Deutschland weist mehr Asylbewerber aus

Knapp 10 000 Asylanten in andere EU-Staaten überstellt

Berlin /DPA - Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 mehr Asylbewerber in andere europäische Staaten geschickt, als von dort hierher überstellt wurden. Es habe 2018 insgesamt 9209 sogenannte Dublin-Überstellungen aus Deutschland in andere europäische Länder gegeben, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Ihrerseits habe die Bundes­republik 7580 Menschen aus europäischen Ländern übernommen.

Nach den Dublin-Regeln ist normalerweise jener EU-Staat für Asylanträge zuständig, auf dessen Boden Schutzsuchende zuerst die Europäische Union betreten haben. Findet eine Überstellung nicht innerhalb von sechs Monaten statt, geht die Zuständigkeit für das Verfahren normalerweise an das Land über, das den Migranten überstellen möchte.

Im Jahr 2016 waren dem Sprecher zufolge nur 3968 Menschen in andere Dublin-Staaten überstellt worden, während umgekehrt auf diesem Weg 12 091 Menschen nach Deutschland kamen. Im vergangenen Jahr wurden erstmals auch wieder sechs Migranten nach den Dublin-Regeln nach Griechenland gebracht. Von 2011 bis 2017 geschah dies nicht. Überstellungen dorthin gebe es nur, wenn die griechischen Behörden Zusicherungen für den Umgang mit den Betroffenen abgäben, erläuterte der Sprecher.

Die Zahl der abgelehnten Überstellungen sei hoch und EU-weit einzigartig, so der Sprecher. Die Bedingungen für Asylbewerber in Griechenland gelten als desolat. Aufnahmelager sind überfüllt. Nach der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke ging es in einem Drittel aller Erstanträge auf Asyl um einen Dublin-Fall.

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Erstellt:
22. Januar 2019, 09:54 Uhr

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