auf den Straßen unterwegs ist.

Während die Kindergartenkinder aus der Lerchenstraße mit der Geschichte von Ole über alltägliche Hilfe bei kleinen Verletzungen lernten, geht es im nächsten Schritt um die größeren Verletzungen und wo man sich Hilfe holen kann. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder wissen, wo man Hilfe herkriegt“, deshalb singen die beiden Erzieherinnen gemeinsam ein Helferlied. Auch wenn der Text nicht gleich sofort sitzt, eine Zeile tut es und alle rufen im Chor die 112.

Nun sollen sie ausprobieren, Pflaster kleben, einen Verband anlegen. Ole verletzt sich so stark, dass die Kinder die 112 wählen müssen. Heidrun Hellmuth simuliert die Leitstelle und stellt die typischen Fragen. „Die Kinder sind in solchen Situationen oft allein und wir wollen sie darauf vorbereiten“, erklärt DRK-Erzieherin Siegle.

Auch mit der Rettungsdecke machen die Vorschulkinder Bekanntschaft. „Die werden die Kinder erst mal kennenlernen, für welche Zwecke sie eigentlich ist und wir machen die Kinder damit vertraut. Denn die knistert ja schon laut.“ Wer sich traut, der wird in die Decke eingewickelt. Auch geht es um Unfallvermeidung, Hygiene und mehr. Jedes Kind bekommt sein kleines Notfall-Köfferchen mit allem, was man zur Ersten Hilfe braucht: Pflaster, Verband und Co.

Neben all dem Lernen steht aber eines im Mittelpunkt: Das Mitmachen und Ausprobieren, sodass alle Kinder für den Ernstfall vorbereitet sind. „Am Ende haben wir hier eine kleine Mannschaft neuer Ersthelfer“, freut sich Juniorhelferin Hellmuth.

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Erstellt:
15. Januar 2019, 06:00 Uhr

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