Der FC Viktoria Backnang verteidigt seinen Titel
6. BKZ-E-Football-Cup Imer Spatolaj erweist sich wie bereits im vergangenen Jahr als echter Könner an der Konsole. Im Kundenraum der Volksbank Backnang ist der C-Jugend-Trainer des FCV in all seinen sieben Spielen nicht zu stoppen und gewinnt auch das Finale mit 2:1.
Die Qual der Wahl „Die genaue Zahl kenne ich nicht.“ Selbst Burak May und damit der Kapitän des 1. FC Heidenheim in der Virtual Bundesliga muss bei der Frage passen, unter wie vielen Teams sich die zehn Teilnehmer am 6. BKZ-E-Football-Cup den Favoriten herauspicken können, mit dem sie die Spiele in Angriff nehmen. Es ist auch in der aktuellen EAFC-Version wieder eine riesige Palette. Sie umfasst neben sämtlichen Vereinen der drei höchsten deutschen Männerspielklassen und der Frauen-Bundesliga auch eine Vielzahl von Klubs aus aller Welt sowie zahlreiche Nationalmannschaften.
Für Luca Krämer und Jannik Maurer von der SG Oppenweiler-Strümpfelbach liegt die Entscheidung auf der Hand, denn „wir sind beide VfB-Fans“. Es ist ein Kriterium, von dem sich auch einige Rivalen leiten lassen, weshalb die Stuttgarter omnipräsent sind. Sich zwingend Real Madrid oder einem anderen mit Stars gespickten Kader zuzuwenden, ist nicht nötig. Im 95er-Modus mache es „keinen Unterschied, ob Nick Woltemade oder Kylian Mbappé stürmt“, erklärt Luca Krämer. Stimmt nicht ganz, präzisiert Burak May: „Woltemade ist sogar besser.“ Dies liegt daran, dass trotz variierender Werte in Kategorien wie Schnelligkeit, Schusskraft oder Grätsche allen Spielern ein Gesamtwert von 95 zugewiesen wird, während der Body Type erhalten bleibt. Bedeutet: Woltemade ist grundsätzlich so gut wie Mbappé, kann aber darüber hinaus auch noch seine Größe und Statur in die Waagschale werfen.
Es ist ein Detail, das auch der Titelverteidiger ins Kalkül zieht. „Ich spiele erneut mit Liverpool, weil ich hoffe, dass mir Virgil van Dijk mit seinem Body Type einen kleinen Vorteil bringt“, erklärt Imer Spatolaj seinen raffinierten Plan, mit dem bulligen Innenverteidiger ein Abwehrbollwerk zu errichten. Es zeigt sich schnell, dass diese Überlegung aufgeht. Der C-Jugend-Trainer des FC Viktoria Backnang kann die Möglichkeit ignorieren, während des Turniers jederzeit auf ein anderes Team umsteigen zu dürfen.
Eine echte Stadionatmosphäre Schon bei der Premiere im Vorjahr hatte sich der Kundenraum der Volksbank Backnang als idealer Schauplatz für das Turnier erwiesen. Die stattliche Leinwand, die von der Decke hing und auf der immer eine Partie live gezeigt wurde, war ein echter Hingucker, doch eine Sache vermisste der gastgebende Vorstandsvorsitzende des Kreditinstituts: Raunende Fans bei Torannäherungen und versiebten Chancen sowie jubelnde Anhänger, sobald der Ball im Netz zappelte. Als es dieses Mal losgeht, wird der Wunsch von Jürgen Schwab mit kurzer Verzögerung erfüllt: Die Ruhe weicht der Stadionatmosphäre, die das Geschehen auf dem Bildschirm begleitet.
Für Burak May ist das ein guter Kompromiss, der einerseits die Aufmerksamkeit der Passanten an den Bankomaten und der Gäste des zum Kundenraum geöffneten Cafés Wunderbar auf die Veranstaltung lenkt und andererseits den Bedürfnissen der Jungs an den Controllern gerecht wird. Er zieht den Vergleich zu den Turnieren der Profis. „Viele Spieler lassen die Stadionatmosphäre auf den Headsets laufen, ich persönlich auch“, erzählt der 29-Jährige: „Einige hören allerdings auch Musik. Die wenigsten mögen es, wenn sie immer wieder dieselben Sprüche der Kommentatoren hören.“ Auf diese Option wird also auch beim BKZ-E-Football-Cup verzichtet, auf die Stimmung nicht.
6. BKZ-E-Football-Cup
Zehn Teams haben beim 6. BKZ-E-Football-Cup mitgezockt und im Kundenraum der Volksbank Backnang in der Schillerstraße wieder beste Bedingungen vorgefunden. Imer Spatolaj vom FC Viktoria Backnang erwies sich erneut als Könner an der Konsole und verteidigte seinen Titel. Gute Tipps für die Teilnehmer gab es von Burak May, der für den 1. FC Heidenheim in der Virtual Bundesliga spielt. Unser Fotograf Tobias Sellmaier hat für diese Bildergalerie einige Impressionen eingefangen.
