Der große Rummel kann beginnen
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper eröffnet das 177. Cannstatter Volksfest an diesem Freitag. 300 Betriebe haben ihre Zelten, Buden und Karussells auf dem Wasen aufgebaut. Die Maß Bier kostet bis zu 14,70 Euro. Was muss man wissen?
Von Frank Rothfuß
Stuttgart - Es liegt nun gar nicht in ihrem Naturell, sich aufzuregen. Sie sind die Gelassenheit in Person. Und doch haben die Kaltblüter aus dem Schwäbischen Wald vor dem Volksfest den größten Trubel ausgelöst. Hü und hott, rein und raus, nun kommen sie doch aufs Volksfest mit der Brauereikutsche. Ein kleines Stückchen Volksfest-Tradition bleibt also gewahrt. Was löst sonst Aufregung aus? Was ist neu?
Wie viele Schläge braucht der OB? Wenn wir Zahlenreihen richtig verstanden haben, dann folgen auf die zwei Schläge von Noppers Premierenjahr und die vier Schläge von 2023 nun logischerweise sechs Schläge. Oder doch nicht? Man wird sehen, wie versiert der Schultes mit Zapfhahn und Schlegel hantiert. Schnell sollte es gehen. Denn die Besucher werden dann schon eine Stunde lang gewartet haben. Um 15 Uhr öffnet der Platz, drehen sich die Karussells, doch die Maßkrüge werden erst um 16 Uhr gefüllt, wenn der OB das erste Fass angestochen hat. Zum Wohl.
Wie lange dauert das Volksfest? 17 Tage lang. Gefeiert wird bis Sonntag, 13. Oktober. Der Rummel beginnt wochentags um 12 Uhr, samstags und sonntags eine Stunde früher um 11 Uhr. Gefeiert wird freitags und samstags bis Mitternacht, montags bis donnerstags sowie sonntags bis 23 Uhr. Ausnahmen sind aber der Mittwoch, 2. Oktober, da wird von 12 bis 24 Uhr gefeiert; und am Donnerstag, 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, dauert der Rummel von 11 bis 23 Uhr.
Was ist neu auf dem Wasen? Neu ist der Mehrwegbecher. Den hat man beim vergangenen Frühlingsfest getestet. Nun wird er auch beim Volksfest eingeführt. An allen Imbissbetrieben bekommt man Getränke in diesem Becher gegen ein Pfand von 2 Euro – und kann sie an jedem beliebigen Stand zurückgegeben. „Es ist ein größerer Aufwand für die Betreiber“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter der Veranstalterin in.Stuttgart. „Aber der Festplatz ist dadurch deutlich sauberer.“ Insgesamt bauen 300 Betriebe auf. Neben acht Festzelten und dem Albdorf sind fünf neue Geschäfte dabei. Die Crazy Mouse erinnert an den Klassiker Wilde Maus, allerdings drehen sich die Gondeln. Im Booster wird man durchgewirbelt. Der Krumm- und Schiefbau und die Heroes City XXL sind Laufgeschäfte, mit dem Spiel-Palast kommt eine Losbude neu auf den Wasen.
Was fehlt auf dem Wasen? Es gibt keinen Traditionsmorgen mehr. Viele Jahrzehnte lang fand samstags eine Eröffnung des Volksfestes statt. Zuletzt Traditionsmorgen genannt, mit Trachtengruppen, Blaskapellen und Fahnenschwingern. Jenes letzte Fitzelchen an Historie, das an die Ursprünge des Volksfestes als Erntedankfest erinnert und daran, dass die Eröffnung ewig lang am Samstag vor der Fruchtsäule stattgefunden hat – bevor Kaufleute und Fernsehschaffende vor 17 Jahren glaubten, das Fest strecken zu müssen und freitags beginnen zu lassen. Nun fiel der Traditionsmorgen dem Streichen des Zuschusses der Stadt zum Opfer. Aus eigener Kraft konnte der Volksfestverein das Treffen nicht finanzieren. Und als Ende Juli die Stadt doch noch 5000 Euro in Aussicht stellte, war es für die Organisation zu spät. Besser ging es aus beim letzten verbliebenen Brauereigespann. Da fand man nach einer Absage wegen fehlender Schlafstätte der Rösser eine Lösung. Nun kommt Kutscher Peter Müller mit seinen Pferden doch auf den Wasen. Von Alfdorf im Lastwagen und dann im Schritt.
Warum fehlen Scanner? Die Münchner nutzen beim Oktoberfest 40 Handscanner. Die Stuttgarter Polizei hält dies bei erwarteten 4 Millionen Besuchern für wenig sinnvoll. Schon seit Längerem ist es laut Platzordnung verboten, Gegenstände, die ihrer Art nach objektiv gefährlich sind oder die zur Verletzung von Personen geeignet sind, mit sich zu führen. An den Eingängen werden die Ordner wie gehabt die Taschen kontrollieren. Müssen Menschen durchsucht werden, machen das Polizisten. Händisch, nicht mit Detektoren.
Was kosten Essen und Trinken? In den Zelten zahlt man bis zu 14,70 Euro für eine Maß Bier. Für Langos zahlt man auf dem Platz 4,50 bis 6 Euro, für Pommes bis zu 4 Euro. Schupfnudeln mit Sauerkraut kosten 7,50 Euro, Cheeseburger 7 Euro, gebrannte Mandeln bis zu 5 Euro, Zuckerwatte 2 Euro.
Wie kostet der Nervenkitzel? Eine Fahrt in den beiden Riesenrädern kostet für Erwachsene 8 Euro, Kinder 6 Euro, ebenso im Infinity und Fortress Tower. In der Wilden Maus zahlt man 6 Euro, Kinder 4 Euro. Geisterbahnen verlangen bis zu 6 Euro, Kinderkarusselle von 2,50 bis 3,50 Euro.
Was machen Ritter in Bad Cannstatt? Beim Volksfestumzug am Sonntag, der um 11 Uhr beginnt, gibt es erstmals einen eigenen Block mit Mittelaltergruppen. Württemberger Ritter in voller Rüstung etwa sind zu sehen. 3500 Teilnehmer gehen durch die Altstadt zum Wasen. Mit dabei sind 40 Festwagen und 150 Pferde, Ochsen und Geißen. Es gibt noch Plätze auf der Tribüne, Karten gibt es über den Volksfestverein.
Wie kommt man auf den Wasen? Wie immer. Um Führerschein und Nerven zu schonen, mit Bus und Bahn. Die Stadtbahnlinie U 11 fährt an allen Festtagen vom Hauptbahnhof zum Wasen. Die letzte Rückfahrt ist gegen Mitternacht. Die U 19 fährt wochentags bis 20 Uhr vom Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt zum Wasen. Parkplätze sind knapp. Sie kosten pro Tag 8 Euro. Ausnahme ist wochentags zwischen 11.30 und 14.30 Uhr. Da kostet das Parken 4 Euro.