Der Grillkönig kommt aus Allmersbach

Bei der deutschen Grillmeisterschaft auf der Messe Stuttgart setzt sich das Team Real Smoke BBQ um Adrian Peller aus Allmersbach im Tal gegen rund 30 Konkurrenten durch und kann die Jury in sechs Gängen mit Geschmack, Garzustand und Optik seiner Gerichte überzeugen.

Das Gewinnerteam von Real Smoke BBQ: Stephan Beck (stehend von links), Rafael Reiss, Sven Aderhold vom Partner Giesser Messer, Adrian Peller, Hermann Giesser vom Partner Giesser Messer, Tobias Walker, Daniel Leidig, Sascha Wolter, Mike Zwerenz, Dirk Seifert (kniend von links), Stefan Grauer und Reiner Wägerle. Fotos: Karen Steinebronn

© Karen Steinebronn

Das Gewinnerteam von Real Smoke BBQ: Stephan Beck (stehend von links), Rafael Reiss, Sven Aderhold vom Partner Giesser Messer, Adrian Peller, Hermann Giesser vom Partner Giesser Messer, Tobias Walker, Daniel Leidig, Sascha Wolter, Mike Zwerenz, Dirk Seifert (kniend von links), Stefan Grauer und Reiner Wägerle. Fotos: Karen Steinebronn

Von Kai Wieland

Stuttgart. Das Öl wird auf den Rost gepinselt, die Grillhandschuhe werden übergestreift. Pulpo, Wolfsbarsch und Chorizo liegen bereit, die Falafelsticks sind geformt, der Tandoori-Blumenkohl ist gegart. Auf dem Gelände der Messe Stuttgart ertönt „Hells Bells“ von AC/DC, es brennen nicht nur die Grillfeuer, sondern auch die Luft: Um 16.30 Uhr am Samstag, dem ersten von zwei Wettbewerbstagen bei der deutschen Grillmeisterschaft, steht die Abgabe des ersten Gangs bevor und die Anspannung bei den Grillteams nimmt spürbar zu.

Ein paar Stunden zuvor ist von Hektik noch wenig zu spüren. Erst wenige Schaulustige haben sich auf dem Messegelände eingefunden, was wohl weniger an den zwei Handvoll Peta-Demonstranten vor dem Eingang liegt als an den morgendlichen Regenschauern.

Am Stand von Real Smoke BBQ macht man sich in aller Ruhe an die Arbeit, um die ersten beiden von sechs Gängen – einen Spieß mit Fisch oder Meeresfrüchten und ein vegetarisches Gericht – auf den Weg zu bringen. „Wir haben einen genauen Plan bis zur Abgabe und arbeiten jetzt verschiedene Listen ab“, erklärt Adrian Peller. Der 35-jährige Grillmeister aus Allmersbach im Tal hat sich mit seinem zehnköpfigen Team allerhand vorgenommen, schließlich sind sie als amtierender baden-württembergischer Meister und deutscher Vizemeister des Vorjahres angereist. Peller ist Teamchef und für das Garen zuständig, andere Mitglieder bereiten die Gerichte zu, kümmern sich um die Vorarbeiten oder die Abläufe und die Technik.

Die Leistungsdichte ist enorm eng

Rafael Reiss und Daniel Leidig sind ebenfalls Allmersbacher, Dirk Seifert kommt aus Rudersberg, Reiner Wägerle aus Erdmannhausen. Auch Stuttgarter und Reutlinger gehören zum Team. Für Leidig ist es die erste Teilnahme an einer Grillmeisterschaft. „Das Grillen war für mich davor nur Hobby, jetzt wachse ich langsam hinein“, sagt der Elektriker, der sich vor allem beim Aufbau eingebracht hat, aber auch während des Wettbewerbs anfallende Aufgaben übernimmt, vom Spülen über das Schnippeln bis hin zur Logistik. Reiss ist hingegen seit der Gründung 2019 dabei und bereitet in der Küche gemeinsam mit Sascha Wolter die Gerichte zu, unter anderem die Masse für die Falafelsticks. Sascha Wolter? Ganz recht, auch der Spitzenkoch, den viele noch aus den Backnanger Stuben kennen, ist Teil des Teams von Real Smoke BBQ.

