Der Murrsteg bleibt zu
Noch ist völlig offen, was mit der 36 Jahre alten maroden Fußgängerbrücke passiert, die die Postgasse mit der Bleichwiese verbindet.
Von Florian Muhl
BACKNANG. Die Fußgängerbrücke von der Bleichwiese zur Innenstadt ist verbarrikadiert und bleibt auch weiterhin dicht. Vorerst. Wie lange noch, das steht in den Sternen. Derzeit sei völlig unklar, was mit dem überdachten Steg passieren wird, sagt Lars Kaltenleitner, Leiter des Backnanger Tiefbauamts. Zu klären sei die Frage, ob eine Sanierung des alten Stegs oder eine neue Brücke aus wirtschaftlicher Sicht angesagt sei. Aber noch habe er kein Unternehmen gefunden, das den Steg sanieren beziehungsweise dafür ein Angebot unterbreiten würde, so der Amtsleiter weiter.
Rückblick: Vor einem Monat wird die Fußgängerbrücke über die Murr gesperrt. Der Grund: Die Verkehrssicherheit kann nicht mehr gewährleistet werden, teilt die Stadt mit. Bei einer routinemäßigen Prüfung der Brücke, die die Innenstadt auf Höhe der Treppe von der Postgasse kommend mit der Bleichwiese verbindet, habe sich gezeigt, dass sich der Zustand rapide verschlechtert hat. „Zur eigenen Sicherheit sollten Fußgänger die Brücke nicht betreten“, warnt die städtische Pressesprecherin Christine Wolff noch einmal eindringlich. Die Stadtverwaltung sei davon überrascht worden, wie schnell sich der Zustand der Holzkonstruktion verschlechtert hat. Die beiden Zugänge werden mit zugesägten Grobspanplatten verschlossen, sodass ein Betreten gar nicht mehr möglich ist.
Es war im Winter vor 36 Jahren, genau am 24. Februar 1984, als die neue Brücke installiert und eingeweiht wurde. Zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ohne Dach. Das wurde dem Steg erst viereinhalb Jahre später aufgesetzt, am 15. September 1988. Das Holz des Bauwerks hat in diesen knapp vier Jahrzehnten schon gelitten. Kaltenleitner sagt, dass die Konstruktion der Brücke bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen ist. Man könne das am Handlauf, von der Bleichwiese kommend auf der rechten Seite, schon mit bloßem Auge erkennen, dass dieser sich etwas abgesenkt hat. Aber wie marode die Brücke wirklich ist, lasse sich optisch gar nicht feststellen. Im Gemeinderat war das Bauwerk bereits auch ein Thema. Ein Vorschlag wurde laut, demzufolge man doch das Dach abnehmen und dadurch den Steg entlasten könnte. Aber auch dazu konnte der Tiefbauamtsleiter keine Stellung nehmen, Das sei jetzt Sache eines Statikers, solche Untersuchungen anzustellen.
Murrsteg beim Hallenbad brach beim Straßenfest fast zusammen.
Man erinnere sich, alles kein neues Thema. Da gab es doch... Ja, der alte, 28 Meter lange Murrsteg 170 Meter flussaufwärts, der einst vom Fuße des Burgbergs über die Murr hin zum ehemaligen Hallenbad führte, war vom selben Kaliber, aus Bongosi-Holz gebaut, wahrscheinlich auch vom selben Hersteller erstellt. Die Holzbrücke hielt auch viele Jahre, bis zu jenem Tag, es war der Straßenfest-Samstag 2011, als das Bauwerk ins Schwingen geraten war, weil über 100 Menschen von dort ein Rennen mit Plastikenten starten wollten. Konsequenz: Der morsche Steg wurde abgetragen und im Frühjahr 2013 durch ein stählernes, rund 300000 Euro teures Bauwerk ersetzt. Seither erfüllt der nach dem Backnanger Apotheker und Kunstsammler Ernst Riecker benannte Steg seinen Zweck.
Es wäre zu schade, wenn die jetzt gesperrte Murrbrücke das gleiche Schicksal ereilen würde wie ihr Schwesterbauwerk flussaufwärts. Denn dieser Steg wurde gleich nach dem Straßenfest 2011 mit einem Autokran aus seiner Verankerung gehoben. Dann rückten ihm Zimmerleute mit Motorsägen auf die Pelle. In zwei Teile halbiert kam das Konstrukt per Tieflader nach Steinbach. Dort wurde die Brücke vollends in handliche Formate zerkleinert. Zu mehr taugten die Balken damals nicht mehr.
Wie lange Backnangs Bürger noch auf die direkte Verbindung zwischen Postgasse und Bleichwiese verzichten müssen, ist wie gesagt ungewiss. Die Stadt verweist auf folgende Ausweichrouten: die Sulzbacher Brücke sowie den Ernst-Riecker-Steg beim Annonaygarten.