Der VfB verteilt einmal mehr Geschenke
Die Stuttgarter verlieren den Südgipfel gegen den FC Bayern mit 1:3. Dabei bietet die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß eine starke erste Hälfte und geht sogar in Führung – doch dann nimmt das Unheil mit zu vielen Fehlern seinen Lauf.
Von Heiko Hinrichsen
Stuttgart - Der VfB Stuttgart rannte noch einmal an. Mit allem, was der Fußball-Bundesligist an Offensivkraft auf dem Platz hatte. Es ging darum, eine couragierte Leistung gegen den FC Bayern noch zu einem halbwegs guten Ende zu bringen. Doch es kam anders. Ein letzter Fehler von Josha Vagnoman – und Kingsley Coman sorgte für die Entscheidung (90.). 1:3 im Südgipfel nach den Toren zuvor von Angelo Stiller für den VfB sowie Michael Olise und Leon Goretzka für die Münchner.
Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß läuft nun Gefahr, in der Tabelle weiter abzurutschen. Noch ist der VfB zwar Siebter, aber nach der dritten Heimniederlage in Folge dürfte es nach Abschluss des 24. Spieltages anders aussehen. Denn erneut schafften es die Stuttgarter nicht, ihre Teil-Überlegenheit in Punkte umzumünzen. Gegen den Spitzenreiter ist das zwar nicht zu erwarten, aber es war nach starkem Beginn möglich.
Hoeneß vertraute dabei im Grunde der Formation vom 1:1 bei der TSG Hoffenheim. Nur auf den an der Ferse verletzten Leonidas Stergiou musste der Trainer verzichten. Für ihn erhielt Vagnoman eine neue Chance als Rechtsverteidiger. Dem 24-Jährigen eröffnete sich dann gleich die erste VfB-Chance. Nach einem langen Pass von Torhüter Alexander Nübel hatte Vagnoman freie Schussbahn – aber heraus kam nur ein kläglicher Lupferversuch, mit dem der Bayern-Schlussmann Manuel Neuer keine Mühe hatte (6.).
Vincent Kompany veränderte seine Startelf gegenüber dem 4:0 gegen Eintracht Frankfurt auf vier Positionen. Da neben Joshua Kimmich, der an einer Sehnenreizung laboriert, auch Aleksandar Pavlovic krankheitsbedingt nicht dem Kader angehörte, bildeten Goretzka und João Palhinha die Doppelsechs. Darüber hinaus ließ der Bayern-Coach Alphonso Davies als Linksverteidiger anstelle von Hiroki Ito beginnen, Harry Kane rückte zurück in das Sturmzentrum und ersetzte Thomas Müller.
Zum Abschluss kam der englische Star jedoch erst einmal nicht, da die Gäste vor Defensivaufgaben gestellt wurden. Denn die Stuttgarter begannen ohne Scheu vor dem großen Namen. Der Ball lief anfangs gut durch die VfB-Reihen, auch die Zweikampfhärte stimmte. Doch allein über die Schnelligkeit ihrer Flügelspieler strahlten die Bayern ständig Gefahr aus. Wie beim Schuss von Michael Olise (16.). Danach erhielt Jamal Musiala nach einem Missverständnis zwischen Finn Jeltsch und Vagnoman eine Riesenmöglichkeit. Der Edeltechniker traf jedoch das Tor nicht (22.). Der 18-jährige Jeltsch stoppte kurz darauf Leroy Sané (27.).
Der VfB blieb aber das aktivere Team. Mit 58 Prozent Ballbesitz nach einer halben Stunde und einer Chance für Deniz Undav (31.). Der Chancenwucher von Sinsheim schien sich fortzusetzen. Bis Angelo Stiller mit dem linken Bein ausholte – und aus 20 Meter traf (34.). Für Neuer war es der erste Gegentreffer nach drei Zu-null-Spielen.
Der ohnehin hohe Lärmpegel in der ausverkauften MHP-Arena stieg durch Stillers Volltreffer natürlich noch einmal, da sich der VfB für seinen Mut mit der Führung belohnt hatte. Die Hochstimmung erhielt aber noch vor der Halbzeit einen Dämpfer, da Olise der Ausgleich gelang (45.). Eine Szene, die minutenlang vom Videoschiedsrichter Tobias Welz wegen einer möglichen Abseitsstellung geprüft wurde. Vorausgegangen war allerdings eine Unaufmerksamkeit der Gastgeber im defensiven Zentrum.
Nach dem Wechsel war für die weiß-rote Innenverteidigung neben Aggressivität auch eine gewisse Vorsicht angeraten, da sowohl Jeltsch (fünfte Gelbe Karte und damit im nächsten Spiel gesperrt) als auch Jeff Chabot mit Gelb vorbelastet in den zweiten Durchgang gingen. Der VfB kam allerdings nicht mehr so gut ins Spiel, was auch am stärker werdenden Rekordmeister lag.
Die Führung durch Goretzka war dann das nächste Geschenk an die Gäste, als Keeper Nübel einen kurzen Pass auf Stiller an der Strafraumgrenze spielte. „Das nehme ich auf meine Kappe, das war zu riskant“, sagte Nübel hinterher. Goretzka ging energisch dazwischen – und traf (64.).
Mit der Einwechslung von Enzo Millot erhöhte der VfB wieder den Druck. Der Franzose initiierte auch gleich eine gute Aktion, die er selbst abschloss (73.). Klare Chancen ergaben sich anschließend trotz des Anrennens aber nicht mehr. Die Stuttgarter stecken in einer Ergebniskrise und sind als nächstes bei Holstein Kiel gefordert, ehe Bayer Leverkusen in die MHP-Arena kommt.