„Wenn es nur um Bratwurst gehen würde, wäre ich nicht dabei“, erklärt Wolter, der heute die Grisu-Eventgastronomie in Groß-Gerau betreibt und in Mainz ein Projekt mit veganen Dönern verfolgt. „Wir haben eine gute Zeit zusammen und die Stimmung ist entspannt, aber es ist schon auch richtig Qualität da. Ich weiß, dass manche Teams nur zum Spaß mitmachen, aber ich persönlich möchte schon auch gewinnen.“ Mit Backnang verbinden den Koch nach wie vor Freundschaften, unter anderem zu Adrian Peller, so wie das Team überhaupt aus einem Freundeskreis heraus entstanden ist.

Gemeinsam erfolgt der letzte Schliff am Dessert.

© Karen Steinebronn

Gemeinsam erfolgt der letzte Schliff am Dessert.

Von Verbissenheit kann am Samstag aber wahrlich keine Rede sein, im Gegenteil gibt es in der Szene ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Immer wieder schauen Mitglieder anderer Teams auf ein Pläuschchen vorbei und als Peller eine durchgeglühte Kohle benötigt, um sie für das Kalträuchern zu den vorbereiteten Pellets zu geben, bekommt er diese kurzerhand von den Nachbarn gestellt. Über 30 Teams aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland sind auf der Messe versammelt, um in den Klassen Amateur, Profi und International gegeneinander anzutreten.

Darüber hinaus beleben Bühnen und unzählige kommerzielle Stände das Gelände, von Grill-, Messer- und Kohleherstellern über Gewürz-, Soßen- und Ketchupproduzenten bis hin zu kulinarischen Angeboten. Von welchem Konkurrenten die größte Gefahr ausgeht, ist schwierig zu sagen. „Dafür ist die Leistungsdichte einfach zu eng“, sagt Adrian Peller.

Er und seine Kollegen von Real Smoke BBQ sind am frühen Nachmittag bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein jedenfalls guter Dinge. Das Wesentliche läuft nach Plan, kleinere Probleme, etwa zu feiner Zucker für die Kristallisation oder eine Unklarheit im Regelwerk im Hinblick auf das Garen des Huhns, werden en passant gelöst. Flexibilität und Improvisation sind bei solchen Wettbewerben ohnehin immer gefragt, weiß Rafael Reiss. „Ein paar Elemente sind überhaupt erst gestern Abend beim Training entstanden“, verrät er augenzwinkernd. Bis 1.45 Uhr in der Nacht habe man noch Gänge ausgearbeitet, ergänzt Peller.

Doppelte Juryverkostung

Nach der heißen Phase kurz vor Abgabe liegen die beiden Gänge dennoch fristgerecht auf den Jurytellern am Stand. Außerdem werden die Gerichte für die parallel stattfindende Blindverkostung im Juryzelt in Warmhalteboxen angerichtet. Was danach noch übrig ist, findet dankbare Abnehmer bei den umstehenden Schaulustigen. Adrian Peller erklärt seine Gerichte und gibt bereitwillig Auskunft. Besonders anspruchsvoll an diesem ersten Tag: die punktgenaue Zubereitung des Wolfsbarschs mit krossen Schuppen und perfektem Garzustand.

Preisgekrönt: der Frühstücksgang.

© Karen Steinebronn

Preisgekrönt: der Frühstücksgang.

Am Sonntag wird es dann stressiger, vier Gänge und damit auch vier Abgaben stehen an. Insgesamt drei Gänge kann das Team am Ende für sich entscheiden: Beim Frühstück punktet Real Smoke BBQ mit einem Toast mit geräuchertem Hüttenkäse, ein Skyrmousse mit Karamellkeksboden, getoppt mit Rote-Bete-Baiser, bringt beim Dessert den Sieg und für die dekonstruierte Hühnerkeule wird schließlich der Sieg in der Kategorie Huhn eingefahren. Für die vegetarischen Falafelsticks reicht es immerhin zu Rang zwei. In Summe bedeutet dieses Abschneiden den viel umjubelten Gesamtsieg für Real Smoke BBQ und für Teamchef Adrian Peller den Titel als deutscher Grill- und Barbecuekönig, der damit ganz offiziell in Allmersbach thront.

Und was kommt nun? „Nächstes Jahr um die gleiche Zeit steht die WM mit rund 100 Teams aus aller Welt hier in Stuttgart an“, sagt Adrian Peller. „Da sind wir natürlich auch wieder dabei.“

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Erstellt:
1. August 2023, 11:00 Uhr

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