Ein Finale in der Vorrunde Hochkarätiger kann ein Turnier eigentlich nicht beginnen, weil es sofort zum Duell der Endspielgegner des vergangenen Jahres kommt. Für den FC Viktoria Backnang sitzt erneut Imer Spatolaj an den winzigen Schalthebeln, die SG Sonnenhof Großaspach schickt Lukas Stoppel statt Mert Tasdelen ins Rennen. Das Ergebnis ist fast dasselbe. Spatolaj siegt, wenn auch knapper – 2:1, nicht 4:2. „Es wird trotzdem schwierig, den Titel zu verteidigen“, zeigt der bescheidene Jugendcoach Respekt vor den Rivalen, die ebenfalls die Fähigkeiten in die Waagschale werfen wollen, die Volksbank-Chef Jürgen Schwab auf dem Weg zum Turniersieg für unabdingbar erachtet: „Reaktionsschnelligkeit, Ehrgeiz, Spaß und Ausdauer.“
Das Aus eines Oberligisten Während Lukas Stoppel den Sonnenhof als Gruppenzweiter ins Viertelfinale schießt, kommt das Duo der TSG Backnang über die Vorrunde nicht hinaus. 1:3, 1:2, 4:5 und 3:6 – chancenlos sind die sich abwechselnden Arda Gürsel und Shaban Veselaj nur in der letzten Partie, doch für einen Punkt reicht es eben nicht. „Arda ist besser, ich bin der Bremsklotz“, sagt Shaban Veselaj lachend. Ihnen fehle die Praxis, betonen beide, „wir spielen längst nicht mehr so oft wie früher“. Betrübt übers frühe Aus sind sie nicht. Ihr Fazit: „Es hat Spaß gemacht, das Turnier war gut organisiert. Der Klassenverbleib in der Oberliga ist aber natürlich wichtiger.“
Die Duelle mit dem Profi Burak May schlüpft im Laufe des Tages in verschiedene Rollen. Er kümmert sich darum, dass es an den beiden Spielstationen technisch rund läuft und hat stets ein offenes Ohr für die Fragen der Teams. Eine ganze Weile steht er zudem an einem dritten, kleineren Bildschirm parat, um gegen alle Interessierten zu spielen – als Erster traut sich Evangelos Salioras und sorgt für eine Überraschung. „Ich habe im Elfmeterschießen gewonnen, aber das war ein starker Gegner“, berichtet der Zehnjährige, der seinen täglichen Trainingsumfang auf ein bis zwei Stunden beziffert. Zum Vergleich: Burak May sitzt bis zu zwölf Stunden am Bildschirm, wenn eine neue Version mit zusätzlichen Funktionen herauskommt, später sind es vier bis sechs.
„Ich habe zu locker gespielt“, zeigt sich der Profi selbstkritisch und spricht schmunzelnd über die Schlussphase: „Er hat in der 90. Minute zum 4:4 ausgeglichen und wollte dann gleich ein Elfmeterschießen anstatt einer Verlängerung. Das war taktisch clever. Er war dann mental besser und hat meinen Torwart ausgeguckt.“ Später kommt es aber zur Revanche, bei der Burak May die Verhältnisse gerade rückt. Auch sonst macht er nun ernst, kassiert keine weitere Niederlage. Kein Problem für die Jungs wie Milian Schilke, der sich über etwas anderes als einen Sieg freut: „Er hat mir Tipps gegeben, ich habe sie mir gemerkt.“ Der Achtjährige will sie nutzen, um seinen Vater noch öfter zu schlagen, als es so schon der Fall ist.
Die Spiele der K.-o.-Runde Im Viertelfinale trifft Pedro Aurelio Veloso Dos Santos von der SKG Erbstetten mit Felix Sellmaier auf einen Vereinskollegen, der aber für den Verein für Präventionsarbeit spielt. Sellmaier siegt durch einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit, doch der Gegner steckt es rasch weg: „Ich freue mich für ihn.“ Auch Luan Qukaj vom TSV Oberbrüden hat nach dem Aus gegen Lukas Stoppel noch einen, dem er die Daumen drückt: Seinem Onkel Imer Spatolaj. Der kommt immer besser ins Rollen und wird von den Fornsbachern Alexander und Niklas Collin nach deren 1:6 zum Favoriten gekürt. Als möglicher Spielverderber kristallisiert sich für den Titelverteidiger aber Cristian Raccuglia (TSG Buhlbronn) heraus, der das Team aus Oppenweiler mit demselben Resultat abfertigt.
Spatolaj schlägt im Halbfinale auch Sellmaier mit 3:1, „aber ich konnte ihn ein wenig ärgern“, freut sich der faire Verlierer. Der trifft im kleinen Finale auf Stoppel, der sich nach der Niederlage gegen Raccuglia den Podestplatz sichert. „Ich bin zufrieden“, sagt Großaspachs Oberliga-Akteur, „zumal es erst nur mein Ziel war, die Gruppenphase zu überstehen. Das habe ich getoppt.“
Das Endspiel Imer Spatolaj macht den Deckel drauf, krönt sich mit dem 2:1 gegen Cristian Raccuglia erneut zum BKZ-E-Football-Cup-Sieger. „Ich bin glücklich, weil ich das nicht erwartet hatte.“ Anders als Burak May, nachdem er den Backnanger beobachtet hatte: „Er steht hinten sehr gut, spielt mit vielen kurzen Pässen über sein Dreieck im Mittelfeld schnell nach vorne und vollendet schnörkellos und eiskalt.“ Das Finale der Lobeshymne: „Er setzt taktische Fouls clever ein und unterbindet damit Konter – das ist eine neue Funktion.“ Gelb ist zwar zwingend, doch früher blieb nur die Blutgrätsche und Rot. Spatolajs Können kommt nicht von ungefähr, fast wäre er nach einigen Turniersiegen in den Jahren 2018 und 2019 sogar Profi geworden. „Ich habe aber meinem IT-Studium den Vorzug gegeben, und das war die richtige Entscheidung.“ Auch mit weniger Training hat es aber noch einmal gereicht, ehe er nächstes Jahr wohl als Trainer sein Wissen an einen Spieler seines C-Jugend-Teams weitergeben will.