„Die EM war ein Highlight für mich“
Das Interview: Marcel Fehr möchte bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio teilnehmen
(sil). Zuerst flog er aus dem Bundeskader, dann durfte er doch mit zur Europameisterschaft: Für Läufer Marcel Fehr waren die vergangenen zwei Jahre eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der 26-Jährige (SG Schorndorf) ist auch in Backnang kein Unbekannter: Viermal konnte er bislang den Silvesterlauf gewinnen. Ende 2017 flogen Sie aus dem Bundeskader, Ihnen gingen damit 2018 bis zu 14000 Euro Fördergelder durch die Lappen. Wie groß ist die Genugtuung, trotzdem bei der EM in Berlin dabei gewesen zu sein? Die Genugtuung war schon da, aber unabhängig vom Kaderrauswurf war es immer mein Traum bei einer Heim-Europameisterschaft teilzunehmen. Es war mir schon sehr wichtig, das erleben zu dürfen. Und ich habe bewiesen, dass ich keine Aussortierware bin. Ich habe mich trotzdem nicht jeden Tag wie ein Schneekönig gefreut, dass ich es jetzt allen gezeigt habe – so war es nicht. Es war durch den Kaderrauswurf schwieriger für mich und natürlich auch ein Stück weit traurig. Aber das Erlebnis vor Heimpublikum zu laufen, 60000 Zuschauer auf den Rängen zu wissen, das ist einfach ein Highlight für mich gewesen. Und da ist die Kadergeschichte schon in den Hintergrund gerückt. Wie bewerten Sie ihren dortigen 18. Platz über 5000 Meter in 13:37,66 Minuten? Das sehe ich von zwei Seiten. Natürlich sieht ein 18. Platz erst einmal nicht so toll aus, 18 ist eine hohe Zahl. Mein Traum war es auch, unter die besten zwölf zu kommen. Aber es war, betrachtet man die Zeiten, die gelaufen wurden, das schnellste EM-Rennen seit 32 Jahren. So weit muss man in der Geschichte zurückgehen, um ein Rennen zu finden, in dem vergleichbare Zeiten gelaufen wurden. Die Leistungsdichte war einfach extrem hoch und es gab reihenweise persönliche Bestzeiten. Die reine Platzierung gefällt mir natürlich nicht und hat mich schon gefuchst. Ich trainiere zweimal am Tag und laufe dann mit Leuten, die wirklich noch ein oder sogar zwei Klassen besser sind als ich – selbst wenn ich in Top-Top-Top-Form gewesen wäre, hätte ich keine Chance gehabt. Wäre ich meine Bestzeit gelaufen, wäre ich aber auch „nur“ auf dem 15. Platz gelandet. Aber die Stimmung dort nehme ich als Motivation für zukünftige Aufgaben mit. Haben Sie auch mit Blick auf die tolle Kulisse im Berliner Olympiastadion Blut geleckt? Was sind die nächsten großen Ziele? Auf jeden Fall habe ich Blut geleckt. Läuferisch habe ich zwei Ziele. Natürlich die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Und ich möchte die 5000 Meter gerne unter 13:20 Minuten laufen, meine Bestzeit liegt bei 13:31 Minuten. Sind Sie und ihre Freundin Hanna Klein auch 2018 beim Backnanger Silvesterlauf dabei und feiern einen Doppelsieg? Vergangenes Jahr hat das geklappt, ob wir es in diesem Jahr wiederholen können, wissen wir noch nicht. Wir planen unsere Teilnahme an solchen Läufen erst immer zwei Monate vorher. Wenn wir mitlaufen, versuchen wir natürlich zu gewinnen.